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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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hatte. Ihn ausgenutzt wie eine dämliche Hure, die sich alles gefallen ließ. Ihn in die Ecke des Rings gedrängt, mental auf ihn eingeschlagen, als wäre er eine wehrlose Null. Ein Riesenbeschiss.
    Nicht Gürhan und seine Jungs. Sondern diejenigen, von denen er gedacht hatte, sie würden seine Rettung sein: die Jugos – Radovan & Co. Verdammte gottgefällige Kreuzfahrerserben, schlimmer als die Zionisten. Fuck them. Leichter gesagt als getan.
    Robert wandte sich ihm zu.
    »Habibi, woran denkst du? Du siehst ja völlig fertig aus.«
    »Ach, nichts. Alles im grünen Bereich.«
    »Okay, hustler’s hustler. Wenn du es sagst.«
    Sie hörten weiter Musik.
     
    Vergangenes Wochenende hatte Mahmud Stefanovic kontaktiert. Um ein Treffen gebeten. Sie hatten sich für Samstagabend verabredet, Black & White Inn, eine Kneipe auf Söder. Stefanovic hatte mitgeteilt: »Du weißt ja, ich kann mich nicht andauernd mit dir treffen. Aber ich schicke jemanden hin.«
    Mahmud hatte vor, mit den Jugos Schluss zu machen. Die letzte Ladung Koks zu verkaufen, die er abgeholt hatte, und dann: ein klarer Schnitt. Einen normalen Job suchen. Erika E. glücklich machen. Vor allem: Papa glücklich machen.
    Dieses Mal chauffierte Tom ihn hin, der auf ältere Autos stand – fuhr einen Chevy von 1981 , mit schwarzen Flammen auf der Motorhaube. Mahmud konnte es nicht nachvollziehen. Tom versicherte: »Motor und Karosserie sind von Fünfundneunzig; er rollt wie ein Skateboard.«
    Tom war soft. War einen anderen Weg gegangen als Mahmud, aber sah niemals auf Typen wie ihn herab. Hatte sich für die theoretische Linie auf dem Gymnasium entschieden. Mahmud musste bei dem Gedanken grinsen: Er hatte fünf Jahre für den Abschluss gebraucht, aber dann. Tom, zweiundzwanzig Lenze alt – kannte sich in der Inkassobranche aus, als hätte er jahrelang studiert. Wie er selbst sagte: »Bald werd ich was Eignes aufmachen, und dann werden sowohl Intrum Justitia als auch Hell’s Angels sich aber umgucken.«
    Tom bat Mahmud, für einen Moment das Lenkrad zu halten. Nahm ein Manilakuvert zur Hand. Streute ein wenig auf eine CD -Hülle. Nahezu unmöglich, im Wagen vernünftige Lines zu ziehen. Sie mussten es nach Gefühl dosieren. Die coole Variante. Tom rollte einen Geldschein, genehmigte sich eine Nase. Übernahm wieder das Lenkrad. Das Scheinröhrchen wanderte zu Mahmud rüber. Er versuchte die Menge abzuschätzen. Schnupfte. Shit, es war bestimmt ein halbes Gramm. Der Rausch an Tagen, an denen er vorher trainiert hatte, noch stärker. Zwei Sekunden: Das Zahnfleisch kitzelte, wurde taub. Dann machte es swing.
    Die Straßenlaternen schmolzen zusammen wie auf einem Foto. Die Nacht wunderschön. Topgefühl. Die Straße wie eine Autorennstrecke, die mit Feuerwerken gesäumt war.
     
    Black & White Inn: jugoregistriertes Lokal. Alle benötigten ihre Waschküchen. Mahmud und seine Kumpels kamen nie so richtig auf Summen, die sie hätten waschen müssen, aber er wusste eins: Wenn man im großen Stil dealte, wurde es früher oder später zur Selbstverständlichkeit. Gürhans Liga wusch ihr Geld mittels chemischer Reinigungen, Videotheken und anderem syrischen Business. Die Jugos betrieben Restaurants und Pubs. Möglicherweise auch Konten im Ausland, Inseln in Westindien, Aktien und solchen Mist.
    Mahmud musste einige Minuten im Wagen warten. Der Rausch war zu stark. Nach einer Viertelstunde fühlte es sich normaler an. Sie gingen rein.
    Stinknormales Pubgefühl. Bierwerbung in alten Holzrahmen und Holzpaneele an den Wänden. Holztische und Holzstühle auf Holzboden. Sie hatten offensichtlich keine Phantasie.
    Das Lokal halbleer. Ein Typ kam auf sie zu. Eingesunkene Augen. Breite Schultern, blass. Brutales Aussehen. Führte sie in den VIP -Room. Schloss die Tür hinter ihnen. Da drinnen saß Ratko, Stefanovics Gorilla, zurückgelehnt auf einem Stuhl. Der Jugo leger angezogen. Softerer Stil als Mahmud ihn oder Stefanovic je hatte tragen sehen. Ratko heute: T-Shirt, schwarze Jeans und Raceboots von Sparco. Den Mund halb geöffnet, das Kinn nach oben gereckt. Großmaulmanier par excellence. Dennoch war der Typ im Studio immer nett zu Mahmud.
    Der Jugo nickte. »Hallo Hänfling, alles okay mit dir?«
    Absoluter Aufschneiderkommentar: selber »Hänfling«. Mahmud mindestens doppelt so scharfzüngig wie Ratko. Doch Mahmud war immer noch high wie der Fernsehsendemast in Nacka. Selbstsicherheit on top. Wollte die Sache hier möglichst schnell hinter sich bringen.

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