Mach mich nicht an
Geld für den Taxifahrer aus der Börse, der sie eben vor Vaughns Haustür abgesetzt hatte. Sie drückte ihm ein paar Scheine in die Hand und erklomm die Treppe zur Vordertür.
»Also, ich habe mir das so vorgestellt: Wenn ich Onkel Yank erzähle, dass Lola hinter Spence Atkins her ist, dann wird er sich schleunigst auf den Weg zurück in die City machen«, erklärte sie ihrer Schwester Sophie gerade. Annabelle hatte sich einen Plan zurechtgelegt, um ihren Onkel nach Hause zu schicken, wo er hingehörte. Sie liebte ihn von ganzem Herzen, aber ihre Zeit mit Vaughn war knapp bemessen - und sie war fest entschlossen, sich nicht die Tour vermasseln zu lassen.
»Vergiss es, Annie. Es ist nämlich so -«
»Augenblick, bitte«, unterbrach Annabelle sie, um in den unendlichen Tiefen ihrer Handtasche nach Vaughns Ersatzschlüssel zu wühlen und nach erfolgreicher Suche die Haustür aufzusperren.
»Denk doch mal ein bisschen weniger analytisch, Sophie. Es muss ja nicht unbedingt stimmen. Ich will Onkel Yank ja nur endlich aus der Reserve locken. Schließlich geht es hier um - Lola!« Annabelle blieb wie angewurzelt stehen. Da stand die Assistentin ihres Onkels, in Vaughns Eingangshalle!
»Nix analytisch, ich rede von Tatsachen«, tönte Sophie belustigt. »Ich nehme an, du bist eben über Lola gestolpert? Nun, ich wollte dich warnen, aber du hast es ja immer so eilig.«
»Das wirst du mir büßen«, gelobte Annabelle.
»Tu ich doch schon. Ich habe Randy, den Wichser am Hals«, erinnerte Sophie ihre Schwester. »Grüß Onkel Yank und Lola von mir.« Es klickte in der Leitung, dann herrschte Schweigen.
Jetzt musste Annabelle sich also alleine um ihren Onkel kümmern - und um Lola obendrein, die übrigens äußerst attraktiv aussah. Sie wirkte mindestens zehn Jahre jünger und zu allem entschlossen. Da konnte Onkel Yank sich ja auf einiges gefasst machen.
»Nun seid ihr also beide hier«, stellte Annabelle fest.
»Ganz recht. Dein Onkel braucht dich«, erläuterte Lola, »und ich habe dich vermisst.« Sie schloss Annabelle ungestüm in die Arme.
Annabelle drückte Lola an sich. Dabei stieg ihr ein vertrauter Duft in die Nase. »Love‘s Baby Soft?«, fragte sie leise.
Lola lächelte. »Ich hoffe, mit diesem Parfüm kann ich ihn an früher erinnern.«
Annabelle war platt. Lola versuchte also tatsächlich, Onkel Yank zu verführen! Aber konnte sie das nicht in New York tun, damit sie selbst mit ihrer Verführung von Vaughn fortfahren konnte?
»Bist du gekommen, um Onkel Yank nach Hause zu holen?«, erkundigte sie sich hoffnungsfroh.
»Ich kann euch hören«, bellte Yank, der mit Boris auf dem Schoß auf dem Wohnzimmersofa thronte. Spike hatte sich auf der Rückenlehne hinter seinem Kopf zusammengerollt. »Also redet gefälligst nicht über mich, als wäre ich gar nicht anwesend.«
Lola schüttelte den Kopf. »Dann hör auf, dich zu benehmen, als wärst du taub, stumm und -«
»Schweig!«, knurrte er. »Ich habe dich doch absichtlich in der Stadt gelassen, damit du dich dort um meine Angelegenheiten kümmerst.« Er bedachte Annabelle mit einem selbstgefälligen Blick. »Sie tut nämlich immer, was ich ihr auftrage.«
»Tja, das war einmal«, widersprach seine Assistentin. »Aber die alte Lola gibt es nicht mehr. Vor dir steht die nagelneue, verbesserte Version.«
Tatsächlich hätte Annabelle die Frau, die sie aufgezogen hatte, beinahe nicht wieder erkannt: Kein langer schwarzer Rock mehr, keine brave hochgeschlossene Bluse, keine bequemen flachen Schuhe, nein: Lola trug einen sexy Mini, ein figurbetontes, ärmelloses schwarzes Top mit silbernen Nieten am U-Bootausschnitt und dazu knallrote Stilettos, die Annabelle nur zu gern zu ihrer Garderobe gezählt hätte. Ehe sie etwas erwidern konnte, kam Vaughn des Wegs und stieß einen bewundernden Pfiff aus. Damit waren jetzt wirklich sämtliche Protagonisten versammelt.
Lola errötete und meinte: »Danke, Brandon.«
Er nickte zuvorkommend. »Gern geschehen.«
Dann nahm er die dunkle Sonnenbrille ab und hakte sie in den Ausschnitt seines kragenlosen Poloshirts.
O, ja, er war unwiderstehlich. Sein Verhalten passte perfekt zu dem heißen Körper in den engen Jeans. Annabelle verspürte schon wieder Schmetterlinge im Bauch, wenn sie ihn so ansah.
Vaughn blickte von Lola zu Yank. »Also, auf mich wirkt sie nicht wie ein Flittchen«, worauf Annabelle sich vor Schreck verschluckte und husten musste.
»So, so, wie ein Flittchen?« Lola stöckelte zu Yank hinüber und
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