Macho Man: Roman (German Edition)
Sachen Bauchtanz versucht, treffen sich Aylins und mein Blick. Sie sieht glücklich aus – wir haben's geschafft.
21 Liebe Gegner rassistischer Klischees: Ich habe es langsam satt, mich ständig zu entschuldigen. Und wenn Sie unbedingt auf einer objektiveren Darstellung des modernen Griechenlands bestehen, dann schauen Sie doch auf www.griechenland.de unter »Land und Leute«.
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Am nächsten Morgen sitze ich in unserem Autorenbüro bei der Creative Brains Unit und lasse die letzte halbe Stunde meines Lebens Revue passieren: Ich habe auf dem Weg zur Arbeit mit sage und schreibe sechs attraktiven Frauen geflirtet – absoluter Rekord. Die erste war die spanische Bäckereifachverkäuferin von Schmitz & Nittenwilm. Bei ihr kaufe ich jeden Morgen mein belegtes Körnerbrötchen, das seit ein paar Jahren albernerweise Power Burger heißt – meinem Chef würde es gefallen. Ich habe schon etwa 250 Mal einen Power Burger bei der 30-jährigen dunklen Schönheit mit den blonden Strähnchen und den Riesenohrringen gekauft, die laut Namensschild Frau Sanchez-Pütz heißt. Unser Kontakt hatte sich stets auf eine höfliche Begrüßung, den nüchternen Bezahlvorgang und eine höfliche Verabschiedung beschränkt. Heute Morgen habe ich sie zunächst mit »Hola« begrüßt und ihr dann, als sie mich überrascht angesehen hat, zugezwinkert, was von ihr mit einem feurigen Flirtblick beantwortet wurde. Zum ersten Mal hat sie mich nicht mit einem neutralen »Schönen Tag noch« verabschiedet, sondern mit einem leidenschaftlichen »Adios«, verbunden mit verführerischem Augenaufschlag. Im Hochgefühl dieses Triumphs habe ich noch im Herausgehen einer rothaarigen sommersprossigen Frau zugezwinkert, die auf dem Fahrrad an mir vorbeifuhr, mich ansah und – lächelte. Dabei fuhr sie um ein Haar gegen ein Baustellenschild – ein Missgeschick, das normalerweise mir hätte passieren müssen.
Nummer drei gehörte der Jeans-hängt-knapp-über-den-Schamhaaren-Fraktion an, natürlich blond, mit obligatorischem Bauchnabelpiercing und Stringtanga, aber überraschenderweiseohne Arschgeweih. Sie stand wie ich am Chlodwigplatz und wartete auf die Straßenbahn, als ich sie einfach angesprochen habe und mit einer launigen Bemerkung über die Unpünktlichkeit der Kölner Verkehrsbetriebe zum Lachen brachte. Wir setzten uns nebeneinander, und ich war selbst davon überrascht, dass ich so tat, als sei ich in der Werbebranche ein wichtiger Mann. Als sie am Barbarossaplatz ausstieg (die Arme), warf sie mir noch einen verheißungsvollen Blick zu, und ich merkte, dass das, was ich für einen String-Tanga gehalten hatte, doch ein Arschgeweih war.
Nummer vier und fünf waren zwei Russinnen, die am Zülpicher Platz einstiegen, meinen Flirtblick am Rudolfplatz bemerkten und ihn die eine verbleibende Station bis zum Friesenplatz fleißig erwiderten. Leider habe ich nicht verstanden, was sie sich auf Russisch erzählten – aber ihren Mienen nach zu urteilen hielten sie mich nicht für einen Ersatzweckerbenutzer.
Nummer sechs schließlich war die italienische Putzfrau der Creative Brains Unit, der ich bisher immer distanziert »Guten Tag« gewünscht hatte und die ich heute mit »Ciao Bella« zu einem verführerischen Hochziehen der linken Augenbraue provozieren konnte.
Sechs erfolgreiche Flirts an einem einzigen Morgen – das sind mehr als in meinem gesamten Leben zuvor. Sechs Frauen aus vier Nationen – Vallaha bravo! Ein Hochgefühl macht sich in mir breit. Es ist, als wären damit auf einen Schlag all die Demütigungen meiner Jugendzeit neutralisiert, all die peinlichen Momente, in denen ich um die Gunst eines Mädchens werben wollte und es irgendwie geschafft habe, mich total zum Horst zu machen.
23.4.1990: Ich bin 15 Jahre alt und bei Holger Klausner zum Geburtstag eingeladen, der im Partykeller seiner Eltern gefeiert wird. Zu diesem Zweck durfte Holger sogar mit Reißzwecken einige Bravoposter über die Fototapete mit dem Alpenpanorama hängen. Die Zugspitze wird von Matthias Reim verdeckt, und vor dem Wettersteingebirge posieren die Jungs von Milli Vanilli (natürlich die falschen) mit albernen Schulterpolstern und zehn Tuben Wet-Gel im Haar. Ich will heute Abend unbedingt Gaby Haas küssen und bin sicher, dass mein Garfield-Sweatshirt siebeeindrucken wird – vor allem in Kombination mit Bundfaltenjeans und einem FC-Köln-Schweißband. Ich sitze zwei Stunden lang in der Ecke und überlege, wie ich Gaby am geschicktesten ansprechen
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