Machine Gun Preacher -: Die wahre Geschichte eines Predigers, der bis zum Äußersten geht, um Kinder zu retten. (German Edition)
Angst, und ich war ihre einzige Hoffnung.
Aber ich ließ sie im Stich. Auch wenn ich einige von ihnen in Sicherheit brachte, brach mein Herz, weil ich die anderen zurücklassen musste. Als ich in den Land Cruiser stieg, wanderte mein Blick über die verzweifelten Gesichter, und ich versprach ihnen: „Ich komme wieder und hole euch. Gebt mir ein paar Tage Zeit, ich komme bestimmt wieder.“ Ich war ein Erwachsener, und sie wollten mir so gern glauben. Vielleicht glaubten sie mir auch, denn die Alternative war zu schrecklich, um sie auch nur in Betracht zu ziehen. Aber ich hatte gelogen. Ich hatte nicht die Absicht, in zwei Tagen zurückzukommen. So bald würde ich nicht wieder in dieses Gebiet zurückkommen.
Sehnsucht nach Sicherheit: Viele Kinder im Sudan sind Waisen.
Etwa eine Woche später überfiel die LRA diese Gegend erneut und tötete mehrere Menschen, darunter auch einige dieser Kinder, die ich nicht mitnehmen konnte. Ich zitterte vor Zorn. „Ich schwöre dir, Gott“, sagte ich unter Tränen, „nie wieder werde ich ein Kind zurücklassen, solange ich lebe. Das nächste Mal werde ich mich mit Waffen und Munition eindecken und bei ihnen bleiben, bis der Wagen zurückkommt. So etwas wird nie wieder geschehen. Nie wieder!“ Ich hatte diesen verängstigten Kindern versprochen wiederzukommen. Sie hatten mir vertraut, weil sie niemandem sonst vertrauen konnten, und ich hatte sie im Stich gelassen.
Manchmal sehe ich noch einige dieser Augenpaare vor mir.
Als ich nach dieser Reise wieder in Pennsylvania war, war ich so niedergedrückt wie selten zuvor. Immer wieder sah ich diese kleinen Gesichter vor mir; immer wieder hallte meine Lüge in mir nach. Ich konnte mit den Leuten in der Gemeinde nicht darüber reden, ich wollte bei meinen Vorträgen nicht davon erzählen, ich wollte mit niemandem darüber reden. Ich wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden. Ich wollte auf mein Motorrad steigen und fahren.
Das Versprechen
Seit achtzehn Jahren, seit vor meiner Hochzeit, besaß ich kein Motorrad mehr. Aber nachdem ich in Afrika ein paarmal in Lebensgefahr geschwebt hatte, hatte ich zu meiner Frau gesagt: „Bevor ich sterbe, möchte ich noch einmal fahren.“ Lynn lächelte und sagte: „Tu, was du möchtest.“ Ein lieber Mensch, der meine Leidenschaft kannte, gab eine zweckgebundene Spende für ein Motorrad für mich an unsere Organisation. Und im Jahr 2004 kaufte ich dann das Motorrad meiner Träume – eine brandneue Harley. Schwarz, mit unglaublich viel Chrom. Das Motorrad war eine willkommene Fluchtmöglichkeit dann und wann, aber natürlich war es nicht die Lösung aller Probleme. Das war mir bewusst.
Schließlich akzeptierte ich, dass ich an jenem Tag im Busch nicht mehr hatte tun können. Ich brauchte mir keine Vorwürfe zu machen. Meine Männer und ich hatten fünfzehn Kinder gerettet. Aber ich bekräftigte das Versprechen, dass ich nie wieder ein Kind irgendwo zurücklassen würde. Eines Tages stand ich in unserer Gemeinde auf und legte dieses Versprechen öffentlich ab. „Vor Gott“, verkündete ich, „verspreche ich hier und jetzt: Ich werde nie wieder ein Kind irgendwo zurücklassen.“
Zerrissen
Ich habe fest vor, dieses Versprechen zu erfüllen, aber ich bin innerlich auch irgendwie zerrissen. Wenn ich zu Hause bin, kreisen meine Gedanken unablässig um das Waisenhaus und die Kinder in Nimule. Ständig telefoniere ich mit dem Sudan und gebe auf die Entfernung Lösungsansätze für die anstehenden Probleme und treffe die nötigen Entscheidungen.
Wenn ich in Afrika bin, sorge ich mich um Lynn und Paige und unsere Arbeit in Central City. In meinem Tukul liege ich bis lange nach Mitternacht wach und denke an meine Frau, die selbstständig unsere Arbeit vor Ort leitet, und an meine Tochter, die einen großen Teil der Zeit ohne ihren Vater aufwachsen musste. Zwischen zwei Welten zu jonglieren, ist schwierig, vor allem, wenn man in beiden Welten gleichzeitig gebraucht wird. Immer wieder kommt eine dieser Welten zu kurz, wie sehr ich mich auch um Ausgleich bemühe.
Eine besonders schmerzliche Situation erlebte ich im Jahr 2004, als Lynns Sohn Wayne starb. Wayne war zu uns gekommen, als wir uns in Pennsylvania ein Heim schufen, und wohnte bei uns, bis er vierzehn oder fünfzehn war. In diesem Alter war er ziemlich rebellisch geworden. Er lehnte sich gegen die Regeln in unserem Haus auf. Da es bei seinem Vater nicht so viele Regeln gab, zog er zu ihm. Wayne war eigentlich ein guter Junge und sehr
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