Machen Sie das Beste aus Ihrem Kopf
das Gehirn und dort speziell der Hippocampus. Das ist ein Hirnareal, das unsere Gedächtnisprozesse steuert. Der Hippocampus nimmt die momentan aktuellen Informationen auf, unterstützt ihre Speicherung in den dafür vorgesehenen Regionen und ruft sie bei Bedarfauch von dort wieder ab. Andauernder chronischer Stress führt speziell in dieser Hirnregion zu Veränderungen und Schädigungen. Insbesondere ein ständig erhöhter Cortisolspiegel, wie er bei lange währenden Belastungen auftritt, beeinträchtigt die hier befindlichen Neuronen in ihrer Funktionsfähigkeit. Sie schrumpfen und verändern ihre Form. Die Verästelungen und Synapsen an den Spitzen der Dendriten (siehe Seite 13) werden weniger. Die Neuronen arbeiten schlechter als zuvor. Darunter leidet das gesamte neuronale Netzwerk. Es wird dünner. Der Abruf von Informationen wird langsamer und schwieriger. Damit aber noch nicht genug. Auch die Neubildung von Neuronen wird eingeschränkt beziehungsweise bei anhaltender Belastung sogar eingestellt. Der natürliche Zellabbau wird nicht mehr durch neue Zellen ersetzt, Schäden werden nicht repariert. Die letzte und bedrohlichste Stufe der stressbasierten Veränderungen ist die Zerstörung vorhandener Neuronen. Diese Schäden sind glücklicherweise reversibel, wenn der Stress beseitigt werden kann. Hält der Stress aber zu lange an und/oder ist er zu intensiv, so lassen sich irgendwann die eingetretenen Schäden nicht mehr beheben. Menschen, die unter chronisch anhaltendem Stress leiden, zeigen deshalb deutliche Defizite insbesondere in den Merkleistungen. 7
Diese Auswirkungen von Stress sind dramatisch für die Bewältigung der Anforderungen in Schule, Beruf und Alltag. Besonders beeinträchtigt ist die Fähigkeit, neue Informationen abzuspeichern. Auf Erfahrungswissen können wir dagegen noch recht gut zurückgreifen. Auch unsere motorischen Fähigkeiten bleiben unter Stress weitestgehend erhalten. Die hierfür zuständigen Hirnregionen werden von Stress nicht beeinträchtigt. Ansonsten hätten wir nicht vor dem Säbelzahntiger weglaufen können. In heutigenStresssituationen nützt uns die Fähigkeit, schnell weglaufen zu können, aber wenig. Wir müssen in belastenden Situationen an Ort und Stelle neue Informationen schnell verarbeiten. Wir müssen sie strategisch organisieren und für die Lösung neuartiger Probleme heranziehen. Genau diese Fähigkeiten werden jedoch durch Stress stark beeinträchtigt. Kreativität, Flexibilität und innovatives Denken sind nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt möglich. Wir machen vermehrt Fehler und bleiben in der Qualität unserer Leistung weit unter unseren Möglichkeiten. Grund genug, etwas zu tun, um die alltägliche Stressbelastung zu reduzieren.
Oft können wir die Faktoren, die Stress bei uns auslösen, nicht beseitigen. Wir müssen geeignete Wege finden, wie wir so damit umgehen, dass wir unsere Gesundheit und unsere geistige Leistungskraft schützen und erhalten. Unsere Gedankenwelt hat dabei einen entscheidenden Einfluss auf die Ausprägung und das Ausmaß unserer tatsächlichen Stressbelastung. Eine optimistische Grundhaltung verbunden mit dem Gefühl, die Situation selber beeinflussen und steuern zu können, befähigt uns, die Herausforderungen des Lebens zu bewältigen. 8 Wenn Sie zu den stressgeplagten Menschen gehören, ist es deshalb hilfreich, über die eigene innere Haltung zu den Belastungen nachzudenken, sie zu überprüfen und zu versuchen, sie zu verändern. Oft verharren wir in negativen Gedankenmustern und üben uns im lebhaften Ausmalen von nahenden Katastrophen. Ein Beispiel: Anstatt zu sagen »Das schaffe ich nicht, das geht bestimmt schief, das kann ich nicht …« ist es besser zu sagen »Es ist schwer, aber ich will es versuchen; möglicherweise klappt es nicht, aber vielleicht habe ich ja Glück; ich fühle mich gerade überfordert, aber ich will versuchen, mir die nötigen Kenntnisse anzueignen …«
Veränderte Gedanken verändern unser Verhalten und unsere Empfindungen. Das ist zwar leichter gesagt als getan und nicht einfach umzusetzen. Wenn wir die Stressbelastungen selbst aber nicht aus der Welt schaffen können, bleibt kein anderer Weg als unsere eigenen Mechanismen im Umgang mit ihnen zu verändern. Eingefahrene Denkmuster und Handlungsweisen infrage zu stellen, ist oft die einzige Möglichkeit, die wir haben, um uns Erleichterung zu verschaffen. 9
Manchmal ist es auch hilfreich, die Unterstützung von anderen Menschen
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