Mach mich nicht an
Hund vor die Tür.« Mit diesen Worten trabte sie davon, ehe er etwas sagen oder auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, und ließ ihn in einer dezenten Duftwolke stehen in der Gewissheit, dass ihm eine lange, schlaflose Nacht bevorstand.
Lola nahm den Hörer von der Gabel, legte jedoch gleich wieder auf. Sie hatte Yank versprochen, dicht zu halten - aber wie lange noch? Wie sollte sie den Mädchen die Diagnose verschweigen?
Die Worte des Augenarztes hallten noch deutlich in ihren Ohren: Bei einer Makuladegeneration konnte sich das Sehvermögen je nach Patient sehr rasch, aber auch langsam verschlechtern. Auch die Heilungschancen waren höchst unterschiedlich, aber auf jeden Fall gab es Mittel und Wege, den Verlauf der Krankheit zu beeinflussen oder ganz zu stoppen. Sie hatten ausführliches Informationsmaterial erhalten, doch Yank weigerte sich vorerst, es zu lesen. Verleugnung war in dieser Situation eine völlig normale Reaktion und würde sich geben, sobald Yank sich an den Gedanken gewöhnt hatte, behauptete der Arzt. Hoffentlich behielt er Recht. Und in der Zwischenzeit wollte Lola alle potentiellen Behandlungsmethoden ausloten.
Aber erst musste sie den Mädchen Bescheid geben. Es würde wohl darauf hinauslaufen, dass sie Yank ein Ultimatum stellte - wenn er es ihnen nicht eröffnen wollte, würde sie es eben tun.
Während sie gemeinsam im Wartezimmer gesessen waren, hatte sie Yanks Profil studiert und war endgültig und unumstößlich zu der Überzeugung gekommen, dass sie diesen Mann liebte. Wenn sie ihm Hilfe zur Selbsthilfe leisten, ihm einen Schubs in die richtige Richtung verpassen musste, dann würde sie es ohne zu zögern tun.
Sie betrachtete die Einkaufstüten mit ihrer neuen Garderobe, die im ganzen Raum verstreut herumlagen.
Sie hatte sich ein paar neue Outfits zugelegt, mit denen sie jedem Mann ins Auge stechen würde, selbst einem alten Dickschädel, der nur noch verschwommen sah.
Jetzt brauchte sie nur noch den Mut, ihre neue Garderobe auch tatsächlich zu tragen. Aber den würde sie mit Sicherheit aufbringen - schließlich stand ihre Zukunft auf dem Spiel.
7
Als Vaughn erwachte
, lag ein weiches, warmes Etwas neben ihm, das beruhigend langsam und regelmäßig atmete. Er rollte sich zur Seite, öffnete die Augen und stellte fest, dass er von einem grünen Augenpaar angestarrt wurde. »Annabelle!«, brüllte er. »Beweg sofort deinen Hintern hier herein!«, worauf das Etwas allem Anschein nach eine Katze - erschrocken das Weite suchte und sich unter dem Bett verkroch.
Annabelle stürzte herbei und kam schwankend an der Tür zum Stillstand. »Was ist passiert?«
»Ich bin gerade neben einer Katze aufgewacht!« Er lehnte sich in den Kissen zurück und verschränkte empört die Arme.
»Ach ja?« Sie ließ den Blick über seine unbekleidete Brust gleiten. »Sag mal, bist du etwa nackt unter dieser Decke?« Sie lächelte ein sinnlich-träges, viel sagendes Lächeln, als wolle sie genau da anknüpfen, wo sie gestern Abend aufgehört hatten.
Sein Körper war bei ihrem Anblick schlagartig hellwach, was sie aber nicht zu bemerken schien. Nun, er würde sie mit Sicherheit nicht auch noch darauf hinweisen. »Spar dir dein Ablenkungsmanöver.«
»Dann beantworte meine Frage.« Sie leckte sich bedächtig über die Lippen, damit kein Zweifel über ihre Absichten aufkommen konnte. »Was hast du an, Vaughn?«
Er stöhnte auf. Wie kam es nur, dass sie stets die Zügel in der Hand behielt? Und warum zum Teufel bereitete ihm das eigentlich so verdammt viel Spaß? »Dasselbe wie immer, wenn ich im Bett liege - nichts«, gab er zurück.
Sie blinzelte und starrte weiter auf seine nackte Brust. »Du bist also splitterfasernackt, während wir uns hier unterhalten?«
Er schob das Kinn entschlossen nach vorn. »Eigentlich ging es um etwas ganz anderes«, erinnerte er sie. »Da lag ein wildfremdes Katzenvieh in meinem Bett.«
»Immer noch besser als ein wildfremdes Frauenzimmer, oder?«
Er verdrehte die Augen. »Also, hör mal, du trabst hier mit einem Hund und einem Hasen an, und jetzt hast du auch noch eine Katze angeschleppt! Wann, wie und vor allem warum , um Himmels willen?«
Er würde den Teufel tun und weiterhin mit ihr seine mangelnde Bekleidung diskutieren. Er hatte bereits seinen allmorgendlichen Steifen und Annabelles Anblick machte die Sache nicht unbedingt besser: Zerzaustes Haar, keinerlei raffiniertes Make-up, kurzärmeliges T-Shirt, passende Shorts - in einem Bikini wären ihre
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