Macht Musik schlau?
überlappenden Nervenzellnetzwerken bewerkstelligt. Wichtig dabei ist auch, dass an der Analyse von Sprache und Musik beide Hirnhälften beteiligt sind. Trotzdem befinden sich in der rechten Hemisphäre Funktionsmodule, die eher an der Analyse wesentlicher Musikaspekte beteiligt sind (z.B. Tonhöhenanalyse, Analyse der Klangfarbe). Die linke Hemisphäre beherbergt einige Funktionsmodule, die vorwiegend für Sprachanalysen genutzt werden.
â    Töne und Sprache: Musikerfahrung beeinflusst die Sprachwahrnehmung schon auf sehr frühen Verarbeitungsstufen. Das bedeutet, dass bestimmte Sprachreize (sehr wahrscheinlich Vokale) bei Personen mit Musikerfahrung schon sehr früh vom Hörsystem erkannt und verarbeitet werden. Wahrscheinlich werden diese Sprachreize deutlicher aus dem Hintergrundrauschen herausgefiltert.
â    Fremdsprachen: Versuchsteilnehmer, die bessere Leistungen bei Ton-, Klang, Rhythmus- und Melodieaufgaben vollbrachten, erzielten auch in den phonologischen Aspekten von Fremdsprachen bessere Leistungen. Sie verstehen Fremdsprachen besser und sie sind bei deren Aussprache überlegen. Güte und Leistungsfähigkeit des Hörsystems sind offenbar wichtige Grundvoraussetzungen, um die Musik- und Sprachreize korrekt wahrzunehmen.
â    Syntax: Musik ist nach einem bestimmten Regelsystem aufgebaut. Dieses Regelsystem hat bemerkenswerte Ãhnlichkeiten mit dem Regelsystem der Sprache. Teilweise werden für die Analyse des Musikregelsystems gleiche Hirnstrukturen eingesetzt. Es gibt allerdings auch Besonderheiten. So scheint ein wichtiges Funktionsmodul für die Analyse des Musikregelsystems im rechtsseitigen Stirnhirn lokalisiert zu sein. Das zentrale Modul für die Analyse des Sprachregelsystems ist im linksseitigen Stirnhirn zu finden. Allerdings sind beide Module auch während der Analyse des jeweils anderen Systems aktiv.
â    Semantik: Musik kann Bedeutung übermitteln. Nicht so präzise wie die Sprache, aber Musik kann durchaus semantische Netzwerke ansprechen. Dadurch kann sie den Abruf von Informationen in dem angesprochenen Netzwerk «voraktivieren», so dass diese Informationen bevorzugt abgerufen werden können.
â    Fremdländisch klingende Musik: Es gibt durchaus Anzeichen dafür, dass typische englische und französische Musik bestimmte typische Eigenarten der jeweiligen Sprache in sich birgt. Erkennbar ist dies an der Abfolge von Intervallen in der Musik und der Abfolge wichtiger betonungstragender Elemente der jeweiligen Sprache. Typisch französisch klingende Musik ist durch eine geringere Variabilität aufeinanderfolgender Intervalle 75 und eine geringere Anzahl von Halbtonschrittengekennzeichnet. Die französische Sprache ist auch durch ein geringere Variabilität der Vokaldauern 76 gekennzeichnet. Ob solche Zusammenhänge auch für andere Sprachen als das Französische und Englische zu finden sind, müssen weitere Untersuchungen zeigen.
â    Musik und Lesen: Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen der phonologischen Bewusstheit und der Lesefertigkeit. Ferner besteht ein enger Zusammenhang zwischen grundlegenden musikalischen Fertigkeiten (Ton-, Klang-, Rhythmus- und Melodiewahrnehmung) und der phonologischen Bewusstheit und der Lesefertigkeit. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass gute grundlegende musikalische Fertigkeiten einerseits die phonologische Bewusstheit fördern, andererseits aber auch die Leseleistungen.
â    Musik und Sprachstörungen: Musikalische Interventionen wurden erfolgreich für die Therapie von Sprachstörungen eingesetzt. Während das Chorsprechen und Singen bei Stotterern nur vorübergehenden Erfolg zeitigt, wird die
Melodic Intonation Therapy
bei Broca-Aphasie von neurologischen Berufsverbänden als «vielversprechend» eingestuft. Für die Therapie von Dyslexie-Patienten bietet das Training von elementaren musikalischen Fertigkeiten eine interessante Alternative bzw. Ergänzung, um die grundlegenden Fertigkeiten hinsichtlich der
phonologischen Bewusstheit
zu verbessern.
12 Musik und Alter
Manchmal hat man den Eindruck, das Alter werde neu entdeckt. Im Fernsehen sieht man immer mehr ältere Schauspieler, die für Anti-Faltencreme, Lebensversicherungen, Sparpläne oder Ginseng-Produkte werben. Sport und Alter, Schule im Alter, Beruf und Alter und Sex im Alter
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