Machen Sie Ihren Kopf fit für die Zukunft
emotionalen Lernprozesse in der Familie, die Ihre Gewohnheiten, Vorlieben, Antreiber und Tabus prägten, bis hin
zur sozialen Erziehung, die Ihnen die Werte und Leitsätze Ihrer Kultur vermittelte. Alles wird »irgendwie« mit berücksichtigt,
wenn Sie sich entscheiden.
Gehen Sie doch einmal auf Entdeckungsreise ins eigene Ich! Im Kapitel über die Flexibilität finden Sie dazu einige Ideen.
Denn die Kenntnis über die eigene Persönlichkeit hilft nicht nur, gute Entscheidungen zu treffen, sondern bildet auch unser
inneres Stützkorsett, wenn das Leben viele Veränderungen verlangt.
Es gibt ein allgemein anerkanntes Raster zur Feststellung der wichtigsten Persönlichkeitsmerkmale: The Big Five. Fünf Eigenschaften
können Ihnen als Leitlinien für Ihre Entscheidung dienen. Und noch wichtiger: Sie können Ihnen helfen, Ihre Ziele genauer
zu definieren. Erfolgreiche Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie Visionen haben, überdauernde Ziele, die zu ihrem
Temperament, ihrer Begabung und ihren Eigenschaften passen. Wenn Sie ein ruhiger, überlegter und vorsichtiger Mensch sind,
ist es bestimmt nicht das Richtige, sich zum Talkmaster ausbilden zu lassen. Und wer sich am liebsten mit Zahlen und abstrakten
Formeln beschäftigt, sollte vielleicht Mathematik studieren, aber nicht Mathelehrer werden.
Hier sind die fünf Persönlichkeitsmerkmale des amerikanischen Standardtests The Big Five, die Sie bei der Entscheidungsfindung
berücksichtigen können (einen ausführlichen Test finden Sie im Internet: http://de.outofservice.com/bigfive/):
Gewissenhaftigkeit:
von zuverlässig, durchorganisiert, diszipliniert über locker und spontan bis unordentlich unzuverlässig und nachlässig.
Verträglichkeit:
von umgänglich, mitfühlend, höflich über förmlich und gleichgültig bis kritisch, grob und kaltschnäuzig.
Offenheit für Erfahrungen:
von originell, kreativ, wissbegierig, über normal und allgemein interessiert bis konventionell, bodenständig und interessenarm.
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Extraversion:
von gesellig, freundlich, fröhlich über ansprechbar und ausgeglichen bis zu zurückhaltend und still.
Neurotizismus
(bezeichnet die Erregbarkeit des Nervensystems): von gelassen, entspannt, selbstsicher über wechselhaft bis angespannt, nervös
und unsicher.
Lassen Sie sich durch die Fachbegriffe nicht abschrecken. Es handelt sich um ein sehr gebräuchliches, abgestuftes Schema zur
Einordnung der Persönlichkeit gesunder Menschen. Niemand ist dadurch besser oder schlechter, denn jede Eigenschaft hat Vor-
und Nachteile. Wichtig ist nur, dass Sie Ihre Eigenschaften kennen und darauf achten, sie möglichst viel in Ihrem Leben zu
nutzen. Wenn manchmal genau das Gegenteil verlangt wird von dem, was Sie ausmacht, können Sie es bis zu einem gewissen Grad
lernen. Sie können sich auch zusammenreißen und sich zu etwas zwingen. Doch achten Sie darauf, dass Sie immer wieder den Ausgleich
haben. Denn auf Dauer ist es gesünder, sich möglichst oft im Einklang mit der eigenen Persönlichkeit zu befinden. Und daran
sollten sich Ihre Entscheidungen orientieren.
Komplexitätsreduktion: Muss ich überhaupt entscheiden?
Von den vielen Entscheidungen im Alltag wird man gelegentlich völlig überrollt. Das muss aber nicht sein, denn mit ein paar
grundlegenden Entscheidungen kann man den Entscheidungsdruck ganz erheblich reduzieren. Statt sich mit Fragen aufzuhalten,
wie zum Beispiel »was ziehe ich an, was koche ich, wann mache ich wieder Sport oder eine Party?«, gewinnen Sie Zeit für die
wirklich wichtigen Dinge. Reduzieren Sie also Ihr Entscheidungspensum durch vorausschauende Planung, Routinen und automatisierte
und standardisierte Abläufe im Alltag. Nutzen Sie die bekannte Pareto-Regel (80-20-Regel). 20 Prozent der Ereignisse erzeugen
80 Prozent der Effekte. In diesem Kontext bedeutet das: 20 Prozent der Entscheidungen |93| sind für 80 Prozent Ihrer Lebensqualität wichtig! Wichtige Grundsatzentscheidungen betreffen beispielsweise Ihre Lebensziele,
Ihren Umgang mit anderen Menschen, den Lebensstil, die Ernährung, Ihr Verhältnis zur Umwelt etc. Damit sollten Sie sich vorrangig
beschäftigen und wichtige Grundregeln für sich formulieren, die Ihnen aktuelle Entscheidungen jedes Mal erleichtern.
Unwichtige Entscheidungen, bei denen es sich nicht lohnt, viele Informationen zusammenzutragen, dürfen Sie, so der Bonner
Entscheidungsforscher Gerd Gigerenzer, nach einfachen Faustregeln treffen. Kaufen
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