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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Schlafstörungen, aber auch Angstgefühle zur Folge haben. Es kommt vor, dass Menschen, die traumatische Erlebnisse gehabt haben oder mit anderen einschneidenden Ereignissen konfrontiert worden sind, diese Art von Symptomen aufweisen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich glaube, dass es besser für Sie wäre, wenn Sie sich statt der offenen Sprechstunde einen Termin bei uns geben lassen würden. Um Ihre Gedanken etwas eingehender zu schildern.«
    Das Ganze ging langsam zu weit. Er wollte nur die Tabletten haben. Helena konnte seinetwegen über welche Vorstellungen auch immer sprechen. Niklas sah die Ratten. Er sah die Frauen. Er hatte diesen Polizisten darüber reden hören, dass der Staat nichts unternahm. Das war keine Lüge – der Polizist hatte es doch selbst gesagt. Es war keine unrealistische Wirklichkeitsauffassung, sondern nichts anderes als ein Symptom für den Verfall Schwedens.
    »Mag sein, aber glauben Sie, dass Sie mir Schlaftabletten verschreiben können?«
    »So, wie es im Moment aussieht, kann ich es leider nicht. Aber ich würde Ihnen wirklich empfehlen, sich einen Termin bei uns geben zu lassen. Dann können wir Ihnen sicher helfen.«
    »Ich glaub zwar nicht, dass Sie mich richtig verstanden haben. Aber das macht auch nichts. Ich werde jetzt gehen und allein zurechtkommen; ich kann ja selbst an meinen Schlafproblemen arbeiten.«
    Er stand auf. Streckte die Hand aus.
    Helena stand ebenfalls auf. »Das klingt gut, wie ich finde.«
    Sie gaben sich die Hand. Sie sagte: »Nur, dass Sie es wissen, wenn Sie noch einmal über Ihre Gedanken sprechen möchten, sind wir immer für Sie da. Sollen wir einen Termin für eine zweite Konsultation ausmachen?«
    »Nein, nicht nötig. Danke, dass Sie sich Zeit genommen haben.«
    Er ging hinaus. Hatte nicht vor wiederzukommen.
     
    Dann dachte er an den Typen, der sich vorgestern bei ihm bedankt hatte: Mahmud. Großgewachsener Typ. Breit wie ein Schrank. Mit einem Kopf, der geradewegs in den Nacken überging und ebenso breit war – die Adern wie Würmer entlang des Halses. Sein Gesicht war fast viereckig, das Haar so schwarz, dass es wie dunkelblau erschien. Höchstwahrscheinlich zu viel Metandienon und Proteindrinks. Aber der Typ war ihm aufrichtig dankbar. Es war offenbar seine Schwester, die in der Wohnung neben Niklas’ wohnte. Der Typ hatte um halb zwölf Uhr nachts bei ihm geklingelt. Niklas machte die späte Uhrzeit nichts aus, aber er war dennoch misstrauisch. Hatte einen Blick durch den Spion geworfen. Sich auf das Schlimmste eingestellt – dass der Freund von seiner Nachbarin seine Kumpels zusammengetrommelt hatte, um sich zu rächen. Jeder Muskel bis in die letzte Faser angespannt, während er die Tür aufschloss. Das Messer in der einen Hand.
    Als er schließlich öffnete, wurde ihm eine Pralinenschachtel hingehalten. Mahmuds Worte auf Arabisch: »Ich möchte dir danken. Du hast meiner Schwester wieder neue Hoffnung gegeben. Eigentlich müssten sich mehr Leute so verhalten wie du.«
    Niklas nahm die Aufmerksamkeit entgegen.
    »Ruf mich an, wenn du irgendwann mal was brauchst. Ich heiß Mahmud. Meine Schwester hat meine Nummer. Ich hab so einiges drauf.«
    Das war alles. Niklas konnte kaum reagieren. Mahmud war schon wieder auf dem Weg nach unten. Die Haustür schlug zu.
     
    Niklas dachte über sein Vorhaben später am Tag nach. Er wollte sich auf den Weg zu einem Frauenhaus machen – Alla Kvinnors Hus. Gestern hatte er in der U-Bahn einen Artikel in der Zeitung Metro gelesen.
Vor einer Weile machte eine Gesetzesvorlage der linken Vänsterparti auf den übermäßigen Andrang auf die Frauenhäuser in den Stadtbezirken Stockholms aufmerksam, indem sie darauf hinwies, dass die Häuser zunehmend gezwungen seien, Frauen zwecks Hilfeleistung zu den Kollegen in angrenzenden Gemeinden zu übermitteln. Das Phänomen ist jedoch weder neu noch ungewöhnlich. In regelmäßigen Abständen sind die schutzbietenden Unterkünfte dermaßen überbelegt, dass die Notdienste hilfesuchende Frauen in andere Häuser verweisen müssen.
    Es war schockierend. Die Frauen wurden von allen im Stich gelassen. Wurden herumgetrieben wie Vieh. Das konnte man nicht einfach so hinnehmen.
    Möglicherweise war das hier sein Ding: Er hatte vor, die Einrichtung aufzusuchen, um seine Dienste anzubieten. Im Hinblick auf die aktuelle Situation müssten sie allemal Interesse zeigen. Schutz. Eingreifen. Sicherheit. Genau wie dieses Sicherheitsunternehmen, bei dem er sich beworben

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