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Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Titel: Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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seine blassblauen Augen und seine teure Garderobe ließen ihn mehr wie ein Model als wie einen Strafverteidiger aussehen.
    Sie hatte ihn ein Jahr zuvor auf einer noblen Party in San Francisco kennen gelernt, die sie widerwillig besucht hatte, um für die Spaulding-Weine zu werben. Preston, der sich gerade an einem hochkarätigen Fall von Brandstiftung versucht und ihn gewonnen hatte, zählte ebenfalls zu den Gästen und war ganz der Mann des Augenblicks. Zu ihrer großen Überraschung hatte er sich plötzlich aus einer Gruppe von einem guten halben Dutzend schöner Frauen gelöst und sich quer durch den Raum zu ihr begeben. Nachdem er sich vorgestellt hatte, lobte er sie für ihre Weine, die er und seine Familie seit Jahren kauften. Und er hatte sie für den nächsten Tag zum Abendessen eingeladen.
    Zwei Wochen später hatte ein Klatschkolumnist aus San Francisco die beiden als „das heißeste Paar der Stadt“ bezeichnet. Und erst letzten Monat hatte Rachel, die es leid war, Preston immer und immer wieder zu erklären, sie sei noch nicht bereit für eine Ehe, ihrer Unentschlossenheit ein Ende gesetzt und seinen Heiratsantrag endlich angenommen.
    Es war nicht so, dass sie Preston nicht liebte oder ihn nicht heiraten wollte. Ganz im Gegenteil, sie liebte und bewunderte ihn, und sie wusste ohne den leisesten Zweifel, dass er ein fürsorglicher Ehemann und Vater sein würde. Manchmal allerdings fragte sie sich, ob er nicht vielleicht eine Spur zu perfekt war. Erst nach Grandmas Tod – als er ihr seine bedingungslose Unterstützung angeboten hatte – hatte sie erkannt, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, seinen Antrag anzunehmen.
    „Aber ich bin keine geborene Spaulding“, erwiderte sie auf seine Bemerkung. „Ich wurde adoptiert. Darum war Annie bei der Testamentsverlesung auch so außer sich.“
    Preston lachte. „Ich glaube, ,außer sich‘ ist kaum die richtige Bezeichnung. Nach allem, was du mir über ihr Verhalten erzählt hast, wäre ,wutentbrannt‘ wohl treffender. Aber wen interessiert es, was in ihr vorgeht? Du arbeitest mehr als jeder andere Mensch, den ich kenne. Und du hast ein untrügliches Gespür fürs Geschäftliche. Die Entscheidung deiner Großmutter erscheint mir völlig zutreffend. Außerdem hat Annie das Haus bekommen.“
    Wenigstens das, dachte Rachel. Annie liebte dieses große verschachtelte Haus. In den acht Jahren vor Rachels Ankunft hatte sie in diesem Haus wie eine kleine Prinzessin geherrscht und war von allen verehrt worden. Als dann Jack und Helen mit dem neuen Baby ins Haus gekommen waren, war diese perfekte Welt nach Annies eigener Aussage in sich zusammengestürzt. Von dem Augenblick hatte sie weder ihren Eltern noch Hannah geglaubt, wenn die beteuerten, dass sie sie noch immer genauso liebten wie früher.
    Noch immer in Gedanken, nahm Rachel die Weingläser aus dem Küchenschrank und brachte sie auf die Terrasse ihres am Hügel gelegenen Bungalows. Preston folgte ihr.
    Vor drei Jahren war sie aus dem Haupthaus der Spauldings ausgezogen, nachdem sie betrübt festgestellt hatte, dass es unmöglich geworden war, mit Annie unter einem Dach zu leben. Kein Tag war vergangen, an dem ihre ältere Schwester sie nicht in einen Streit verwickelt hatte, indem sie eine abfällige Bemerkung machte, dabei aber stets darauf achtete, sie nicht in Gegenwart von Grandma anzugreifen.
    Als Rachel gehört hatte, dass der Bungalow der Dunbars am Silverado Trail frei wurde, hatte sie sofort den Kaufvertrag unterschrieben. Das Haus hatte sie mit der Art von Möbeln eingerichtet, die sie liebte – große Eichentische und Regale, Chintz-Vorhänge in fröhlichen Farben, Navajo-Teppiche und Steingut in einer Vielzahl von Formen und Farben.
    Die Terrasse war ihr Lieblingsort. Sie war hoch genug gelegen, um einen überwältigenden Blick über das gesamte Tal zu erlauben, sie bot auch eine der spektakulärsten Attraktionen von ganz Kalifornien – Old Faithful, ein Tausende von Jahren alter Geysir, der alle vierzig Minuten eine kochend heiße Wasserfontäne zwanzig Meter in die Luft schoss.
    Preston stand hinter ihr und legte seine Arme um sie. „Denk nicht an Annie“, flüsterte er ihr ins Ohr.
    „Das geht nicht.“ Sie trank einen Schluck Wein. „Irgendetwas stimmt nicht mit ihr. Sie benimmt sich sonderbar.“
    „Sie ist sonderbar.“
    „Ich meine das ernst. Von diesem Wutausbruch bei der Testamentsverlesung abgesehen, ist sie sehr zahm gewesen. Keine spitzen Bemerkungen, keine

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