Mach mich nicht an
Tisch. »Um ehrlich zu sein, ist Nick ziemlich leicht zu durchschauen, wenn man weiß, worauf man achten muss.«
Diese Aussage ließ die Augen ihres Gegenübers erwartungsvoll aufleuchten. »Ach ja? Erzähl mal.«
»Aber erst musst du mir schwören, dass es dir ernst mit ihm ist.« Annabelle hatte Nick richtiggehend ins Herz geschlossen und konnte seinen Standpunkt durchaus nachvollziehen. Wir leiden eben alle unter irgendeiner Unsicherheit, ob wir sie uns und anderen eingestehen oder nicht, dachte sie. Und sie musste es schließlich wissen.
Mara wirkte einen Augenblick nachdenklich. »Ich liebe Nick. Aus ganzem Herzen. Aber er nimmt mich gar nicht richtig zur Kenntnis.«
Genau das hatte Annabelle hören wollen. Erleichtert fuhr sie fort: »Es gibt triftige Gründe für seine Zurückhaltung, aber die haben nicht das Geringste mit dir zu tun. Daher schlage ich vor, du ergreifst die Initiative - geh aus dir heraus, zeig ihm, dass er dir das Risiko wert ist.«
Mara schwang lächelnd in ihrem Drehsessel hin und her. »Ich hätte nie gedacht, dass du es befürwortest, wenn Frauen den ersten Schritt machen.«
Annabelle dachte an ihren kühnen Auftritt gestern Abend, als sie im Seiden-Teddy an Vaughns Türe geklopft hatte. »Wenn du wüsstest«, murmelte sie grinsend.
Mara kräuselte nachdenklich die Nase. »Dabei dachte ich immer, die Männer gehen lieber selbst in die Offensive.«
Annabelle wollte Nicks Geheimnis auf keinen Fall preisgeben, also erwiderte sie nur: »Sagen wir mal, in diesem Fall wäre es hilfreich, wenn du Nick signalisierst, dass du ihn willst - und nur ihn.«
Da kniff Mara die Augen zusammen und stöhnte. »Es ist wegen Vaughn, habe ich Recht?«
»Wie kommst du darauf?«
»In dieser Stadt dreht sich früher oder später immer alles um Brandon Vaughn. Und Nick ließ hin und wieder so kryptische Bemerkungen fallen, aus denen ich schließe, dass er denkt, ich wäre noch immer an Brandon interessiert. Dass ausgerechnet der mir zum Verhängnis wird! Ich habe ihn damals abserviert, nicht umgekehrt - und glaub mir, ich habe es nicht eine Sekunde bereut.«
»Warum eigentlich?«, fragte Annabelle, und nicht nur aus reiner Neugier. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was eine Frau dazu veranlassen konnte, von sich aus mit diesem Mann Schluss zu machen.
Als Antwort kam ein Achselzucken. »Es hat zwischen uns einfach nicht gefunkt. Bei Nick dagegen -« Sie wischte sich mit der Hand theatralisch ein paar imaginäre Schweißtropfen von der Stirn. »Schon bei dem Gedanken an ihn kriege ich weiche Knie.«
Annabelle lachte. »Dann musst du sicherstellen, dass er das weiß.«
Maras Augen blitzten unternehmungslustig auf. »Das werde ich.«
»Gut, dann können wir ja jetzt an die Arbeit gehen, oder?«
Mara drehte sich eilfertig zu Computer und Keyboard herum. »Klar. Wie kann ich dir helfen? Wer mir so unbezahlbare Ratschläge erteilt wie du eben, für den tue ich alles.«
»Du vergisst, dass dein Boss uns außerdem dafür bezahlt«, stellte Annabelle sarkastisch fest.
Mara kicherte. »Das auch, ja.«
»Okay, es geht um Folgendes. Wir müssen Vauhgns Großzügigkeit ein bisschen herausstreichen, um der schlechten Publicity aufgrund des Sabotageakts neulich Nacht entgegenzuwirken.«
»Und wie willst du das bewerkstelligen?«
»Indem wir allen Gästen, die bereits gebucht haben, einen Brief schicken und ihnen mitteilen, dass sie, wenn sie nicht stornieren, mit einer Gratisübernachtung belohnt werden.«
Mara nickte und begann zu tippen. »Auf offiziellem Briefpapier mit Briefkopf, nehme ich an?«
»Genau. Vielleicht könnten wir ja noch eine Broschüre dazulegen und sie daran erinnern, dass es nie zu früh ist für die Buchung des nächsten Urlaubs, zum Beispiel für die Osterferien.«
Mara machte sich eine entsprechende Notiz auf einem Block neben dem Mousepad. »Geht klar.«
»Bestens.« Annabelle sammelte ihre Unterlagen zusammen, stopfte sie in ihre Aktentasche und schnappte sich ihre Handtasche. »So, und jetzt muss ich mich dringend um ein gewisses Familienmitglied kümmern, das sich bei Vaughn eingenistet hat.«
»Ich erledige jetzt erst einmal das hier und gehe später die Sache mit Nick an.«
Annabelle seufzte und machte sich auf den Weg, in Gedanken bereits bei ihrem starrsinnigen Onkel. »Ich kann mich im Augenblick nicht entscheiden, welche Aufgabe mir lieber wäre - deine oder meine.«
Das Handy zwischen Schulter und Ohr geklemmt, fischte Annabelle kurz darauf das
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