Mach mich Glücklich!
»Hast du irgendwelche Kontakte hier in der Gegend? Ich weiß, das ist nicht dein Terrain, aber ich versuche herauszukriegen, ob es irgendwelche Gerüchte gab, dass bald etwas passiert.« Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Gott, John, ich tappe vollkommen im Dunkeln - ich weiß nicht einmal, wo sie sich Glynnis und ihren Freund geschnappt haben. Es könnte überall zwischen hier und Laguna Beach gewesen sein. Die Mutter von dem Kerl steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch und ist nicht imstande, mich mit irgendwelchen Einzelheiten zu versorgen.«
»Dann wollen wir mal hoffen, dass sie ein, zwei Beruhigungstabletten nimmt, die ihr eine ruhige Nacht verschaffen, und dass du morgen früh mehr erfährst, wenn sie wieder etwas ruhiger geworden ist«, sagte John. »In der Zwischenzeit solltest du dich auch ein bisschen ausruhen, und ich setz mich in Bewegung und versuche etwas rauszukriegen. Gib mir eine Nummer, unter der ich dich erreichen kann. Nein, warte, das ist vielleicht keine besonders gute Idee - du willst bestimmt die Leitungen frei halten, damit die Entführer durchkommen können. Mein Gott, Zach, du solltest dich endlich damit abfinden, im einundzwanzigsten Jahrhundert zu leben - du bist wahrscheinlich der einzige Mensch, den ich kenne, der immer noch kein Handy hat. Aber gut, das lässt sich jetzt nicht ändern«, murmelte er, und Zach konnte praktisch riechen, wie die Schaltkreise in Rockets Hirn zu rauchen begannen. »Es geht auch so. Ruf mich morgen am späten Vormittag an, und ich sage dir, was ich herausgefunden habe.«
»Danke, John.« Er war seinem Freund tatsächlich sehr dankbar, aber dass ihm jetzt so warm ums Herz wurde, war ihm doch peinlich, und er räusperte sich und sagte mit erzwungener Leichtigkeit: »Am liebsten würde ich dir ja einen dicken fetten Kuss auf den Mund geben.«
»In diesem Leben wohl nicht mehr, Kumpel.« Dann nahm Johns Stimme wieder einen ernsten Klang an. »Halt die Ohren steif, Zachariah. Und lass es mich und Coop sofort wissen, wenn du willst, dass wir kommen. Er meinte, mit dem Auto bräuchten wir von hier aus fünf Stunden. Was sagst du?« Es gab einen leisen Wortwechsel am anderen Ende, und dann kam wieder Johns Stimme aus dem Hörer. »Ice sagt, wir können viel früher da sein, wenn wir ein Flugzeug chartern. Gib also einfach Bescheid.«
Nachdem sie sich gleich darauf verabschiedet und aufgelegt hatten, ging es Zach schon viel besser, auch wenn er seinem Ziel, seine Schwester zurückzubekommen, keinen Schritt näher war als vor zehn Minuten. Aber zumindest hatte er etwas unternommen. Und es war irgendwie ... beruhigend, seine Freunde eingeweiht zu haben.
Er lief eine Weile in seinem Zimmer auf und ab und beschloss dann, ins Bett zu gehen. Er erwartete nicht, viel Schlaf zu bekommen, aber er konnte es wenigstens probieren, und nachdem er sich bis auf die Unterhose ausgezogen hatte, packte er seinen Waschbeutel und machte sich auf den Weg ins Bad.
Als er die Tür geöffnet hatte, blieb er abrupt stehen. Toll. Dass er immer ein solches Glück haben musste. Es hätte doch eigentlich gereicht, dass er und Lily zwei Zimmer direkt nebeneinander hatten, aber nein, sie durften auch noch das Bad miteinander teilen, und offensichtlich hatte sie es schon vor ihm benutzt. Es war warm, dampfig und roch nach Parfüm. Sie hatte ihre sämtlichen Toilettenartikel auf der Ablage verteilt. Zach stand da und starrte das Durcheinander einen Moment lang an. Ihm fiel ein, dass Coop gesagt hatte, John hätte Informationen über sie, und dass er ganz vergessen hatte, sich bei ihm danach zu erkundigen. Es sah ihm überhaupt nicht ähnlich, solche Dinge aus den Augen zu verlieren.
Dann zuckte er kurz die Schultern. Egal. Das hatte auch noch bis morgen Zeit. Er nahm eines der edel aussehenden kleinen Töpfchen und studierte eingehend das Etikett. Er schraubte den Deckel ab und schnüffelte an seinem Inhalt, dann stellte er es, nachdem er es wieder zugemacht hatte, zurück, an seinen Platz. Als Nächstes nahm er einen glänzenden goldfarbenen Stift in die Hand. O Mann. Er schüttelte den Kopf, als er die Hülle eines cremigen roten Lippenstifts abnahm und ihn ganz herausdrehte. Frauen schleppten immer ganz schön viel Scheiß mit sich herum. Sein Waschbeutel war im Vergleich dazu spartanisch ausgestattet.
Vorsichtig drehte er den Lippenstift wieder rein und stellte ihn dahin, wo er ihn weggenommen hatte, dann trat er mit erhobenen Händen einen Schritt zurück, wie um sich
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