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Mach's falsch, und du machst es richtig

Mach's falsch, und du machst es richtig

Titel: Mach's falsch, und du machst es richtig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ankowitsch
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nicht nur, weil sie alles durcheinanderwirbeln kann, sondern auch, weil wir immer davon betroffen sein werden. Außerdem kann es nicht unsere Aufgabe sein, andere durch so mächtige Strategien nachhaltig verändern zu wollen. Es geht hier vielmehr darum, Ihnen Möglichkeiten anzudeuten, wie Sie in kleinerem, überschaubarem Rahmen intervenieren können. Aber an Ihren Vorbehalten gegen diesen ganzen Firlefanz hier ist natürlich etwas dran: Selbstverständlich sind wir sehr gut damit beraten,
genau so weiterzumachen wie bisher
, denn wir haben nicht
die geringste Chance,
etwas … aber Moment, ich greife vor. Und zwar auf weitere Anregungen, welche konkreten Formen paradoxer Interventionen wir noch ins Auge fassen könnten.
    Sagen Sie den anderen voraus, daß sie recht damit haben, an ihrem problematischen Verhalten festzuhalten: Wenn Sie davon ausgehen müssen, daß Ihre Gesprächspartner nicht die geringste Lust haben, bei Ihrem Doppelbindungsspiel mitzumachen, dann sollten Sie genau diese Annahme zum Kern Ihrer Intervention machen. [163] So könnten Sie zu zwei Menschen sagen, die sich seit vielen Jahren in einem verbissenen Streit miteinander befinden: «Es ist vollkommen richtig, immer weiter zu streiten! Ja, ihr solltet euren Kampf gegeneinander noch verstärken, denn ihr seid mittlerweile absolute Großmeister darin. Außerdem sieht ja jeder Blinde, daß ihr euch nur deshalb streitet, weil ihr auf diese Weise zeigt, wie gern ihr euch habt.» Um dann im letzten Satz zu sagen: «Ihr dürft daher
keinesfalls
aufhören, euch zu streiten!»
    Loben Sie andere für Dinge, die Ihnen auf die Nerven gehen, um sie abzustellen: Ebenso naheliegend, wie unsere Schlaflosigkeit direkt bekämpfen zu wollen, ist es, andere dafür zu kritisieren, was uns auf die Nerven geht. Es gibt unzählige Ratgeber, die uns erklären, in welcher Form wir Kritik an anderen formulieren sollten, wie das richtige Verhältnis von positivem und negativem Feedback zu sein hat ( 4 : 1 ) etc. Das Problem: Wir gehen dabei von der falschen Annahme aus, Erwachsene ließen sich einfach so ändern, indem wir ein wenig in unserer Trickkiste kramen und ihnen ein paar unserer schönsten Tips heraussuchen. Solche Art der Kritik dient in der Regel mehr der Selbstbestätigung (ich kann den anderen sagen, wo es langgeht), denn es läßt die wesentliche Voraussetzung menschlichen Verhaltens unberührt: die Art, wie unsere Beziehungen zueinander organisiert sind. Es gibt einen klassischen Witz in der systemischen Therapie, der das sinngemäß beschreibt: «Man kann Pflanzen nicht dazu bringen, schneller zu wachsen, wenn man an den Blättern zieht.» Und die klassische Form von Kritik hat immer etwas davon: Ich ziehe dich an den Ohren, damit du über dich hinauswächst. Eine ziemliche Anmaßung. Deutlich effektiver erscheint es da, paradox zu intervenieren. Zum Beispiel, indem wir am anderen jene Dinge, die uns nerven, nicht kritisieren, sondern – richtig –
loben
. Sollte Ihnen also bei der nächsten Sitzung im Büro irgendein Quatschkopf ständig dazwischenreden und damit Ihre Konzentration ebenso stören wie Ihre Präsentation, wenden Sie sich ihm freundlich zu und sagen Sie sinngemäß: «Vielen Dank, daß du ständig dazwischenredest. Das zeigt mir, daß mein Vortrag hilfreich für dich ist. Fühle dich frei, jederzeit wieder zu stören, wenn du meinst, damit die Sache hier in meinem Sinne befördern zu können.» Jede Wette, er hält die nächste Stunde eisern den Mund? Sie manövrieren ihn mit Ihrem Satz nämlich in eine unhaltbare Situation: Wenn er weiterhin stört, würde er tun, was er offensichtlich mit aller Gewalt hatte verhindern wollen, daß nämlich Ihre Präsentation
gelingt
. Will er die Präsentation jedoch scheitern lassen, muß er sich Ihrer Anweisung widersetzen – und sofort aufhören zu stören.
    Machen Sie sich zum Affen, wenn Sie Schlimmeres verhindern wollen: Ich weiß, das klingt erst einmal wenig verlockend. Welche Situation sollte es schon wert sein, sich selbst zum Affen zu machen? Wie wäre es mit der folgenden: Sie sitzen spätabends mit ein paar anderen Fahrgästen in der U-Bahn, als die Tür aufgeht und zwei sehr große, sehr starke, sehr betrunkene junge Männer hereinkommen, um erst mal eine halbvolle Bierdose auf den Boden zu werfen, die daraufhin durch den Wagen kollert, eine nasse Spur hinterlassend. Kaum ist die Bahn angefahren, bedrängen die jungen Männer eine Frau, die verängstigt wegläuft. Sie setzen ihr

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