Mach mich nicht an
unseriös rüberkommen. Ich bin auf das Vertrauen der Leute angewiesen; sie sollen schließlich reihenweise zu mir kommen und für mich arbeiten oder bei ihren Verwandten Werbung machen.«
»Willst du damit andeuten, ich sei schrill und auffällig?«, fragte sie ihn mit trügerischer Freundlichkeit. Natürlich hatte sie sich genau den Teil seiner Aussage herausgepickt, der am wenigsten diplomatisch klang.
»Vaughn will gar nichts andeuten, Annie. Er sagt dir rundheraus, dass du deinen Callgirl-Flitzer zu Hause lassen sollst«, platzte Yank sehr zu Annabelles Missfallen lachend heraus.
Sie presste wütend die Lippen zusammen. »Also gut, dann hol mich um drei vor meinem Haus ab. Dürfte ich noch erfahren, wie ich dort auftreten soll? Als deine Assistentin oder Sekretärin vielleicht? Oder kann ich mich als PR-Agentin zu erkennen geben?«, erkundigte sie sich zuckersüß.
Vaughn schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall. Die Angelegenheit geht niemanden etwas an.«
»Dann könnte sich Annie doch als deine Freundin ausgeben, nicht?« schlug Yank mit einem dämlichen Grinsen vor.
»Nein«, kam es von Annabelle und Vaughn zugleich.
Ob sie sich wohl je wieder in einem Punkt so schnell einig sein würden?
3
Feierabend!
Lola vollzog ihr übliches Aufräumritual. Sie konnte das meiste zwar getrost der Putzfrau überlassen, aber Lola blieb gern ein wenig länger. Sie genoss die abendliche Ruhe im Büro und vor allem das Alleinsein mit Yank, auch wenn er ihre Gesellschaft nicht immer verdiente oder zu schätzen wusste.
»Du glaubst also, du könntest mit Annabelles und Brandons Leben spielen, wie?«, erkundigte sie sich, als Yank ihren Schreibtisch passierte und ihr dabei zuzwinkerte, was wie stets eine Hitzewelle durch ihren Körper sandte.
Er blieb stehen. »Ich spiele nicht. Mir ist es todernst. Alle drei Mädels haben ihr Liebesleben gründlich versaut, und ich sehe mir das nicht länger an.«
»Das sagst ausgerechnet du«, brummte sie. »Sie sind jung und haben ein Recht darauf, Fehler zu machen. Aber was ist mit dir?«
Er verdrehte die Augen und ignorierte wie üblich die Stichelei.
»Annabelle hatte es bis jetzt nur mit Totalversagern zu tun. Sie merkt es doch gar nicht mehr, wenn ihr mal ein anständiger Kerl über den Weg läuft - selbst wenn man sie mit der Nase draufstößt!«
»Ach ja? Brandon Vaughn gehört jetzt also wieder zu den anständigen Kerlen? Gestern hast du ihn noch mies und hinterhältig genannt.«
Er gluckste. »Wenn ein Mann auch mal klein beigeben kann, dann ist er in Ordnung. Ich habe den Jungen vermisst. Außerdem hat er mit Annie eine Menge gemeinsam. Mehr als den beiden klar ist.«
»Von ihrer Vorliebe für Totalversager einmal ganz abgesehen«, sagte Lola ironisch.
»Ganz sicher. Wie sieht es mit dem Zeitplan für morgen aus?«
Sie hatte die Frage danach bereits erwartet und reichte ihm eine Liste, die sie vorhin ausgedruckt hatte. Unentschlossen ließ sie das Blatt zwischen zwei Fingern baumeln. Sollte sie es ihm reichen oder...
»Sei so gut und lies vor, ja?«
Sie seufzte. Wann würde er endlich zugeben, dass er ein Problem hatte? Wenn er nicht bald aus freien Stücken zum Augenarzt ging, war sie wohl oder übel gezwungen, einen Termin für ihn auszumachen.
»Morgen steht das allwöchentliche Frühstück mit Spence Atkins auf dem Programm, danach eine Konferenz mit O‘Keefe und Sophie wegen Randy Dalton und das war‘s auch schon.«
Sie zögerte, dann beschloss sie, ihre Autorität geltend zu machen. Sein Pech, wenn ihm das nicht gefiel. »Dann könntest du ja endlich den Termin bei Dr. Lenkowitz nachholen, den du vorigen Monat abgesagt hast. Du sollest die Sache nicht auf die lange Bank schieben.«
Yank legte mürrisch die Stirn in Falten, was seinem attraktiven Äußeren allerdings keinen Abbruch tat. »Mir geht es bestens, und wenn ich schon mal einen Nachmittag frei habe, dann verbringe ich den lieber auf der Rennbahn als mit tränenden Augen in einer Arztpraxis, wo ich mich mit allen möglichen Apparaten malträtieren lassen muss.«
Sie hielt die Zeitung hoch und fragte: »Was ist das, die Post oder die News?«, wohl wissend, dass er den Unterschied nicht erkennen konnte, ohne ein paar Schritte näher zu kommen. Sie ließ den Arm sinken, ehe er antworten konnte. »Yank, ich vereinbare einen Termin für dich und sage dir dann Bescheid deswegen.«
»Herrisch wie ein Feldwebel, dieses Frauenzimmer«, murrte er.
»Du kannst dir gern eine Sekretärin suchen, die
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