Mach sie fertig
halb zehn auftauchten. Sie liefen mit ihren Handys raus aus dem Umkleideraum und wieder rein, weil sie drinnen keinen Empfang hatten, manche nur in ihren Showkleidern. Glatte Oberschenkel, geliftete Titten, einladende Grübchen in den Wangen. Er starrte ihnen wie ein alter Sack hinterher.
Es war bizarr, zugleich genial. Wenn nur Ljunggren oder Lindberg das hier sehen könnten. Sie wären neidisch wie geile Karnickel. Wenn allerdings seine Chefs Wind von dieser Art Nebenjob bekämen. Wenn Åsa erführe, was er da machte. Stopp – diesen Gedanken dachte er lieber nicht zu Ende.
Thomas sollte an der Kasse im Eingangsbereich stehen. Es waren noch zwei andere Typen vor Ort: ein Jugo, Ratko, drinnen im Bühnenbereich des Lokals. Der andere, Andrzej, ein Polacke oder so, draußen am Eingang zusammen mit Thomas.
Andrzej fuhr die harte, aufmüpfige Tour. Laberte die Leute an, provozierte. Als Ratko Thomas vorstellte, fragte er: »Was machst
du
denn hier? Bist du nicht Bulle?«
Ratko bedeutete ihm, sich zu entspannen. Thomas sagte nichts. Schaute einfach geradeaus.
Ein Mädel mit asiatischem Aussehen saß an der Kasse, Belinda. Sie versuchte ein Gespräch mit ihm anzufangen. Thomas wortkarg. Kümmerte sich weder um sie noch um den Polacken. Er sollte heute Abend lediglich seinen Job hier machen. Ruhig und gewissenhaft.
In den ersten Stunden war es im Lokal nahezu tot. Drei, vier Männer in der Stunde kamen rein an die Kasse. Manche sprachen leise. Waren bemüht, möglichst wenig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Thomas dachte: Ihr seid doch bereits hier, also wird euch wohl keiner glauben, dass ihr euch verlaufen habt. Andere traten selbstbewusster auf. Witzelten mit der Kassiererin herum, ob sie später auch auftreten würde, fragten, ob sie als Stammkunden Rabatt bekämen, erkundigten sich, was sie für eine Stunde Absaugen nehmen würde.
Belinda wandte sich Thomas zu.
»Ist Ratko mit dir durchgegangen, was wir hier anbieten?«
Thomas schüttelte den Kopf.
»Also, die meisten machen nur die Show mit ein paar Extras. Du weißt schon, Beine spreizen und sich kurz zu ihnen hocken. Sie lassen vielleicht einen Klaps auf den Po und ein wenig Lecken am Busen zu, aber nicht mehr. Aber manche bieten auch mehr. ’nen kleinen Flirt und so, wenn du verstehst, was ich meine.«
Thomas kapierte. Er war schließlich schon länger Bulle, als dieses Mädchen hier Titten hatte.
Gegen elf Uhr wurde die Musik im Club aufgedreht. Ratko wurde abgelöst. Ein Typ namens Bogdan tauchte auf.
Thomas konnte nicht nach drinnen sehen. Rote Schwingtüren trennten den Eingangsbereich vom Showroom. Wollte er reingucken? Ja. Nein. Ja.
Andrzej und Belinda plauderten miteinander. Alberten herum, lachten. Unterhielten sich über den letzten Teil irgendeiner Fernsehserie, die Preise von Eigentumswohnungen in der Stadt, welche Mädels im Club echte Titten hatten. Andrzej behauptete, dass er es immer sofort erkannte.
Jetzt strömten mehr Männer herein. Zwanzig, dreißig Mann.
Thomas lehnte sich an die Wand. Musste an seine Ermittlungen denken.
Eine gute Woche war vergangen, seitdem er Ballénius’ Tochter angerufen hatte. Ljunggren dazu gebracht hatte, eine Suchanfrage bezüglich des Kerls zu starten. Passbilder von ihm angefordert hatte. Leider gab es keine Telefonnummer, die aktuell zu sein schien. Aber er hatte eine Adresse. Tegnérgatan. Thomas hatte sie sowohl am Sonntag- als auch am Montagabend aufgesucht. Hatte es auch Dienstag und Mittwoch sowohl morgens als auch abends probiert. Bat Jonas Nilsson, einen ehemaligen Kollegen, der inzwischen im Bezirk City arbeitete, am Donnerstag mitten am Tag kurz bei Ballénius vorbeizufahren und an seiner Tür zu klingeln. Keiner zu Hause. Entweder befand sich der Typ im Ausland, war Workaholic oder tot.
Thomas versuchte, unter den verschiedenen Handynummern, die Ballénius während der vergangenen Monate besessen hatte, jemanden zu erreichen. Sämtliche Verträge waren gekündigt, kein Hinweis auf eine aktuelle Nummer. Er versuchte es noch einmal mit der am häufigsten angewählten Nummer. Die Person in der Leitung klickte ihn auch dieses Mal weg, genau wie beim letzten Mal. Es handelte sich um eine SIM -Kartennummer, so dass Thomas nicht sehen konnte, zu wem die Nummer führte. Die am zweithäufigsten angewählte Nummer gehörte der Tochter, mit der er bereits gesprochen hatte. Die am dritthäufigsten angerufene Nummer entpuppte sich als die Nummer einer Pizzeria auf Södermalm. Sie hatten
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