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Mach mich nicht an

Mach mich nicht an

Titel: Mach mich nicht an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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irgendjemand die Wahrheit erfährt, hast du dir ein Bild von der Lage gemacht.«
    Sie starrte ihn wortlos an, was er als Einverständnis interpretierte.
    »Du sollst ja bloß mein Image ein wenig aufpolieren. Sobald du dir eine geeignete PR-Masche zurechtgelegt hast, machst du die Fliege, und das war‘s auch schon.« Er schlug die Tür zu. Blieb zu hoffen, dass er damit recht behielt.
    Vaughn bewohnte eine riesige moderne Monstrosität mitten in einem traditionellen Vorort. Wenn er damit etwas Bestimmtes signalisieren wollte - etwa, dass er sein Lebensziel erreicht hatte -, dann tat er das jedenfalls reichlich großspurig, fand Annabelle.
    Allerdings störte sie weniger das Haus selbst als vielmehr das Fehlen jeglichen Grünzeugs - keine Büsche, Bäume, Blumen oder sonstige Pflanzen, die den kargen weißen Fassaden ein wenig die Strenge genommen hätten. Immerhin bot das Haus ausreichend Platz, sodass sie dem attraktiven, heißblütigen Exsportler wenigstens aus dem Weg gehen konnte.
    Sie konnte sich nach wie vor nicht recht erklären, weshalb sie auf einen Kerl scharf war, der partout nicht auf sie scharf sein wollte. Lag wohl an den verdammten Hormonen. Sie hatte darauf gesetzt, die sexuelle Anziehungskraft neutralisieren zu können, indem sie sie gar nicht erst abstritt, sondern sich bewusst damit auseinander setzte. Träum weiter, Annabelle. Während Vaughn ihr Gepäck auslud, beobachtete sie das Muskelspiel unter seinem Hemd. Er reizte sie mehr denn je.
    Sie folgte ihm die Treppe hinauf und rief sich dabei den Zweck ihres Aufenthalts in Greenlawn in Erinnerung. Schadensbegrenzung bei der Restaurierung eines Gästehauses, das als Sommerschule für unterprivilegierte Kids dienen sollte. Sie schüttelte den Kopf, erstaunt darüber, dass dieser schroffe Kerl, der Tiere nicht leiden konnte, derart altruistisch eingestellt war. Oder stellte er seine wohltätige Ader ganz bewusst zur Schau? Sie schürzte nachdenklich die Lippen.
    Sie musste sich von diesem Mann und der gesamten Situation ein Bild machen und beides schleunigst in den Griff kriegen. Andernfalls stand sie dieser Krise hilflos gegenüber. Bisher zeigte sich Vaughn reichlich unkooperativ. Sie kannte weder seine Freunde noch seine Familie. Wer war Brandon Vaughn eigentlich? Welches Image wollte er mit seinem Projekt vermitteln? Vielleicht konnte sie ja ein paar Schlüsse aus seinem trauten Heim ziehen.
    Doch weit gefehlt: Das große, einsame Haus brachte denkbar wenig brauchbare Ideen für einen Schlachtplan zur Schadensbegrenzung. Und auch die Tatsache, dass er sie angewiesen hatte, sich möglichst wenig blicken zu lassen, missfiel ihr. Sie konnte sich durchaus ein wenig im Hintergrund halten, aber um seine Schwierigkeiten zu beheben, würde sie zweifellos ein paar bleibende Eindrücke hinterlassen müssen.
    »Schönes Haus«, stellte sie mit gekünsteltem Enthusiasmus fest.
    »Findest du? Ich hasse es.« Er blieb vor der Haustür stehen und fischte einen Schlüssel aus der Tasche.
    Hm. Bei so einer Aussage konnte Nachhaken durchaus lohnend sein. »Und warum lebst du dann hier?«
    »Weil ich wieder in meine Heimatstadt ziehen wollte und dieses Haus als einziges meinen Bedürfnissen entsprach.«
    Er öffnete schwungvoll die Tür und schleppte ihr Hab und Gut ins Haus; die Tasche mit ihrem Laptop über einer Schulter, die Toilettentasche in der Hand, den großen Koffer zog er hinter sich her.
    Die Tiere hatte er wohlweislich ihr überlassen. Sie trat ein, Boris in der Linken, Natasha in der Rechten. »Die da wären?«, bohrte sie nach.
    »Ruhe, Frieden und viel Platz.«
    Sie nickte, als sei damit alles klar, auch wenn dem nicht so war. Sie hatte ihr Leben lang gefürchtet, von den Menschen, die ihr am Nächsten standen, getrennt zu werden. Selbst heute noch wohnte sie Tür an Tür mit Sophie und Micki, damit sie sie jederzeit um sich scharen und ihre Stimmen hören konnte. Sie füllte sogar ihre Wohnung mit Gegenständen und Lebewesen, die ihr das Gefühl gaben, nie allein zu sein.
    »Und, welchen Flügel soll ich beziehen?«, fragte sie nur halb im Scherz.
    »Die Hütte ist zwar riesig, aber ich verwende bloß einen Teil davon«, gab er zurück. »Die meisten Zimmer sind nicht geputzt und auch nicht möbliert, weil ich sie ohnehin nicht brauche.«
    Hatte er nicht eben behauptet, viel Platz zu benötigen?
    Er führte sie durch den weiß getünchten Korridor. »Das ist die Küche«, erklärte er. Hochmodern eingerichtet, weiße Schränke, weiße Wände,

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