Mach mir die Wüstenwühlmaus: Heißer Sex erhält die Liebe (German Edition)
ist? (Weist auf eine Eigenbehandlung hin.) Werden Sie gereizt, übellaunig, oder fühlen Sie sich unwohl? (Deutet auf Entzugssymptome hin.) In die zweite Kategorie fallen diejenigen, die wochen- oder monatelang verzichten können, deren Sexdrang aber sporadisch ausbricht und so spektakulär aus dem Ruder läuft wie das Gelage eines Komasäufers. Schließlich gibt es noch die Sexsüchtigen, die regelmäßig auf Sex oder Pornografie zurückgreifen, um ihre Stimmung zu verbessern und um Stress abzubauen (dabei verursacht ihr Tun noch mehr Stress).
Was, wenn der Partner sexsüchtig ist?
Es versteht sich von selbst, dass es einen zutiefst verletzt, wenn man herausfindet, dass der Partner Prostituierte besucht, sich im Internet viele Pornos angesehen oder Datingsites für Erwachsene frequentiert hat. In mancher Hinsicht ist der Schmerz vergleichbar mit dem, den man bei Untreue empfindet. Doch hier erfolgt der Schock auf vielen weiteren Ebenen (Hat er ein Kondom benutzt oder besteht für mich das Risiko, mit einer Geschlechtskrankheit angesteckt zu werden?), und die Schmach ist auch größer (Was würden meine Freunde denken? Würde jemand das verstehen?). Außerdem ist das verletzende Verhalten schwerer zu verstehen (bei einer Affäre gibt es wenigstens die Ausrede, dass man ›verliebt‹ oder von der einem geschenkten Aufmerksamkeit geschmeichelt ist), und es stellen sich auch mehr Fragen (etwa was den Geschmack und die sexuellen Interessen der betreffenden Männer anbelangt). Schlimmer ist noch, dass Männer, die übermäßig oft Pornos ansehen und Prostituierte besuchen, mit noch größerer Wahrscheinlichkeit lügen oder ihr Verhalten bagatellisieren – da ihre Schande und der Schock auch größer sind und sie Angst haben, dass ihre Ehe zerbrechen könnte, wenn sie alles erzählen würden. Daher kommt die Wahrheit noch eher in Etappen ans Licht als bei einer Affäre.
» Ich bin nicht prüde«, sagte Cynthia, 31, nachdem sie herausgefunden hatte, dass ihr Mann wieder bei Prostituierten gewesen war. » Wenn er mir gesagt hätte, was er will, hätten wir darüber reden können. Aber er muss ja lügen und hinter meinem Rücken Geld ausgeben, das wir nicht haben.« Ihr Ehemann, Martin, 30, war voller Reue:
» Ich liebe sie wirklich und würde nichts tun, das ihr wehtun könnte«, meinte er zu mir.
» Warum hast du es dann getan?«, warf Cynthia ein.
» Ich habe diese Fantasien, sie werden immer stärker, bis ich etwas dagegen unternehmen muss, auch wenn die Realität nicht meinen Erwartungen gerecht wird. Ich schwöre dann, es nie wieder zu tun, doch dann lauert eine neue Fantasie, ein neuer sexueller Höhepunkt, und ich muss dem einfach nachgehen.«
Nach dem letzten Fehltritt hatte Cynthia damit angefangen, zwanghaft auf dem Computer, in den Bankbelegen oder durch Telefonate nach Belegen dafür zu suchen, ob Martin tatsächlich dort war, wo er vorgab zu sein. Wenn ein Partner herausfindet, dass der andere sexsüchtig ist, zeigen sich häufig auch folgende Reaktionen:
Alte Wunden in der Beziehung werden wieder aufgerissen. (Cynthias und Martins Streitereien bezüglich der Prioritäten beim Ausgeben von Geld kamen wieder an die Oberfläche.)
Frühere traumatische Erlebnisse eines Partners können wieder wach werden. (Dies kann alles Mögliche sein, vom sexuellen Missbrauch in der Kindheit bis zu Dingen, die gar nichts mit Sex zu tun haben – wie der Verlust eines Menschen oder ein Autounfall.)
Das Liebesleben des Paares kann beschädigt werden. (Cynthia war zu sehr angeekelt, um mit Martin sexuell intim zu sein, und er schämte sich zu sehr, um um Sex zu bitten.)
Es entstehen Gefühle von Hoffnungslosigkeit, Depression und Taubheit. (Cynthia hatte das Gefühl, dass sie nichts tun konnte, um Martins Verhalten zu beeinflussen.)
Ähnlich, wie Unwissenheit und in den Medien kursierende Mythen über Sexsucht es Männern schwerer machen, um Hilfe zu bitten, haben auch ihre Partnerinnen Ansichten, die wenig hilfreich sind, um die Männer von der Sexsucht zu befreien:
Es ist alles meine Schuld. Die Partnerin denkt, wenn sie zum Beispiel sexyer, sexuell freizügiger oder verständnisvoller gewesen wäre – die Liste ist endlos –, hätte sie die Krise abwenden können. Das ist eine natürliche Reaktion auf die Hilflosigkeit, die viele Frauen verspüren, wenn die Sache aufgeflogen ist. Sie hoffen, dass sie wieder die Kontrolle übernehmen können, wenn sie alle Schuld auf sich nehmen. Sie ziehen folgende falsche Schlüsse:
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