Machen Sie das Beste aus Ihrem Kopf
Verlust eines lieben Menschen können wir nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Oft braucht es sehr lange Zeit, bis wir ein solches Ereignis verarbeitet haben, manchmal gelingt es uns gar nicht. Eine aufopfernde und liebevolle Pflege zehrt an unseren Kräften, auch wenn wir es gerne und mit Überzeugung tun. Ein neuer Arbeitsplatz lässt sich nicht immer leicht finden, insbesondere wenn wir zu den älteren Semestern gehören. Die damit einhergehenden finanziellen Probleme bereiten mehr als eine schlaflose Nacht, vor allem wenn Familien mit Kindern betroffen sind. Die nervlichen Belastungen durch andauernden Druck im Arbeitsleben können wir abends nicht einfach zur Seite legen. Sie wirken weiter und oft genug machen wir uns dann auch noch in der Freizeit zusätzlichen Stress. Kampf oder Flucht helfen nicht. Auch wenn unser Chef uns manchmal wie ein Säbelzahntiger erscheint, können wir nicht mit ihm kämpfen oder vor ihm fliehen. Dennoch laufen in unserem Körper in all diesen Stresssituationen immer noch die gleichen Prozesse wie in der Begegnung mit dem Tiger ab. Erleben wir allerdingsjeden Tag wie einen Notfall, wie einen Überlebenskampf mit dem Tiger, zahlen wir auf Dauer einen hohen Preis. Davon betroffen ist ganz besonders auch unser Gehirn. 4
Über unser vegetatives Nervensystem werden lebenswichtige Körperfunktionen wie Herzschlag, Blutdruck, Atmung, Verdauung und Stoffwechsel aufrecht gehalten. Es besteht aus zwei Teilen, dem sympathischen und dem parasympathischen Nervensystem. Das sympathische Nervensystem dient dazu, Aktivität vorzubereiten und die dafür benötigte Energie bereitzustellen. In Stresssituationen werden die Stresshormone Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet. Der Körper wird auf Widerstand vorbereitet. Unter normalen Umständen, wenn der Stress zeitlich begrenzt auftritt, wenn der Säbelzahntiger sozusagen nach kurzer Zeit besiegt ist, schaltet sich der zweite Teil des vegetativen Nervensystems, das parasympathische Nervensystem ein. Seine Aufgabe ist die Wiederherstellung eines inneren Gleichgewichts. Die Produktion der Stresshormone wird eingestellt. Herzschlag, Atmung und Blutdruck regulieren sich und kehren zum Normalniveau zurück. Ein gesunder Umgang mit den Herausforderungen des Lebens ist geprägt durch diesen Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung. Der Körper findet nach erfolgreicher Bewältigung der Belastungssituation zu einem ausgeglichenen Zustand zurück, ähnlich einem Pendel, das nach extremen Ausschlägen zu einem gleichmäßigen Rhythmus zurückkehrt. Wir regenerieren nur von der Anstrengung und nehmen keinen Schaden. 5
Ein persönliches Beispiel soll diese gesunden Anpassungsprozesse erläutern. Ich kann mich genau an mein erstes von mir durchgeführtes Seminar erinnern. Ich war gut vorbereitet, aber innerlich extrem aufgeregt. Ich malte mir alle negativen Verlaufsmöglichkeiten bis hin zu meinemvölligen Versagen lebhaft vor meinem geistigen Auge aus. In der Situation hatte ich entsprechend ein äußerst hohes Stressniveau. Mein Körper war vermutlich überschwemmt mit Stresshormonen. Glücklicherweise kehrte sich die anfängliche Aufgeregtheit bereits nach den ersten Minuten des Seminars schnell in eine ruhige und konzentrierte Vorgehensweise um. Der Blackout blieb aus und ich konnte die Erfahrung machen, dass ich eine schwierige Situation erfolgreich bewältigt hatte. Mein Körper schaltete wieder auf Normalbetrieb um und ich ging voller Stolz und mit einer Menge Glückshormonen im Körper nach Hause. Beim nächsten Seminar war meine Aufregung schon deutlich geringer. Mit der Zeit und nach Durchführung weiterer Seminare wurde ich immer sicherer und die Stressreaktionen blieben schließlich aus. Übrig geblieben ist bis heute ein durchaus positiv stimulierendes Maß an Aufgeregtheit, das mir hilft, meine Konzentration über die komplette Dauer einer Veranstaltung aufrecht zu halten und mein Bestes zu geben. Mein Körper hat seine Stabilität durch geeignete Anpassungs- und Änderungsprozesse zurückerobert.
Gelingt dieser Anpassungsprozess nicht, weil eine andauernd hohe Stressbelastung keine Phasen der Regeneration ermöglicht, so werden Körper und Geist permanent mit Stresshormonen überschüttet. Ein erhöhter Herzschlag, erhöhter Blutdruck und eine schnellere Atmung bleiben bestehen. Der Körper befindet sich ständig im Alarmzustand. Auf Dauer sind Schäden des Herz-Kreislaufsystems und des Immunsystems vorprogrammiert. 6 Betroffen ist auch
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