Mach mich geil!
ihren ersten Aufenthalten hatte sie noch immense Probleme gehabt, die Menschen zu verstehen, jedoch spielerisch ihren Wortschatz erweitert, indem sie einfach nur zuhörte. Wie oft war sie nun schon hierher gereist?
Unzählige Male, und doch noch viel zu wenige, wie sie glaubte.
Mittlerweile kannte Lysandra die Stadt sehr gut, daher fand sie den Weg fast von allein. Das Kolosseum, damals bekannter als amphitheatrum flavium , Roms beliebtester Bau, war auch nicht zu übersehen. Das große Amphitheater bestand aus vier mächtigen Ebenen, die ersten drei mit bogenförmigen Eingängen. Hier wurden in regelmäßigen Abständen die verschiedensten Spiele abgehalten, und heute war Lys wieder einmal wegen der Gladiatoren gekommen.
Es war früher Abend, die Luft noch warm. Der Duft von köstlichen Speisen umschmeichelte ihre Nase, als sie das riesige Gebäude betrat und die Treppen zu den untersten Etagen hinabstieg, in der Hoffnung, wieder die zwei jungen Kämpfer anzutreffen, die bei den Spielen ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten: Lucius und Caius, die gemini gladiatorii . Lys fand sie verdammt sexy, außerdem waren sie atemberaubende Kämpfer. Es hieß, sie seien Zwillinge, sahen sich aber in Wahrheit nur sehr ähnlich. Lys wusste, dass sie in keinster Weise miteinander verwandt waren.
Sie seufzte vor Vorfreude auf und bog in einen langen, von Fackeln beleuchteten Gang unterhalb des Kolosseums ein. Dort wurden für gewöhnlich einen Abend vor den Kämpfen regelrechte Orgien abgehalten. Das ließen sich die Spieleveranstalter durchaus etwas kosten, um noch mehr Besucher anzulocken, auch weibliche. Die Gladiatoren waren vergleichbar mit den Popstars des letzten Jahrtausends. Unter den Römerinnen besaßen sie eine große Fangemeinde. Für sie waren Gladiatoren reine Objekte ihrer sexuellen Begierde, und bei den Festgelagen konnten sie ihre Idole persönlich kennenlernen.
Die Kellergeschosse allein waren schon ein Wunder für sich: Sie ließen sich sogar teilweise fluten, sodass in der Arena Seeschlachten nachgespielt werden konnten. Hier befand sich ein verzwicktes Netz aus Gängen, Kerkern und Anlagen für die Bühnentechnik. Die rußenden Fackeln gaben einen ganz eigenen Geruch ab. Es duftete nach Essen, alkoholischen Getränken, Körperausdünstungen und anderen, undefinierbaren Dingen.
Lachen von umstehenden Frauen und Männern drang an ihre Ohren sowie heitere Klänge verschiedenster Instrumente. Lysandras Sinnesorgane wurden von den vielen Eindrücken geradezu überwältigt. In ihrer sterilen Welt, in der höchstens mal digitale Stimmen durch die Räume hallten, musste sich ihr Gehirn nicht so anstrengen, dennoch hatte sie sich recht schnell an diese Reizüberflutung gewöhnt. Am liebsten wäre sie für immer hiergeblieben, aber das würde vielleicht das Raum-Zeit-Gefüge durcheinanderbringen. Die Wissenschaftler stritten sich immer noch darüber, ob das überhaupt möglich war. Vor allem ihr Vater glaubte fest daran, dass alles, was Lysandra in der Vergangenheit tat, bereits Teil ebendieser Vergangenheit war. Ansonsten würde Horentius McMillan seine Tochter nicht so mir nichts, dir nichts durch die Zeit reisen lassen.
Lysandra schlängelte sich an den zahlreichen Menschen vorbei, die um die athletischen Kämpfer herumstanden, diese betatschten oder mit ihnen flirteten. Doch Lucius und Caius sah sie nicht. Sie wären ihr auch gleich aufgefallen, denn die blonden Männer überragten die meisten anderen noch einmal um einen halben Kopf. Die beiden besaßen auch eigene Räume – wahrscheinlich würden sie sich dort aufhalten.
Lys schlenderte also weiter und überlegte, warum die zwei beim Volk derart beliebt waren. Ob es daran lag, dass sie keine Sklaven oder Kriminelle waren? Sie hatten im Heer gedient, wo sie einem Veranstalter aufgefallen waren, der in Rom die Gladiatorenspiele organisierte. Er bot Lucius und Caius enorme Preisgelder, damit sie regelmäßig in der Arena auftraten.
Als Lysandra um eine weitere Ecke bog, in der es wesentlich ruhiger war, fiel ihr ein neuer Spruch auf, der in die Ziegelmauer geritzt worden war: Lucius und Caius erfüllen die Träume aller römischen Mädchen ... Daneben noch die alten Parolen: L und C, die teuflischen Zwillinge ... Einmal Caius, immer Caius ... Lucius erhellt deinen Tag und bringt Wonne, wie es keiner vermag.
Beinahe hätte Lys laut gelacht. Sie würde es den beiden Angebern zutrauen, selbst diese Sprüche eingraviert zu haben. Ihre Siege hatten sie
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