Machine Gun Preacher -: Die wahre Geschichte eines Predigers, der bis zum Äußersten geht, um Kinder zu retten. (German Edition)
abends nicht mehr fahren, dachten wir noch, weil das zu gefährlich war. Schon gerieten wir in eine dieser Straßensperren und einige betrunkene Soldaten hielten uns an. Sie waren zu dritt: Einer stand neben einem Baum, die anderen beiden neben unserem Fahrzeug. Plötzlich gerieten sie in Streit. Der eine hatte sein Maschinengewehr über die Schulter gehängt, der andere hielt es durch das Seitenfenster des Wagens auf meinen Kopf gerichtet.
Zweifellos hatte er diese Show schon unzählige Male bei Menschen abgezogen, die keine Erfahrung im Umgang mit Waffen hatten. Vermutlich war ich die erste Person, die er abzocken wollte, die mehr über eine AK wusste als er. Als ich sah, dass das Gewehr gesichert war, packte ich den Lauf und riss daran, so fest ich konnte. Der Soldat knallte mit der Stirn gegen das Wagendach und lockerte darauf seinen Griff. Blut floss in Strömen und verschmierte den Wagen, als er bewusstlos zu Boden sank. Ich riss ihm das Maschinengewehr aus den Händen, stieg aus dem Wagen aus und ging auf die anderen beiden Soldaten zu. Die nahmen die Beine in die Hand und verschwanden im Schutz der Dunkelheit. Danach habe ich, soweit ich mich erinnere, an dieser Stelle auf der Straße keine Probleme mehr bekommen.
Alles für Afrika
Als ich nach dieser Reise nach Hause kam, ließen mir die Kinder dort im Land und ihre Lebensbedingungen keine Ruhe mehr. Jahrelang hatte ich meine ganze Energie dafür aufgewendet, meine Baufirma zum Erfolg zu führen und den Gewinn zu steigern. Ich war stolz auf das, was ich erreicht hatte – schließlich hatte ich mit nichts angefangen und verdiente jetzt eine Million Dollar im Jahr. Meine Gedanken drehten sich darum, mehr Aufträge an Land zu ziehen, mehr Geld zu verdienen, jede Minute voll auszukosten. Afrika hatte meine Prioritäten grundlegend verschoben. Ich konnte mich nicht mehr auf mein Geschäft konzentrieren. Ich wollte es auch gar nicht mehr. Wie in Trance brachte ich meine Tage zu, losgelöst von meiner Umgebung, und meine Gedanken drehten sich ausschließlich um Yei – die Menschen dort, die umgeben waren von Zerstörung und Tod. Die Unschuld geraubt, die Hoffnung zerschlagen, die Zukunft dunkel und drohend.
Viele Jahre lang hatte ich materielle Werte angehäuft, die ich, wie ich dachte, für ein gutes Leben brauchte. Materielle Werte hatten mir immer sehr viel bedeutet, und auf einmal erschienen sie mir selbstsüchtig, extravagant, absolut sinnlos. Ich besaß eine unglaubliche Gewehrsammlung. Bis zu meiner Afrikareise hatte ich mir diese ausgefallenen und kostbaren Gewehre mit Freude angeschaut. Eines Tages kam ich an dem Gewehrschrank vorbei. Ich blieb davor stehen und mir traten Tränen in die Augen. Warum? , fragte ich mich. Warum habe ich die gekauft? Auf der anderen Seite der Welt lebten Kinder, die heimatlos waren und hungerten, und ich besaß Gewehre, die zweitausend Dollar das Stück kosteten und nutzlos in einem Schrank standen und Platz wegnahmen.
Ich suchte Käufer dafür. Ich verkaufte alles, was ich nicht zum Leben brauchte. Ich besaß ein wunderschönes Bass-Boot, ausgerüstet mit einem tragbaren Telefon und einem Fernsehgerät, einem Fischradar und einer Takelage, das Tausende Dollar wert war. Ich konnte es nicht mehr anschauen. Mich widerten die nutzlosen Spielzeuge an, an denen ich früher Freude gehabt hatte. Ich schämte mich, sie zu besitzen, während im Sudan Menschen starben, weil sie kein sauberes Wasser oder ein Moskitonetz besaßen. Ich dachte: Ich werde tun, was in meiner Macht steht, um diesen Menschen zu helfen.
Meine Aufgabe
Drei Monate nach meiner Rückkehr aus Afrika war ich wieder im Land. Der Pastor, der mich das erste Mal mitgenommen hatte, war noch vor Ort mit dem Bau seiner Ausbildungsstätte für Geistliche in Yei beschäftigt. Er ging davon aus, dass ich zurückgekommen war, um ihm beim Bau zu helfen.
Aber ich sagte: „Kumpel, Gott hat mich hergeschickt, um den Kindern zu helfen.“ Ich erklärte ihm, was meiner Meinung nach mein Auftrag sei. Aber mir wurde schnell klar, dass er kein Interesse hatte an einem Projekt, das er nicht verantwortete. Obwohl ich ihm bei der Verwirklichung seiner Vision geholfen hatte, wollte er mir nicht helfen, meine Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Ich war enttäuscht, eine solche Haltung bei einem Mann Gottes zu erleben, den ich als Freund betrachtete.
Und darum war ich nicht sicher, ob ich weiter mit ihm zusammenarbeiten sollte oder nicht. Eines Tages saßen wir auf der Baustelle
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