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Macht nichts, Darling

Macht nichts, Darling

Titel: Macht nichts, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Ratten oder Wiesel. Ich habe sie mit der Kamera festgehalten, wie oft soll ich das noch sagen. Natürlich hat sie das Klicken des Auslösers gehört, und husch — mit wehendem Röckchen war sie verschwunden.«
    Die feierliche Stille, die hierauf herrschte, wurde erst durch Archies respektloses Herausprusten unterbrochen. Aloysius Leigh starrte in seine Richtung und sagte mit einer Art tödlicher Kälte: »Sie verhöhnen mich. Sie haben die ganze Zeit hinter meinem Rücken über mich gelacht. Wenn Sie das Foto sehen, werden Sie auf den Knien Abbitte leisten.«
    Dies gab Sally den Rest. Auch sie kicherte schwach, hielt aber gleich wieder beschämt inne. Nun hatte der arme Alte restlos den Verstand verloren. Was sollte sie tun? Ob er gewalttätig wurde, wenn der Film entwickelt war und er sich mit eigenen Augen überzeugen mußte, daß seine Elfe nur ein Hirngespinst war?
    Aber Onkel Aloysius war ein erstaunlich starker Charakter. Er bewies es, indem er seine Kamera vorsichtig auf den Tisch legte und unvermittelt sagte: »Ist das Essen fertig? Ich habe einen Mordshunger. Die Aufregung... Ah, sehr gut, Sally. Ein anständiges Stück Braten ist genau das, was ich jetzt brauche.«
    Während des Essens erzählte sie ihm, daß die Farm verkauft sei, was ihn jedoch kaum interessierte. Er wies lediglich darauf hin, daß er nun, da seine Mission erfüllt sei und er so rasch wie möglich nach Australien zurückkehren werde, nicht bei der Auflösung des Haushalts behilflich sein könnte. Damit ließ er sie, den letzten Bissen noch im Mund, mit Archie und Matthew allein. Sally äußerte ihre Befürchtungen wegen des Fotos, aber Archie beruhigte sie lachend mit den Worten: »Warten Sie nur erst ab, ehe Sie sich neue Sorgen machen. Ich wette, er sieht seine Elfe auch auf dem Foto — ganz egal, was wirklich drauf ist.«
    Nachdem auch Archie zu Bett gegangen war, besprachen Sally und Matthew noch lange die vielen Fragen, die mit dem Verkauf der Farm zusammenhingen. Das groteske Intermezzo mit Onkel Aloysius war vergessen und hatte tiefer Niedergeschlagenheit Platz gemacht. Sally versuchte Matthew zu trösten: »Mr. Gardiner sagt ja, es hat alles gar keine Eile. Er braucht das Haus noch lange nicht.«
    »Trotzdem bin ich dafür, daß wir ausziehen, sobald wir können. Hat keinen Zweck, sich hier ’rumzudrücken und fremdes Vieh auf unseren Weiden zu sehen. Einpacken und ab durch die Mitte — das ist das einzig Vernünftige.«
    »Ja, aber erst müssen wir wissen, wohin«, wandte Sally ein, und der alte Streit begann von neuem. Matthew sagte zum soundsovielten Mal, er könne immer noch als Hilfsarbeiter auf irgendeiner Farm unterkommen, und sie könnte dann ihre Berufsausbildung wieder aufnehmen und eine gute Stellung bekommen und hätte keinen lahmen alten Mann mehr als Klotz am Bein. Sally, die mittlerweile am Rande ihrer Kräfte angelangt war, unterbrach ihn heftig: »Hör endlich mit dem Quatsch auf, Matt, ich ertrag’s nicht mehr. Kapierst du denn nicht, daß du alles bist, was ich noch habe?« Die Stimme gehorchte ihr kaum, und sie hatte Angst, gleich noch einmal in Tränen auszubrechen und zum zweitenmal am selben Tag ein höchst albernes und peinliches Schauspiel zu bieten. Folglich zwang sie sich zu einem besonders strahlenden Lächeln und lenkte das Gespräch unvermittelt auf einen anderen Kurs. »Warum hocken wir eigentlich hier wie begossene Pudel? Es ist doch kein Begräbnis! Im Gegenteil, wir haben endlich erreicht, was wir schon ewig wollten — ich meine, das ist in erster Linie ein Grund zum Feiern. Gute Verkäufe werden immer begossen. Außerdem könnten wir gleich Archies Abschied mitfeiern. Ist das nicht eine herrliche Idee, Matt?«
    Er gab sich einen verstohlenen inneren Ruck und ging auf ihren Ton ein. »Klar, Sally, du hast recht wie immer. Eine Abschiedsparty, was?« Sie mußte aufgemuntert werden; seine Gefühle waren Nebensache. Noch konnte er sich kaum vorstellen, wie er ohne die Farm leben sollte, um die er — erst mit James Leigh und dann mit seiner Tochter — so lange und vergebens gekämpft hatte.
    »Ja, eine Party... Wen laden wir ein? Natürlich Tante Dorothy und Simon und die Moores und Judith West. Für die brauchen wir aber noch einen Herrn«, fügte sie listig hinzu. »Ah, ich weiß: vielleicht Jan Fraser. Das ist einer der Herdenaufseher auf Luthens. Judith und er kennen sich schon, und er ist sehr nett.«
    »Schön, lade ein, wen du willst. Eine Party zum Abschied möbelt uns alle

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