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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Ganzen bewusst zu machen. Er hatte bei den Jugos einen Job angenommen, um von Born-to-be-hated loszukommen und es im Leben zu was zu bringen. Der Effekt: Anstatt von Gürhan gejagt zu werden, war er jetzt bei Stefanovic gefangen. Zwar schuldenfrei, aber ein Sklave. Und Abu war in beiden Fällen involviert. Sie hatten Wisam getötet. Würde Mahmuds Anteil an der Scheiße zu Papa durchsickern – Shit, er durfte gar nicht daran denken. Dann konnte er sich genauso gut gleich die Kugel geben.
     
    Axelsberg Zentrum mit den üblichen Läden. Ein ICA und eine Videothek, ein Geldautomat und ein Friseur, der aussah, als hätte er sein Schaufenster seit dreißig Jahren nicht mehr umdekoriert. Ein neu eröffnetes mexikanisches Restaurant in den alten Räumlichkeiten und eine Bierkneipe. Schließlich: Jamilas Solarium. Oder, Jamilas oder nicht Jamilas – der Laden gehörte ja den Jugos. Sie arbeitete seit fünf Jahren dort.
    Sie gingen rein. Graue Türen führten zu den Kabinen. Jamila war dabei, den Boden zu wischen. Solarien: eklig, schweißgetränkt, schlüpfrig per se. Sorgte man nicht für absolute Sauberkeit, kamen nicht mal mehr die eingefleischten Bräunungsfanatiker.
    Jamila lächelte. Beshar lächelte. Mahmud beobachtete die beiden. Jamila erinnerte ihn an Mama, ein bisschen launisch, aber immer total nett zu Papa. Widersprach ihm nie, fasste ihn mit Glacéhandschuhen an. Aber das war vielleicht auch gut so. Er hatte einen Flashback: der Schweinekopf in der Plastiktüte.
    Nach einer Viertelstunde kam Jivan. Sie war gestresst, hatte eine Menge Hausaufgaben, wie sie sagte. Mahmud erinnerte sich an seine eigene Schulzeit. Babak, Robert, die anderen – keiner von ihnen wusste, was Hausaufgaben waren.
    Sie gingen zusammen in den Supermarkt. Kauften ein. Dann spazierten sie nach Örnsberg, wo Jamila wohnte. Mahmud trug die Lebensmitteltüten. An einem Spielplatz vorbei, einem Fußballplatz, einem Waldstück. Vorbei an all den Vorzügen und Vorurteilen der svenssonbevölkerten Vororte. Es hatte nichts damit zu tun, dass es hier einen Park, ein Fußballfeld und Wald gab – das gab es in Alby auch –, sondern dass alles so entspannt und reibungslos funktionierte. Herumalbernde Väter und Kindergärtnerinnen, die mit ihren Kindern im Park herumtollten, ohne jegliches Chaos. Schulmannschaften auf dem Fußballplatz, aber keine Schlägereien. Vielleicht war das Bild, das er sich von seinem eigenen Viertel machte, überzogen.
    Beshar fragte Jamila aus. Sie redete davon, das Solarium zu kaufen. Endlich. Die Räume und die Unterhaltung konnten nicht mehr als fünfzig Riesen kosten.
    Jivan versprach: »Ich werd Rechtsanwältin. Dann kannst du dir was von mir leihen.«
    Sie lachten.
    Vor Jamilas Haus. Ein Typ lud Sachen in einen Audi. Mahmud erkannte ihn zuerst nicht wieder. Jamila schien ihm ausweichen zu wollen, wandte den Kopf ab. Drei Sekunden: Mahmud kapierte, wer er war – der Nachbar, der ihren Typen zusammengeschlagen hatte.
    Mahmud blieb stehen. Rief dem Nachbarn etwas zu.
    Der Typ schaute auf. Antwortete auf Arabisch. »Salam.«
    Niklas ging auf Beshar zu. »Hej, ich heiß Niklas und wohne im selben Stockwerk wie Jamila. Ist das Ihre Tochter?«
    Beshar wirkte verwirrt. Ein Schwede, der dieselbe Sprache sprach wie er?
    »Möge Gott Sie beschützen«, sagte Beshar mit leiser Stimme.
    Mahmud dachte: Fällt Papa denn wirklich nichts Besseres ein?
    Zugleich: Niklas, der Nachbar, war irgendwie speziell. Hatte eine besondere Ausstrahlung. Coolness. Stärke. Härte. Etwas, das Mahmud gerade im Moment benötigte.

35
    Linke/Anarchofeministinnen/Homo-, Bi-, Transsozialisten/Genderkommunisten. Niklas pfiff auf die Bezeichnungen. Pfiff darauf, ob sie die gleichen Bücher lasen wie er. Pfiff drauf, was sie in ihren Beiträgen, Blogs, Artikeln schrieben. Pfiff drauf, wer sie waren, wie sie zu ihren Überzeugungen gekommen waren. Nur eine Sache zählte: Er benötigte mehr Leute für seine Offensive – und einige von den Typen auf diesen Websites schienen so zu denken wie er. Die Operation Magnum erforderte Zeit. Mehr, als er alleine aufbringen konnte. Der Gedanke hatte sich in der letzten Zeit verfestigt. Er musste Kämpfer rekrutieren. Und Benjamin taugte nicht.
    Gesamte Schlafzeit während der vergangenen zehn Tage: unter vierzig Stunden. Er beschattete Mats Strömberg von morgens um halb neun bis abends um halb acht, wenn er nach Hause kam. Niklas saß die meiste Zeit im Audi vor der Arbeitsstelle des Arschlochs, einem

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