Macho-Mamas
Mütter. Genau dann, wenn Netzwerke geknüpft werden, nach Feierabend, müssen die Mütter noch schnell einkaufen, kochen und bei den Hausaufgaben helfen. Die meisten steigen, unterschiedlich freiwillig, zumindest für eine Weile aus dem Karriererennen aus. Doch wenn sie ein paar Jahre später wiedereinsteigen könnten, sind sie nach den geltenden, auf Männer zugeschnittenen Regeln meist zu alt.
Sollen die Work-Life-Balance-Strategien der Firmen mehr als ein Lippenbekenntnis sein, dann darf die Karriereunterstützung nicht mit einem Blumenstrauß in die Entbindungsstation enden. Dann dürfen Teilzeitarbeitende nicht automatisch aus allen Talentprogrammen rausfallen und bei Beförderungen systematisch übergangen werden. Dann muss die Alterslimite für wichtige Karriereschritte auf die Biologie von Frauen, auf die Erziehungsfunktion von Müttern und Vätern Rücksicht nehmen.
Es wäre zweifellos vermessen zu behaupten oder zu fordern, dass die Geburt eines Kindes auf den Werdegang einer Frau keinen Einfluss hat oder haben soll. Doch es muss endlich ein zentrales Anliegen der Gleichstellung werden, dass Nachwuchs eine weibliche Karriere nicht nahezu ausschließt.
Die Partnerfrage
Ein Baby ist längst kein Schicksal mehr. Seit der Erfindung der Pille, seit gut einem halben Jahrhundert, werden Kinder nicht mehr im Bett, sondern im Kopf gemacht: Die Ausbildung muss beendet, die Laufbahn gestartet, die Wohnung eingerichtet und das Sparkonto eröffnet sein, bevor die meisten Paare überhaupt an ein Baby denken. Nachwuchs ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr, sondern bloß noch eine Möglichkeit, die diskutiert, kalkuliert und minutiös geplant wird. Das ist eine Konsequenz unserer Multioptionsgesellschaft, die gern für unromantisch und egoistisch gehalten wird, die aber Frauen die Gestaltung ihrer Biographie erst möglich gemacht hat.
Warum aber, muss man sich fragen, ist in ebendieser Multioptionsgesellschaft auch heute noch Schluss mit Diskussion, Planung und Kalkül, sobald das Baby das Licht der Welt erblickt? Warum schrumpfen die vielen Optionen nach der Geburt eines Babys auf eine einzige zusammen? Die noch immer heißt: Mama reduziert den Job, Papa steigt auf. So selbstverständlich heute Paare Kinder planen, so fahrlässig unterlassen sie die Diskussion über die Gestaltung des Alltags mit Kindern, was in einer ganzen Reihe von Studien belegt wird. Sie sei überrascht gewesen, schreibt die Soziologin Alessandra Rusconi, wie traditionell auch hochqualifizierte und erfolgreiche Frauen in ihrer Partnerschaft und Arbeitsteilung sind: «Frauen übernehmen die Hauptrolle bei der Kinderbetreuung sowie das ganze Paarmanagement und ziehen ihre Partner kaum zur Verantwortung.» Eine Feststellung, die sich in jedem Büro bestätigen lässt: Sind die Kinder krank, bleiben in den allermeisten Fällen die Mütter zu Hause. Auch schulfreie Tage wegen Lehrerfortbildung, Arzttermine und die meisten anderen organisatorischen Familienpflichten werden von den Frauen wahrgenommen. Solche Abwesenheiten sind noch lange keine Erklärung dafür, warum Mütter selten aufsteigen, sie sind aber mit ein Grund, warum sich viele Mütter so gestresst und zerrissen fühlen und sich ein größeres Arbeitspensum nicht leisten wollen und können.
Die Forderung, dass Nachwuchs eine weibliche Karriere nicht determinieren soll, geht nicht nur Politik und Wirtschaft etwas an, sondern zuallererst die Frauen selbst: Sie müssen anfangen, nicht nur die Option Kind mit dem Partner durchzuspielen, sondern ebenso die Optionen danach. Auch der Vater hat das Recht, bei Krankheit seines Kindes zu Hause zu bleiben. Auch der Vater ist fähig, ein Kind zum Zahnarzt zu begleiten. Es gibt kein Gesetz, das die Laufbahn einer Mutter für weniger wichtig erachtet als die Laufbahn eines Vaters.
Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau, heißt es. Das ist die Wahrheit, und sie gilt auch im Umkehrschluss. Denn eine Tatsache gilt für beide Geschlechter: Wer Kinder und Karriere unter einen Hut bringen will, ist auf Unterstützung zu Hause angewiesen. Mütter müssen, wollen sie vorwärtskommen, bereit sein, diese Unterstützung nicht nur zu geben, sondern auch einzufordern. Die Erfolgsrezepte von Frauen, die Mutter werden und trotzdem Karriere machen, mögen so individuell sein wie ihr Werdegang, dennoch stechen aus Befragungen dies- und jenseits des Atlantiks zwei Gemeinsamkeiten hervor: Karrieremütter geben stets die Auskunft, dass sie die
Weitere Kostenlose Bücher