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Mach's falsch, und du machst es richtig

Mach's falsch, und du machst es richtig

Titel: Mach's falsch, und du machst es richtig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ankowitsch
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Verkehrsregeln ein wesentlicher Bestandteil fehle. Sie bestrafe die Menschen für Fehlverhalten, was durchaus sinnvoll sei, um sie daran zu hindern, es zu wiederholen. Ein möglicher Lerneffekt werde jedoch unterlaufen, da die StVO keinerlei Reaktionen für den Fall vorsehe, daß sich Menschen an die Regeln halten – als eine positive Reaktion. Darüber kann nur lachen, wer keine Ahnung davon hat, wie Lernen am besten funktioniert. Nämlich durch das ideale Zusammenspiel von Tadel ( 31  Prozent)
und
Lob (die restlichen 69  Prozent). Daher sagte Herr Fast in dem Gespräch auch: Man sollte ständig wechselnde Radarkontrollen durchführen und den Autofahrern anschließend Briefe schicken. Zum Beispiel dieses Inhalts: «Lieber Verkehrsteilnehmer, herzlichen Dank, Sie haben sich an die Regeln gehalten!» Das genüge eigentlich schon. Wenn man der Sache ein wenig Nachdruck verleihen wolle, dann könne man zusätzlich ein Bonussystem entwickeln: Wenn Sie sich fünfmal an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten haben, «dürfen Sie einmal um zehn Kilometer zu schnell sein – so nach dem Rabattmarkensystem». Auf diese Weise belohnt, würden die Autofahrer damit beginnen, sich disziplinierter zu verhalten. Jede Wette. Wer das nicht glaubt, kann mir gerne eine E-Mail senden, wenn er das Buch zu Ende gelesen hat, um zu sehen, was ich dazu zu schreiben habe.

[zur Inhaltsübersicht]
    5 . Kapitel Paradoxe Verhältnisse
    Warum wir erst unseren Schreibtisch aufräumen, bevor wir aus einem brennenden Haus flüchten; wie es kommt, daß wir manche Forderungen nur erfüllen können, indem wir ihnen keinesfalls folgen; wann wir uns unter der Hand verblöden und warum wir andere nur dadurch retten können, daß wir uns zum Affen machen.
    Raj Patel ist ein gesegneter Mann. Kaum war der Autor und Ökonom in einer US -Comedyshow aufgetreten und bei dem Versuch, die Kernthese seines neuen Buchs zu erklären, ein wenig ins Stottern geraten, hielten ihn die Menschen plötzlich für die Wiedergeburt Gottes. Dabei hatte alles so harmlos begonnen. Im November 2009 war Raj Patels Buch erschienen. Es trägt den Titel «The Value of Nothing» und behandelt «die Absurdität unseres Wirtschaftssystems, das für die natürlichen Lebensgrundlagen den Wert ‹ 0 › veranschlagt, Konsummüll dagegen höchsten Wert beimisst» [126] . Ein politisch korrektes, vor allem aber rationales Buch. Kein Wunder, hat doch der 1972 in London geborene Raj Patel in Oxford sowie an der renommierten London School of Economics studiert und sowohl bei der Weltbank als auch der World Trade Organization gearbeitet, zu deren Kritikern er heute gehört. Der Sohn einer kenianischen Mutter und eines Vaters von den Fidschi-Inseln genießt den Ruf, ein seriöser und freundlicher Mann zu sein, der engagiert für sein politisches Anliegen kämpft.
    Seine blitzartige Verwandlung in den Messias ereignete sich am 12 . Januar 2010 . Damals war Raj Patel zu Gast beim «Colbert Report», einer Comedyshow aus den USA . Moderiert wird sie von Stephen Colbert, einem eloquenten, schlagfertigen und zynischen Comedian, der Raj Patel während des Interviews [127] in seiner Show ziemlich an die Wand spielte. Es begann damit, daß Colbert den Autor mit dem Satz ankündigte, sein heutiger Gast glaube, der freie Markt habe uns im Stich gelassen; eine Theorie, die sich als falsch herausstellen werde, «wenn ich sein Buch zum Bestseller mache», so der Moderator – was kurze Zeit später tatsächlich geschehen sollte. Als Colbert seinen Gast nach der Kernthese des Buchs fragte, führte Patel ein anschauliches Beispiel dafür an: Würde man sämtliche Umweltkosten berücksichtigen, die bei der Herstellung eines Hamburgers anfallen, dann müßte das Ding 200 US -Dollar kosten. «That sounds like a great hamburger», lautete Colberts lapidare Antwort. Gelächter. Und in der Tonart ging es weiter. So behauptete Colbert, die USA sei auf der Basis niederer Preise aufgebaut, Columbus nur deshalb nach Amerika gereist, um günstige Mätressen zu bekommen, und ob Patel tatsächlich von ihm verlange, in einem Laden, wo er von einem quietschfidelen Clown bedient werde, 200  Dollar für einen Burger hinzublättern? Gelächter. Kein Wunder, daß Raj Patel immer wieder aus dem Konzept kam, nach Worten rang und gelegentlich ein wenig stotterte.
    Nach rund sechs Minuten war sein Auftritt vorbei – und Patel der neue Messias. Zumindest in den Augen einer bestimmten Gruppe von Menschen. Die schickten ihm in

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