Mach mich Glücklich!
und da geriet sie vollends in Panik. Zuerst hatte sie um sich Angst gehabt. Nun hatte sie Angst um ihn. Diese Angst wich jedoch rasch einer rasenden Wut darüber, dass ihn irgendein gesichtsloser Feigling verletzt haben könnte. Augenblicklich war ihre Erstarrung verfolgen. Laut schreiend begann sie den Hang hochzuklettern.
Sie ließ die Hügelkuppe nicht aus den Augen, während sie mit den Baumstümpfen und Ästen kämpfte, die überall aus dem Boden ragten. Plötzlich löste sich ein schwarzer Schatten aus der sowieso schon viel zu schwarzen nächtlichen Dunkelheit und verharrte einen Moment auf der Anhöhe. Mitten in der Bewegung hielt sie inne, ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, ihrer Kehle, ihren Ohren. O Gott. Wie war sie bloß auf die Idee gekommen, dass sie Zach irgendwie helfen könnte? Was ihr im hell erleuchteten Wohnzimmer der Beaumonts als ein guter Einfall erschienen war, hatte sich schon in dem Moment, als sie von der Rückbank des Jeeps kroch, als Riesendummheit erwiesen. Aber der Gedanke, dass er alles ganz allein durchstehen sollte, war ihr unerträglich gewesen.
Jetzt war ihr verzweifelter Wunsch, zu ihm zu gelangen, größer als ihre Angst vor dem Kidnapper, und sie schnappte sich einen Stein, damit sie eine Waffe hatte, und zwang sich, gebückt auf den schrecklichen Schatten auf dem Hügel zuzuschleichen. Er warf seinen Kopf wie ein wütender Hengst in die Luft, aber dann stürmte er zu ihrer grenzenlosen Erleichterung durch die Bäume in die andere Richtung davon. Kaum war der Entführer verschwunden, richtete sie sich auf und flüsterte: »Zach!«
Sie erhielt keine Antwort und wiederholte seinen Namen, lauter dieses Mal und mit mehr Dringlichkeit in der Stimme. Aber die einzige Antwort auf ihr verzweifeltes Flüstern war Stille, die nur von verschiedenen unheimlichen nächtlichen Lauten unterbrochen wurde, und sie begann unwillkürlich zu zittern, während sie in ihren Sandalen, die ihr kaum Halt gaben, den Hügel weiter hinaufkletterte.
Als sie oben angelangt war, hielt sie heftig atmend inne und versuchte, ausgehend von dem Punkt, an dem sie ihn von der Straße aus gesehen hatte, Zachs Position auszumachen. Da hörte sie plötzlich ein leises Stöhnen zu ihrer Rechten, und froh über dieses Lebenszeichen von ihm - und beschämenderweise auch darüber, dass sie mitten im Wald in tiefer Nacht wenigstens nicht allein war - ging sie in die Richtung, aus der der Laut gekommen war.
Sie hatte keine drei Schritte gemacht, als sie stolperte und auf Händen und Knien auf dem Boden landete. Ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle, und mühsam richtete sie sich wieder auf, wobei sie panisch ihre Hände an der Jeans rieb, um den daran haftenden Dreck abzuwischen. Dann nahm sie ihren Weg durch das unwegsame Gelände mit größerer Vorsicht wieder auf. »Zach?«
»Lily. Was, zum Teufel, machst du denn hier?«
Er klang benommen, und vor Erleichterung, seine Stimme zu hören, hätte sie beinahe zu weinen begonnen. Als sie endlich bei ihm war und sah, wie er sich aufsetzte und sich dabei vorsichtig an die linke Schläfe fasste, ließ sie sich auf die Knie fallen, schlang ihre Arme um seinen Nacken und umklammerte ihn.
»Au«, protestierte er mit heiserer Stimme.
Aber er legte immerhin seinen Arm um sie, und sie bebte am ganzen Körper, als sie die Kraft und die beruhigende Wärme spürte, die in dieser Umarmung lagen. Sie klammerte sich an ihn. »O Gott, Zach. Ich hatte solche Angst, dass du tot sein könntest.«
»Wäre vielleicht auch besser. Mich wie ein dummer Rekrut ablenken zu lassen!« Er klang plötzlich viel wacher ... und zorniger. Dann umfasste er ihr Kinn, hob es an und beugte sein Gesicht so weit vor, dass sich ihre Nasen fast berührten. »Wie bist du denn auf die Idee gekommen, dich in meinem Auto zu verstecken? Was hast du dir nur dabei gedacht, Lily?«
»Ich weiß nicht«, sagte sie wahrheitsgemäß. »Der ursprüngliche Plan war doch, dass dir deine Freunde Deckung geben, und als das nicht geklappt hat, wollte ich einspringen, damit du das nicht allein durchziehen musst.« In Anbetracht dessen, was für eine tolle Hilfe sie gewesen war, hörte es sich laut ausgesprochen noch dümmer an. »Ich habe einfach nicht nachgedacht.«
Er sah sie überrascht an. »Du hast mir Deckung gegeben?«
Ihr Lachen klang, als befände sie sich gefährlich nah am Rand der Hysterie. »Na ja, das hatte ich jedenfalls so geplant, theoretisch. Aber es ist so dunkel hier draußen, und der Wald und all die
Weitere Kostenlose Bücher