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Mach mich nicht an

Mach mich nicht an

Titel: Mach mich nicht an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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haben musste, ihm diese Neuigkeit zu eröffnen. Dass er es getan hatte, bewies, welch starke Freundschaft sie selbst nach all den Jahren Funkstille verband. Und sie würde noch stärker werden, wenn Vaughn Yank in dieser schweren Zeit zur Seite stand. Wenn allerdings die Sache mit Annabelle ans Licht kam, konnten beide Männer nur verlieren.
    Vaughn schluckte und konzentrierte sich darauf, sein Mitleid mit Yank zu unterdrücken. »Darf ich fragen, wie du dieses Geheimnis bewahren willst, wenn du erst anfängst, gegen die Wände zu rennen?«
    Yank stieß ein raues Lachen hervor. »Es kann noch eine ganze Weile dauern, bis es so weit kommt. Eine Makuladegeneration macht sich mitunter erst nach Jahren bemerkbar. Es wird sich zeigen, wie schnell die Krankheit fortschreitet. Im Moment musste ich dringend vor Lola flüchten - dieses Weib treibt mich noch in den Wahnsinn.«
    »Weiß sie Bescheid?«
    Yank strich sich mit der Hand über den Vollbart. »Sie wusste es schon vor mir. Zumindest hat sie es geahnt. Zuerst zerrte sie mich zu diesem Scheißarzt, dann las sie jedes einzelne Buch darüber, das es gibt und ehe ich mich versah, kaufte sie mir allen möglichen Schnickschnack - ›für den Ernstfall‹.«
    »Zum Beispiel?«
    Yank fummelte an seiner Armbanduhr herum, bis eine digitale Stimme verkündete: »Es ist elf Uhr und fünfzehn Minuten.«
    Vaughn unterdrückte ein Lachen.
    »Und sie ließ sich die dämlichsten Veränderungen einfallen, ›damit ich mich daran gewöhnen kann, ehe ich blind werde‹«, sagte Yank, in dem kläglichen Versuch, Lolas Stimme nachzumachen.
    Vaughn senkte den Kopf, um sein Grinsen zu verbergen. »Ich nehme mal an, du findest ihre Reaktion überzogen.«
    »Ist sie eine Frau, oder ist sie eine Frau?«, fragte Yank sarkastisch. »Du würdest nicht glauben, was sie sich alles ausgedacht hat.«
    »Ich kann es mir vorstellen.« Schier unbegreiflich, dass Lola diesen Dickschädel liebte.
    »Was kannst du dir vorstellen?«, wollte Annabelle wissen, die eben hereingeschneit kam.
    Vaughn sah auf. Sie hatte sich karierte Boxershorts und ein hautenges, knallrotes T-Shirt übergestreift simpel und sexy und einfach zum Anbeißen. Er sehnte sich sogleich danach, die Ereignisse der vergangenen Nacht noch zigmal zu wiederholen.
    Er schüttelte heftig den Kopf und berichtete: »Yank hat eben von seiner neuesten Herausforderung erzählt.«
    Der Alte nickte. »Es geht um Lola. Sie hat total durchgedreht.«
    »Ach ja? Erzähl.« Annabelle kuschelte sich neben Yank aufs Sofa, die Beine untergeschlagen, das Kinn in die Hand gestützt. In ihren Augen leuchtete eine Wärme und Zuneigung zu ihrem Onkel, die Bände sprach und in Vaughn eine unbändige Sehnsucht nach bedingungsloser Liebe und Anerkennung weckte. Würde jemals eine Frau solche Gefühle für ihn hegen?
    Sie würde Bescheid wissen wollen, dachte Vaughn. Zum Teufel, sie verdiente es, Bescheid zu wissen. Aber es stand ihm nicht zu, ihr die Wahrheit zu sagen. Er würde sein Wort unter keinen Umständen brechen.
    »Meine Assistentin hat sich über Nacht in ein liederliches Frauenzimmer verwandelt. Auf einmal trägt sie Stöckelschuhe, hautenge Hosen, tief ausgeschnittene Blusen.« Schon bei der Beschreibung dieser modischen Entgleisungen wurde er puterrot. »Ausgerechnet Lola!«
    Annabelle riss erstaunt die Augen auf. »Sag bloß, das stört dich?«
    »Und ob es mich stört, Teufel nochmal!«
    »Entschuldige bitte, aber ich sehe darin beim besten Willen kein Problem. Du als Parade-Junggeselle beschwerst dich darüber, dass du von deiner gut aussehenden Sekretärin angemacht wirst?«
    Annabelle unterdrückte mit Müh und Not ein herzhaftes Lachen.
    »Hüte deine Zunge, Annabelle Jordan! Ich habe nicht behauptet, sie würde mich anmachen. Aber sie benimmt sich in letzter Zeit äußerst seltsam, und genauso seltsam zieht sie sich auch an.« Er fixierte seine Nichte misstrauisch. »Und du hast automatisch angenommen, sie sei in die Offensive gegangen. Daraus schließe ich, dass du sie zu diesem Sinneswandel angestiftet hast.«
    Annabelle verdrehte die Augen. »Habe ich nicht! Obwohl ich unumwunden zugeben muss, dass ich Lola zu ihrem Entschluss nur beglückwünschen kann.«
    »Siehst du, Vaughn? Die Weiber verbünden sich alle gegen mich!«
    Annabelle warf dem Angesprochenen einen amüsierten Blick zu, den dieser mit einem Achselzucken quittierte. Da auch er Lola ans Herz gelegt hatte, mit ihren Reizen nicht so zu geizen, hielt er sich jetzt lieber zurück.

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