Machen Sie Ihren Kopf fit für die Zukunft
ist es egal, denn das Verhältnis ist immer 1 zu 10. Doch viel
ist immer besser, oder? Viel Waschmittel wäscht sauberer, viel Salbe hilft schneller etc.
Viele andere Vorurteile haben wir gelernt. Meistens äußern sie sich in Sprichwörtern oder Redensarten (zum Beispiel: Mädchen, |96| die pfeifen, und Hennen, die kräh’n, sollt’ man beizeiten die Hälse umdreh’n). Durchforsten Sie Ihr Gedächtnis nach derartigen
Sprüchen und lösen Sie sich bewusst davon, wenn Sie merken, dass diese Ihre Entscheidungen unpassend beeinflussen. Was Hänschen
nicht lernt, lernt Hans nimmermehr – stimmt eben auch nicht.
Gewohnheiten
Das emotionale Erfahrungsgedächtnis lebt von wiederholten Erfahrungen, und was sich bewährt hat, wird immer wieder angestrebt.
Gewohnheiten und Rituale sind eine praktische Sache. Sie ersparen Nachdenken, Zweifel und unangenehme Überraschungen. Das
Gehirn weiß automatisch, was es zu tun hat und was dabei herauskommt. Das gibt Sicherheit. Wir fahren beispielsweise in den
Sommerferien immer an die Nordsee. Weihnachten gibt es bei den Eltern immer Heringssalat. Alle sensorischen Marker melden
übereinstimmend positive Zeichen! Das ist schlimmstenfalls auf Dauer sehr langweilig, doch auf jeden Fall ungefährlich. Doch
was tun, wenn die Rahmenbedingungen das Leben verändert haben (siehe dazu auch das Kapitel »Flexibilität«) und jede notwendige
Veränderung Ihnen ein ungutes Ziehen in der Magengegend als Warnung schickt? Trainieren Sie Ihre Flexibilität: Wählen Sie
zu Beginn einfache Rituale und Gewohnheiten und bauen Sie ein paar ungewöhnliche Variationen ein. Begegnen Sie den aufkommenden
negativen somatischen Markern (Unlust, Gefühl von Schlappheit, verzogene Mimik etc.) ganz gezielt mit dem Vorfreudemodus:
Was könnte aufregend oder spannend daran sein, wenn wir einmal woanders hinfahren oder wenn wir Weihnachten einmal ganz anders
verbringen? Was könnte ich lernen, was würde mich herausfordern?
Aktionismus
»Jetzt muss doch mal endlich einer die Sache in die Hand nehmen!« »Irgendwo muss man doch auch mal anfangen ...« »Jetzt wird
durchgegriffen!« Und so gehen mit wilder Entschlossenheit, Ärger und Ungeduld viele Dinge den Bach hinunter. Dazu gibt es
ein interessantes Simulationsspiel des Psychologen Dietrich Dörner |97| (das sogenannte Tanaland-Experiment). Die Spieler können am Computer eine Stadt oder ein virtuelles Land entwickeln, Probleme
lösen und zehn Jahre lang alles verbessern, was sie nur wollen. Das erschütternde Ergebnis: In kürzester Zeit hatten die meisten
ihre Orte heruntergewirtschaftet. Einer der wichtigsten Fehler dabei war Aktionismus. Die meisten versuchen, möglichst schnell
die Probleme zu lösen, die naheliegenden Dinge zu verbessern, zu improvisieren, Einzelmaßnahmen durchzuboxen und unter Stress
zu entscheiden! Doch gut Ding braucht Weile sowie Fakten und einen guten Überblick über das ganze Szenario. Sagen Sie das
Ihrer Intuition, und schlafen Sie lieber noch einmal eine Nacht drüber, bevor Sie loslegen und den »gordischen Knoten« zerschlagen!
Impulsivität
Die moderne Konsumwelt spielt mit unseren Bauchgefühlen und sendet uns Unmengen von Reizen, die das Motivationssystem stimulieren,
Vorfreude und Handlungsimpulse auslösen: Da habe ich gerade Lust drauf! Und schon ist wieder eine Tafel Schokolade weggeputzt
oder 50 Euro für irgendetwas ausgegeben, was man eigentlich gar nicht braucht. Spontan sagt man bei Anfragen zu oder ab, die
eine durchdachte Entscheidung gut brauchen könnten. Mangelnde Impulskontrolle zeichnet Menschen aus, deren emotionales Erfahrungsgedächtnis
sehr leicht reagiert und schnell einen kleinen Dopaminstoß bereithält, der zum Zugreifen anregt.
Die Entscheidungsprofis empfehlen: unterbrechen und Zeit gewinnen, ablenken und ein Glas Wasser trinken. Oder weitergehen,
nach einer Stunde in den Laden zurückkehren und das Objekt der Begierde nur kaufen, wenn man es dann immer noch möchte. Meistens
hat sich der spontane Wunsch dann bereits wieder verflüchtigt. Oder Sie halten einfach nur inne, spüren das Verlangen und
genießen einen kleinen Tagtraum: Wie wäre es, wenn ich das hätte? Spüren Sie das Kribbeln im Bauch und im Kopf, die Vorfreude
und angeregte Energie. Kosten Sie die angenehmen somatischen Marker ganz aus. Das reicht meistens und schont Ihr Konto, Ihre
Nerven und bestimmt auch Ihre Waage.
|98| So überwinden Sie
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