Mach mich nicht an
Geschmack.
»Ich muss jetzt leider los. Vergiss nicht, mich anzurufen und mir deine Entscheidung mitzuteilen. Ich werde für immer tief in deiner Schuld stehen, Brandon. Ehrlich.«
Sie legte auf, ehe er etwas erwidern konnte. Zum Glück, denn es behagte ihm ganz und gar nicht, wenn sie ihm auch nur das Geringste schuldete.
Nachdem wieder Stille eingekehrt war, vernahm er, wie Annabelle sich in seiner Küche zu schaffen machte. Er warf die Bettdecke zurück, erhob sich, schlüpfte in seine Jeans und sagte sich, dass er jetzt frühstücken und danach zur Arbeit gehen würde wie an jedem x-beliebigen anderen Tag.
Wenn er heute Abend nach Hause kam, hatte er allerdings die Gewissheit, dass er noch einmal mit Annabelle schlafen konnte. Und dann gleich noch einmal, wenn ihm der Sinn danach stand. Und nicht einmal ein Gespräch mit Laura konnte ihm die Vorfreude darauf verderben.
So kam es, dass er bester Laune war und sich seit langem wieder einmal so richtig auf den vor ihm liegenden Tag freute, als er frisch geduscht und mit einem unverschämten Grinsen im Gesicht die Küche betrat.
Nicht einmal das hartnäckige Klingeln des Telefons (seine Eltern, wie ihm die Rufnummernanzeige verriet), konnte seine Stimmung trüben - zumal er den Entschluss gefasst hatte, Estelle und Theodore samt ihrer destruktiven negativen Einstellung ein für allemal aus seinen Gedanken zu verbannen und künftig alles zu ignorieren, was auch nur im Entferntesten mit ihnen im Zusammenhang stand.
Er ging beschwingten Schrittes zum Tisch und setzte sich neben Annabelle. »Cornflakes mit Milch?«, stellte er erstaunt fest.
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Ja, warum? Was hast du erwartet - Pancakes etwa? Eier? Oder womöglich sogar Waffeln?« Lachend schüttelte sie den Kopf. »Mehr gibt es bei mir morgens nicht, also gewöhn dich lieber schon mal daran.« Als ihr klar wurde, was sie eben gesagt hatte, riss sie erschrocken die Augen auf. »Ähm, ich meine, mehr gibt es bei mir morgens nicht, Punkt.«
»Hey, Cornflakes mit Milch sind mir sehr recht.« Er tat, als hätte ihren verbalen Ausrutscher überhört, weil sowohl ihr Verhalten als auch ihr entspanntes Lächeln den Eindruck erweckten, als mache sie sich keinerlei Gedanken über das, was zwischen ihnen geschehen war, als erwarte sie nichts weiter von ihm.
Wie es schien, waren sie genau auf einer Wellenlänge. Das lief ja hervorragend.
»Heute keine Hiobsbotschaften von der Baustelle?«, erkundigte sie sich.
Er schüttelte den Kopf. »Offenbar nicht. Ich bezahle den Handwerkern jede Menge Überstunden, damit sie auch am Wochenende arbeiten, aber mir soll‘s recht sein, wenn wir die Probleme damit beheben und rechtzeitig eröffnen können.«
Sie rührte mit dem Löffel in ihren aufgeweichten Cornflakes. »Hör mal, ich habe über die PR-Kampagne und das Nachhilfe-Sommercamp nachgedacht. Ich verstehe ja, dass du Wert auf Verschwiegenheit legst, aber es gibt subtile Mittel und Wege, um Kindern, die an einer Leseschwäche leiden, auch während des Schuljahres bei der Überwindung ihrer Schwierigkeiten zu helfen.« Sie musterte ihn vorsichtig. Wahrscheinlich wollte sie ihn nicht gleich wieder auf die Palme bringen, indem sie dieses Thema anschnitt.
Er holte tief Luft. Zugegeben, er hatte sich gelobt, Annabelle bei ihrer Arbeit zu unterstützen, wo er nur konnte und nicht mit Verärgerung oder Abwehr zu reagieren. Aber sein Instinkt drängte ihn nach wie vor, in die Defensive zu gehen, vor allem nach seinem Gespräch mit Laura vorhin.
»Sag bloß, du hattest heute Nacht Zeit, dir darüber den Kopf zu zerbrechen. Dabei habe ich mich so bemüht, dich abzulenken«, scherzte er in der Hoffnung, die Diskussion damit beenden zu können, ehe sie überhaupt angefangen hatte.
»Da musst du dich wohl noch mehr ins Zeug legen.« Sie zuckte die Achseln, worauf ihr der Ausschnitt des T-Shirts über die Schulter rutschte und ein Stück nackte Haut entblößte; ob absichtlich oder nicht, war schwer zu sagen. Jedenfalls stieg seine Körpertemperatur sogleich um ein paar Grad.
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. »Versuch gar nicht erst, mich vom Thema abzubringen.«
Er stöhnte und zwang sich zu sagen: »Also gut, lass hören, zu welchem Schluss du gekommen bist.«
»Du bist ein erfolgreicher Geschäftsmann und ein berühmter Spitzensportler, auch wenn ich dir das nur ungern auf die Nase binde - dein Ego ist auch so schon groß genug. Überleg doch mal, was deine Enthüllung für alle deine jugendlichen
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