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Mach mich nicht an

Mach mich nicht an

Titel: Mach mich nicht an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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entgegnete ihr Onkel mit erhobener Stimme.
    »Du verwendest genau dieselben Worte wie damals, nur diesmal aus einem anderen Grund. Damals hattest du Angst davor, dich dauerhaft zu binden. Heute fürchtest du dich vor dir selbst«, erwiderte Lola mit eindringlicher Stimme.
    Was sollte das bedeuten? Annabelle hatte keine Ahnung, nahm aber an, es stand mit dem Grund für den plötzlichen Besuch ihres Onkels in Verbindung. Er hatte unverkennbar vor etwas Angst, aber wovor?
    »Ich fürchte mich vor nichts und niemandem«, brüllte Yank jetzt, doch ein leichtes Zittern in seiner Stimme verriet Annabelle, dass dies nicht der Wahrheit entsprach.
    »Ich genauso wenig. Und ich werde es dir beweisen«, sagte Lola fest. Dann wechselte sie zu Annabelles Überraschung das Thema: »Geh mit mir zum Sommerfest.«
    Annabelle hielt den Atem an und versuchte vergebens, sich den Gesichtsausdruck ihres Onkels auszumalen.
    »Als Gastgeber bin ich ohnehin dort«, erinnerte er sie.
    Typisch Mann. Annabelle grinste. Gott segne Yank und seine unendliche Sturheit.
    »Ich möchte, dass du als mein Date mit mir hingehst.« Und das von Lola!
    Einen Augenblick herrschte Totenstille, ehe Lola fortfuhr: »Wenn du unserer Beziehung keine Chance gibst, dann verlasse ich dich, Yank. Dich und Hot Zone.«
    Bei diesen Worten stiegen Annabelle unvermittelt Tränen in die Augen, das Herz zog sich in ihrer Brust zusammen und klopfte noch heftiger als zuvor. Kaum zu fassen. Hier stand sie im Korridor und fühlte sich wieder klein und unbedeutend, obwohl sie eine erwachsene Frau war und wusste, dass Lola aus ihrem eigenen Leben nie verschwinden würde. Plötzlich war sie wieder das zwölfjährige Mädchen, das hörte, wie ein praktisch wildfremder Onkel mit der Frau vom Sozialamt über ihr Schicksal und das ihrer Schwestern entschied.
    Sie fühlte sich machtlos, hilflos, ausgeliefert. Ohne es zu merken, sank sie zitternd zu Boden und starrte in Gedanken versunken auf die gegenüberliegende Wand. Als sie sich wieder im Griff hatte, herrschte Schweigen im Wohnzimmer. Sie hatte die Antwort ihres Onkels gar nicht gehört.
    Vaughn kam später als geplant nach Hause, weil Roy ihn abgefangen und mit Fragen zum Thema American Football gelöchert hatte, um an seinem freien Tag mit Todd trainieren zu können. Der Vorarbeiter schien ungewöhnlich verzweifelt darum bemüht, sich in das Leben seines Sohnes einzuklinken, was Vaughn gut nachvollziehen konnte. Schließlich hätte er selbst alles dafür gegeben, dass seine Eltern einmal Interesse an seinem Leben zeigten.
    Nach einer Weile allerdings wimmelte er Roy ab mit dem Argument, er sei müde und habe Kopfschmerzen.
    Als er das Haus betrat, schlug ihm eine verdächtige Stille entgegen. Von Yank oder Lola keine Spur. Wahrscheinlich saßen sie in ihren Zimmern. Er fragte sich, wie lange die beiden ihn wohl noch mit ihrer Anwesenheit beehren wollten.
    Er bog um die Ecke, betrat sein Zimmer und schloss die Türe hinter sich. Boris stürmte sogleich auf ihn zu und hopste wie ein Springstab um ihn herum. Der Köter reichte ihm selbst, wenn er auf den Hinterläufen stand, noch nicht einmal mal bis ans Knie.
    »Sitz«, brummte Vaughn.
    Boris warf sich flach auf den Boden.
    »Da müssen wir wohl noch ein bisschen üben, Wattebausch.«
    Der Hund wedelte übertrieben enthusiastisch mit dem Schwanz und ließ atemlos die Zunge aus dem Maul hängen.
    »Spar dir deine Begeisterung. Hast du noch immer nicht kapiert, dass ich ein Mann bin?«
    Trotzdem beugte er sich, ohne es zu wollen, hinunter, hob den Kleinen hoch, drückte ihn an sich, wie Annabelle das immer tat und streichelte ihm über den Pelz oder das Fell oder wie auch immer man das bezeichnen wollte, was das Vieh am Leibe hatte.
    Apropos Viecher: Den Hasen hatte Vauhgn seit Annabelles Ankunft nicht mehr gesehen und die Katze... Er warf einen Blick auf das Bett, wo Spike sich wie erwartet auf ihrem Lieblingsplätzchen, seinem Kissen nämlich, zusammengerollt hatte.
    Direkt über Annabelles Kopf übrigens, wie Vaughn verblüfft feststellte.
    Aha? Er hatte angenommen, sie sei in ihrem Zimmer. Wie kam es, dass sie hier lag, noch dazu um diese Uhrzeit? Zum Schlafen gehen war es noch viel zu früh - erst einmal stand das Abendessen an.
    Er trat leise näher und ließ sich vorsichtig auf dem Bett nieder, doch vergebens - durch die leichte Erschütterung wurde sie wach und streckte die Arme über den Kopf, sodass ihr T-Shirt hoch rutschte und ihm einen Blick auf ihren makellosen,

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