Mach mich Glücklich!
feuchten Ärmchen klammerten sich an seinen Hals, und er presste sie an sich und flüsterte ihr tröstende Worte ins Ohr, während er sah, wie hinter dem Fenster die Welt, die er kannte, auf die Größe einer Briefmarke zusammenschrumpfte und dann ganz aus seinem Blickfeld verschwand.
Zach schreckte auf und holte scharf Luft. Er blinzelte, in seinen Augen brannten ungeweinte Tränen, und er verspürte eine unendliche Leere in sich, das Gefühl der Verlassenheit. Dann lag er einfach nur da, starrte an die Decke und atmete tief durch, damit sich sein Herzschlag wieder beruhigte.
Als Kind hatte er diese schrecklichen Momente in unzähligen Träumen wieder und wieder durchlitten. Damals lebte er mit einem ständigen Gefühl der Einsamkeit, und nur die Freundlichkeit seiner Großmutter und das Lachen seiner Schwester konnten die Schärfe dieser Empfindung lindern. Das Versprechen seiner Mutter, sie zu besuchen, hatte sich als leeres Gerede erwiesen.
Während, des ersten und auch noch während des zweiten Jahrs in dem verhassten Haus in Philadelphia hatte er tatsächlich gehofft, dass seine Eltern plötzlich vor der Tür stehen und eingestehen würden, dass sie einen Fehler gemacht hatten, als sie ihn und Glynnis wegschickten. Aber als er zu einem Teenager herangewachsen war, hatte er seine kindlichen Träume aufgegeben. Seine Eltern hatten die Aufgabe, ihn und seine Schwester großzuziehen, Großvater und Großmutter übertragen und waren nur ganze vier Mal erschienen, um sie zu besuchen. Und selbst dann hatten sie ihre Ungeduld, zurück zu ihrer Arbeit zu kommen, nicht verbergen können. Ein Haufen Fremder im fernen Afrika war ihnen eindeutig wichtiger gewesen, als Glynnis oder er es jemals hätten sein können.
Aber das war lange her, eine halbe Ewigkeit, und er war kein verängstigter Elfjähriger mehr. Warum wachte er dann weinend wie ein kleines Kind auf, noch dazu wegen eines Ereignisses, das so weit zurücklag, dass er sich daran - außer in seinen Träumen - kaum mehr erinnerte?
Ärgerlich drehte er sich um und sah auf die Uhr. Na toll. Viertel vor acht - er hatte nicht einmal drei Stunden geschlafen. Aber es wartete Arbeit auf ihn, und daher kroch er aus dem Bett und ging ins Badezimmer, wo er gegen sein Kopfweh noch ein paar Aspirin nahm und sie mit einem Glas Wasser runterspülte. Es brauchte keinen Psychologen, um zu wissen, was dieser Traum nach all den Jahren wieder in ihm wachgerufen hatte. Das Gesicht, das ihm aus dem Spiegel entgegenblickte, als er nach seinem Rasierapparat und der kleinen Dose mit Rasierschaum griff, sah grimmig aus. Erneut hatte er in Bezug auf seine Schwester versagt - und dieses Mal ging es dabei vielleicht um Leben und Tod.
Aber dieses Versagen ließ sich wieder gutmachen, und er würde bald Herr der Lage sein, mochte kommen, was da wollte. Zehn Minuten später verließ er sein Zimmer.
Als er den Fuß der Treppe erreicht hatte, betrat gerade die unscheinbarere der beiden Schwestern, die er gestern Abend kennen gelernt hatte, mit einem voll beladenen Tablett die Halle. Sie sah auf und zuckte zusammen, sodass das Geschirr bedrohlich zu scheppern begann.
»O Gott«, sagte sie. »Haben Sie mich erschreckt.«
»Tut mir Leid. Lassen Sie mich das doch tragen, bitte.« Er nahm ihr das Tablett ab. »Sie sind Jessica, oder?«
»Ja. Ich wollte gerade das Frühstück ins Speisezimmer bringen.« Sie warf einen Blick auf das Tablett in seinen Händen und verzog das Gesicht. »Oder zumindest so etwas Ähnliches. Wollen Sie uns nicht Gesellschaft leisten?«
»Gerne.« Er folgte ihr durch die Halle ins Speisezimmer. Mrs. Beaumont und Richard, die an einem langen Tisch aus Kirschholz saßen, sahen auf, als er eintrat, und wünschten ihm mit gedämpften Stimmen einen guten Morgen.
Jessica dirigierte ihn zu einer Anrichte, wo sie die Krüge mit Milch und Orangensaft, eine silberne Platte mit Toast und ein Glasschüsselchen mit Marmelade von dem Tablett nahm und abstellte.
»Es ist leider nicht viel.« Sie deutete auf einen Stapel mit Tellern und Schüsseln. »Aber da sind noch Cornflakes, wenn Sie wollen, und frischer Kaffee.«
Zach zuckte die Schultern. »Das genügt mir vollkommen.« Er hatte keinen. Appetit, nahm aber an, dass es gegen seine Kopfschmerzen helfen würde, wenn er etwas in den Magen bekäme. Er stellte das Tablett ab, nahm sich eine Scheibe Toast, strich einen Klecks Marmelade darauf, schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und trug sein Frühstück zum Tisch.
Er aß den
Weitere Kostenlose Bücher