Machos weinen nicht
ausgezeichnete Idee! Fahren wir in die Banja!«
Über dem Gebäude hing eine nasse Fahne. Den Farben nach zu urteilen des Staates Trinidad und Tobago. Gleich am Anfang des Suworow-Prospekts erwischten wir ein Taxi. Weit vorgebeugt unterhielt Sologub sich mit dem Fahrer über die Wahlen. Felix war bis zum Scheitel mit Alkohol abgefüllt. Bei jedem Stoß des Wagens schlug er mit der Nase fast an die Windschutzscheibe.
Als wir aus dem Auto stiegen, blickte Janet sich verwundert um. Ringsum war es dunkel und schrecklich. Meine Haare wurden sofort feucht und klebten mir am Kopf. Ich fuhr mit der Hand darüber. Neben den trüben, rund um die Uhr geöffneten Buden standen in Gruppen die Alkis. Unter dem Vordach, am Eingang der Banja, lagen zusammengerollt rothaarige Hunde. »Was ist das für ein Club?«
»Das ist kein Club. Das ist eine Banja.«
»Ich dachte, ›Banja‹ wäre der Name des Clubs.«
»Nein. Banja ist der Name der Banja.«
Janet lachte und fragte, warum wir hierher gefahren wären? Sie habe keinen Badeanzug mit und überhaupt ... Sie sei schon ziemlich müde. Danke für die Gesellschaft, und man sehe sich ja morgen im Smolny.
»Schannotschka! Warte! Komm her! Auf eine Minute. Lass uns in Ruhe darüber reden – drbredn ...«
Die Pfützen ringsum warfen Bläschen. Durch eine Öffnung in der Straße schimmerte der Newski durch. Ich war gründlich betrunken. Felix sagte etwas und zupfte dabei das Mädchen am Ärmel. Sie versuchte, sich loszureißen. Felix brabbelte und zupfte weiter.
Janet befreite sich und lief auf die andere Straßenseite.
»I WON‘T GO!«
»Und was ist mit den image makers? Schannotschka! Die image makers!«
Sologub fasste Felix am Arm und führte ihn zurück. Der verhedderte sich in den Schößen seines schwer gewordenen Regenmantels, dabei hätte er beinahe sein Diplomatenköfferchen verloren.
»Hündin, verdammte!«
Sologub reichte ihm eine Zigarette.
»Soll sie doch abzischen! Die australische Syphilis hätte mir gerade noch gefehlt! Hündin, verdammte! Zicke, verdammte! Die kriegt jetzt garantiert keine Scheißakkreditierung von mir!«
»Felix. Ein betrunkener Mann ist für eine Frau nur in einem Fall interessant. Weißt du, in welchem?«
»Weiß ich.«
»Was drängst du dich dann auf?«
»Zicke, verdammte!«
»Sag mir lieber, hast du Geld dabei?«
Felix spannte sich an, verzweifelt bemüht, nüchtern zu werden. »Ein bisschen hab ich. Wieso?«
»Nur so.«
»Hier drin?«
»Vermutlich.«
Felix wühlte in seinen Taschen und gab Sologub einen Haufen zerknüllter Scheine. Der rechnete lange etwas aus, sortierte das Geld zu kleinen Stapeln, gab einen Teil zurück, nahm sich dann wieder etwas. Als er mich ansah, sagte ich, dass ich sogar die Zigaretten heute Morgen einzeln gekauft habe.
Sologub drehte die Scheine zu einer straffen Rolle und sagte: »Gehen wir.« Er klopfte lange an die Aluminiumtür der Banja. Das Geräusch hallte weit durch die leere Straße. Ein Wachposten in Uniform öffnete uns. Ich bemerkte, wie Sologub sich augenblicklich veränderte. Er vergrub die Arme fast bis zu den Ellbogen in den Taschen, spuckte ein paarmal kurz vor die Füße und sah sich blinzelnd nach allen Seiten um.
»Wie steht‘s, Kommandant?«
Er sah dem Milizionär nicht in die Augen. Der hatte graue Wangenknochen und einen rötlichen Schnurrbart.
»Drei Mann? Erste Etage.«
Wir gingen durch ein mit Marmor verkleidetes Foyer und stiegen eine Treppe hoch. An der holzfarben gestrichenen Tür hing ein Schild »Luxus-Abteilung«. Nach schier endlosem Klingeln erklärte uns ein kahlköpfiger Mann in weißem Kittel, wir hätten uns geirrt und die Banja sei geschlossen. Lichtreflexe glitten wie Winterkinder über die Hügel seiner hohen Stirn. In dem aufgeknöpften Kragen stak wie eine zottige Krawatte ein Büschel wolliger Haare.
Dann gab der Badewärter unerwartet nach und erlaubte uns mit einem Nicken, einzutreten. Als die Tür sich geschlossen hatte, sprach er schon mit anderer Stimme.
»Was kostet es heute?«
»Dasselbe wie immer.«
»Und wenn wir drei kaufen?«
»Bist du zum ersten Mal hier, oder was? Du weißt doch, dass es keinen Rabatt gibt.«
»Auf keinen Fall?«
»Die Lage ist nicht so.«
»Dann nur eine.«
Der Badewärter zählte das Geld nach und verstaute es in einer Schublade des alten roten Tisches.
»Wollt ihr auch ins Dampfbad?«
»Aber sicher! Dampfbad und Wodka! Nach rechts?«
Im Umkleideraum roch es nach herbstlicher Fäule. Das musste der Geruch
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