Machen Sie Ihren Kopf fit für die Zukunft
Depressionen als letztes
Mittel der Therapie eingesetzt, stimuliert das Auswachsen der neuronalen
Stammzellen, wie man inzwischen weiß.
Umlernen: Wie Netzwerke sich umstrukturieren
Umstrukturierung neuronaler Netzwerke ermöglicht uns, Gewohnheiten zu ändern – also umzulernen. Wir sind dadurch in der Lage, |176| in einer bestimmten Situation statt des bisherigen Musters A ein anderes Muster B aufzurufen und damit etwas anderes zu fühlen,
anders zu denken und anders zu handeln. Das Muster B muss dann so stabil werden, dass es in Zukunft bei Auftreten der auslösenden
Situation das Muster A automatisch ersetzt. Das erreicht man nur durch beharrliche Wiederholung.
Betrachten wir nun die vier Schritte der Umstrukturierung noch ein wenig genauer. Dabei ergeben sich auch Anregungen, wie
Sie das Umlernen im täglichen Leben unterstützen und damit Ihre Flexibilität erhöhen können.
Die vier Schritte sind:
Identifikation des alten Musters A:
Emotionen und Widerstand erkennen
Aktivierung der entsprechenden Netzwerke:
Analyse, Einsicht und Akzeptanz
Bildung des alternativen Musters B:
Neuorientierung
Training des Musters B:
Planung und Umsetzung
Emotionen und Widerstand erkennen
Der Einstieg in einen Veränderungsprozess beginnt immer mit der Wahrnehmung eines Leidensdrucks. Eine neue Situation ist entstanden.
Negative Gefühle zeigen an, dass etwas nicht stimmt und eine Veränderung erfordert. Diese Phase ist verständlicherweise nicht
sehr beliebt. Gerne werden negative Gefühle unterdrückt, nicht ernst genommen oder als unwichtig abgetan. Man steckt den Kopf
in den Sand und versucht weiterzumachen wie bisher. Der Leidensdruck ist sehr nützlich, denn er fährt die Stressaktivität
hoch und bereitet nicht nur den ganzen Organismus auf die anstehende Umstrukturierung vor, sondern auch das Gehirn. Wer diesen
Prozess nicht freiwillig |177| und unkontrolliert angeht, wird gelegentlich von seinen Auswirkungen überrascht. Eine psychosomatische, das heißt stressabhängige
Krankheit zwingt dann nach einer gewissen Zeit des ungenutzten Stressantriebs zum Umdenken: »Vor meinem Herzinfarkt konnte
ich mir gar nicht vorstellen, dass der Berieb auch ohne mich funktioniert. Jetzt sehe ich das anders.«
Praxis-Tipp So finden Sie Ihre Veränderungsprojekte
Seien Sie ehrlich und stellen Sie sich dem Leidensdruck. Solange Sie sich im Jammern komfortabel einrichten, ist die Veränderungsenergie
blockiert.
Die wichtigsten Fragen: Was bedrückt mich? Was ärgert oder frustriert mich? Wovor habe ich Angst oder was verunsichert mich?
Womit bin ich unzufrieden? Was fehlt mir?
Machen Sie sich regelmäßig Notizen und ordnen Sie die Projekte nach Prioritäten. Ein Leben, in dem es nichts zu verändern
und zu verbessern gibt, ist ein Leben ohne Vorfreude.
Analyse, Einsicht und Akzeptanz
Alle Faktoren, die mit dieser unangenehmen Situation zusammenhängen, sind wichtig und müssen aktiviert werden – so wie Sie
ein Dokument am Computer auch nur bearbeiten können, wenn Sie es auf dem Desktop geöffnet haben, indem sie ihm per Mausklick
aktivierenden Strom zugewiesen haben. Stresshormone übernehmen im Gehirn diese aktivierende Funktion. Lassen Sie die Situation
in allen Facetten ganz deutlich in Ihr Bewusstsein treten. Machen Sie sich klar, was alles an negativen Folgen auftreten kann,
wenn Sie keine Veränderung vornehmen. Dadurch verstärken sich die negativen Gefühle. Die Einsicht wächst, dass Sie etwas tun
müssen. Die emotionale Akzeptanz wird ebenfalls größer, denn Sie wollen nun endlich etwas tun, um besser klarzukommen.
|178| Praxis-Tipp So erzeugen Sie Veränderungsenergie
Fahren Sie den Gehirnrechner hoch und analysieren Sie Ihre Lage sehr genau: Was passiert wohl in den nächsten zehn Minuten,
wenn ich nichts ändere? Was im nächsten Monat? Was wird in zehn Jahren passiert sein, wenn ich so bleibe, wie ich bin? Wie
trage ich eigentlich selber zu dieser Situation bei? Wie schaffe ich es, dass sie immer wieder auftritt? Wovor drücke ich
mich, was ist mir zu unbequem, wo fehlen mir Informationen oder Fertigkeiten?
Diese Fragen stellt man sich routinemäßig bei jedem Sachproblem. Übertragen Sie diese Fähigkeit auch auf Privates und Persönliches.
Neuorientierung
Jede Veränderung braucht die Bereitschaft des Gehirns zum Lernen, das heißt zur Neubildung von synaptischen Kontakten zwischen
den Nervenzellen. Der Botenstoff Dopamin fördert diese Verbindungen. Wir
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