Mach mich nicht an
»Wenn du ihn rauswirfst, bekommt er womöglich keine andere Stelle mehr.«
»Stimmt.« Wieder einmal erstaunte ihn ihre Kombinationsgabe. Sie war eben nicht nur schön und hatte einen unglaublichen Körper, sondern auch ein Hirn und sie machte gern Gebrauch davon.
»Und die Einladungen?«, fragte er schließlich. Das war der Grund, weshalb er sie suchte.
»Komm, wir gehen ein Stück«, entgegnete sie und marschierte auf eine Reihe Bäume in der Ferne zu.
Er fügte sich. Früher oder später würde sie ihn schon in ihre Pläne einweihen. Sie spazierten durch saftig grünes Gras, einige helle, flaumige Wölkchen zogen über den blauen Himmel, ein laues Lüftchen ließ ihre Haare tanzen. Er war beileibe nicht besonders romantisch oder poetisch veranlagt, aber selbst er musste zugeben, dass der Augenblick etwas Magisches hatte.
»Weißt du, es gibt einen guten Grund dafür, dass ich alle eingeladen habe.«
»Das glaube ich dir aufs Wort. Bestimmt steckt eine brillante Idee dahinter.«
Sie hielt inne und legte den Kopf schief. »He, war das jetzt etwa ein Kompliment?«, fragte sie neckend.
»Mache ich es dir wirklich so schwer?«
»Wenn du dich so richtig ins Zeug legst, schon.« Sie schob die Hände in die hinteren Taschen ihres Rockes, wodurch der Busen in ihrem Spitzen-Top noch etwas besser zur Geltung kam.
Er schluckte.
»Und, interessiert dich gar nicht, was ich mit dieser irren Strategie bezwecken will?«
»Ist das vielleicht eine Art Sonderbonus, um die Arbeiter zu Höchstleistungen anzutreiben?«
Sie runzelte die Stirn. »Sag bloß, Mara hat dir bereits etwas verraten!«
»Nein, keine Sorge.« Er lachte und sprach aus, was ihm durch den Kopf gegangen war, seit er von den Einladungen zur Hot-Zone-Party gehört hatte: »Ich nehme mal an, du hoffst, dass sich der Saboteure, falls es sich dabei um einen meiner Männer handelt, bei dieser Gelegenheit abseits vom Arbeitsplatz vielleicht verraten wird.«
»Nicht schlecht«, kam es sichtlich beeindruckt zurück.
»Du klingst so überrascht. Hast du gedacht, ich würde nicht dahinterkommen?«
Sie schenkte ihm ein kokettes Lächeln. »Ich stelle dich eben gern auf die Probe.«
Nun, nichts lieber als das, dachte er.
Ohne Vorwarnung sprintete sie plötzlich kichernd los. Er rannte hinterher, jagte sie durch die Bäume. Er hätte sie mit Leichtigkeit fangen können - aber wo bliebe dann der Spaß?
Sie versuchte, ihn auszutricksen, versteckte sich hinter einem großen Baumstamm, dann hinter dem nächsten. Erst als sie völlig außer Atem nach Luft schnappte, setzte er dem Spiel ein Ende, indem er sich duckte und sie zu Boden warf, als sie hinter dem nächsten Stamm hervorlugte.
Sie lächelte strahlend, sorglos, mit geröteten Wangen, zur Abwechslung einmal nicht auf der Flucht vor den Geistern der Vergangenheit. Und auch er ließ die seinen nur zu gern hinter sich.
In der Ferne zwitscherte ein Vogel. Vaughn schlang ihr die Arme um die Taille, zog sie an sich und presste ihr ungestüm die Lippen auf den Mund, küsste sie leidenschaftlich, verschlang ihre Lippen, als könne er nicht genug von ihr bekommen. Es stimmte ja auch er konnte tatsächlich nicht genug von ihr bekommen, niemals.
Sie erwiderte seine Küsse, neckte ihn, ließ die Zunge über den Spalt zwischen seinen Lippen gleiten, als wolle sie ihn locken, sich für sie zu öffnen. Und er, überwältigt von dem Feuer, das sie in ihm entfachte, konnte nicht widerstehen. Als er ihr die Zunge in den Mund stieß und damit die intimste aller zwischenmenschlichen Begegnungen imitierte, reagierte Annabelle mit einem sinnlichen, kehligen Laut, der ihn erbeben ließ.
Sie schob die Hände in die hinteren Taschen seiner Jeans und zog ihn an sich; zugleich drückte sie den Rücken durch und schmiegte sich an ihn. Das aufreizende Aneinanderreihen ihrer Körper raubte ihm beinahe den Verstand und weckte in ihm den Wunsch, ihr und sich selbst die störenden Kleider vom Leib zu reißen. Er wand sich, rieb die pralle Männlichkeit an ihrem Venushügel, sodass sie sich unter ihm aufbäumte in dem verzweifelten Versuch, ihn noch deutlicher, noch näher zu spüren.
Da zerriss ein Geräusch die Stille. Maras Stimme ertönte verzerrt durch das Walkie-Talkie, das er sich an den Gürtel geschnallt hatte. Eine denkbar unwillkommene Unterbrechung.
»Hey, Boss?«, rief Mara erneut.
Vaughn stöhnte auf und lehnte die Stirn an Annabelles. Beider Atem ging stoßweise. »Ich gehe nicht hin«, murmelte er.
Annabelle lachte.
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