Machen Sie das Beste aus Ihrem Kopf
mit seinen vielfältigen Angeboten verleitet uns dazu, bis spät am Abend oder gar bis in die Nacht am Computer zu sitzen. Nächtliche Kulturveranstaltungen locken auch abends oder nachts noch auf die Straße und in die Städte. Oft scheinen 24 Stunden nicht zu reichen, um die vielfältigen Angebote der heutigen Zeit zu nutzen.
Wie selbstverständlich wird von uns eine Verfügbarkeit fast rund um die Uhr erwartet. Telefonkonferenzen zu später Stunde oder schon morgens um 6 Uhr sind keine Seltenheit. Das über den gesamten Erdball und über alle Zeitzonen hinweg vernetzte Arbeiten scheint uns dazu zu zwingen. Der natürliche Wach-Schlaf-Rhythmus gerät immer mehr außer Kontrolle. Schlaf scheint vergeudete Zeit zu sein.
Der Preis für dieses Verhalten sind Schlafstörungen bei einem immer größeren Teil der Bevölkerung. Wir schlafen zu wenig und falsch. Der Konsum von Schlafmitteln steigt stetig. Neben den Beeinträchtigungen der Gesundheit bedeutet diese Entwicklung auch einen enormen zusätzlichen Kostenaufwand für durch Schlafmangel und Schlafstörungen verursachte Fehler und Schäden. So sind viele Katastrophen ursächlich auf Schlafmangel zurückgeführt worden. Beispielsweise der GAU von Tschernobyl, der Atomunfall von Three Mile Island und die Exxon-Valdez-Ölkatastrophe. Auch ein großer Teil aller Autounfälle wird durch Übermüdung am Steuer verursacht. Zwei Drittel aller Autounfälle passieren nachts zwischen zwei Uhr und vier Uhr. 2 Das Gehirn ist das von Schlafstörungen ganz besonders betroffene Organ. Die Leistungsfähigkeit vieler Menschen ist durch permanenten Schlafmangel erheblich reduziert. Schon nach einer Nacht mit zu wenig Schlaf kommt es zu Beeinträchtigungen. Wenige Nächte mit nur vier Stunden Schlaf kommen einem Alkoholspiegel im Blut von 0,5 Promille gleich. Bereits eine Nacht ohne Schlaf schränkt unsere Reflexe derart ein, als hätten wir 0,8 Promille Alkohol im Blut. 3 Die geistige Leistungsfähigkeit geht zurück. Wahrnehmung und Erkenntnisfähigkeit leiden als Erstes, sagt der Pionier der Schlafforschung, William Dement von der Stanford University. Wir werden angespannt und reizbar und können uns nicht mehr gut konzentrieren.
Es ist schädlich, die Schlafenszeit auf wenige Stunden zu reduzieren – für einen selbst und unter Umständen auch für die Menschen im Umfeld. Ausreichender, guter und gesunder Schlaf ist für Körper und Geist von großer Bedeutung, ja sogar lebenserhaltend. Dauerhafter Schlafentzug kann zum Tod führen. Schlafmangel und Schlafentzug haben eine lange Tradition.
Schon die Naturvölker pflegten Rituale, mit dem Ziel, lange wach zu bleiben. Sie glaubten, dadurch eine höhere geistige und spirituelle Ebene zu erlangen. Im Mittelalter versuchte man durch erzwungene Schlaflosigkeit, Dämonen auszutreiben.
Schlafentzug wird seit Jahrhunderten auch als Methode eingesetzt, Menschen zu quälen und ihren Widerstand zu brechen. Bereits die Römer setzten die »Tormentum Vigille« ein, die Marter des Wachseins, um aus Gefangenen Informationen herauszupressen. Die Chinesen unterzogen während des Koreakriegs gefangene GIs einer Gehirnwäsche, bei der Schlafentzug eine wichtige Rolle spielte. In der Sowjetunion wurden Verdächtige vor Verhörenunter anderem mit Schlafentzug gequält. Alexander Solschenizyn schreibt in »Archipel Gulag« darüber. Schlafentzug als Foltermethode fand und findet immer wieder statt. Amnesty International berichtete über US-Soldaten, die im Irak Gefangene durch Schlafentzug gefoltert haben.
Immer wieder haben Menschen auch freiwillig versucht, Rekorde im Wachsein aufzustellen. Die meisten brachen spätestens nach acht bis zehn Tagen ab. Tony Wright aus Penzance in Großbritannien verbrachte im Mai 2007 die bisher längste Zeit wach. Er hielt über elf Tage und Nächte, insgesamt 266 Stunden, ohne Schlaf aus. Damit hat er den 1964 aufgestellten Rekord des damals 17-jährigen US-Amerikaners Randy Gardner gebrochen. Randy Gardner war »nur« 264 Stunden lang wach. Tony Wrights Anliegen war allerdings nicht das Aufstellen eines neuen Rekords. Seine Leistung wurde auch nicht im Guinnes-Buch der Rekorde aufgenommen. Das dauerhafte Aushalten von Schlaflosigkeit wird dort aufgrund der damit verbundenen möglichen großen Risiken für die Gesundheit nicht mehr als Rekordleistung akzeptiert. Wright wollte vielmehr zeigen, dass mit einer Ernährung, die der unserer frühen Vorfahren ähnelt und die in erster Linie aus Früchten, Salat und
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