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Macht nichts, Darling

Macht nichts, Darling

Titel: Macht nichts, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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strich. Sie schloß die Tür auf, holte tief Luft und ging hinein.
    Archie schnarchte friedlich weiter und fand die Badewanne offenbar sehr bequem. Sally hielt den Hund am Halsband fest und rüttelte ihren einsamen Seemann grob an der Schulter. »Aufstehen, Archie!« zischte sie dicht an seinem Ohr. »Sofort aufstehen! Nehmen Sie sich zusammen und steigen Sie aus der Wanne! Sehen Sie den großen schwarzen Hund? Er ist bissig... und ich hetze ihn auf Sie, wenn Sie nicht bei drei aus der Wanne sind! Eins — «
    Alister, seiner Sorgen ledig und menschenfreundlich wie immer, schob den Kopf über den Rand der Wanne und leckte Archies Ohr. Archie öffnete mühsam ein Auge, sah den riesigen schwarzen Kopf mit den blinkenden Zähnen dicht vor sich und stieß einen unterdrückten Entsetzensschrei aus.
    »Jetzt holt mich der Teufel... persönlich«, keuchte er heiser und kam mit erstaunlicher Behendigkeit auf die Füße.
    Eine Minute später hatte er sich gefaßt und sagte zerknirscht: »Ich wußte erst nicht, ob Sie’s waren oder der Hund. Ich hab’ Sie noch nie richtig wütend gesehen, und dazu noch die schummrige Beleuchtung... Diese roten, feurigen Augen vor meiner Nase...«
    »Und dabei war’s doch nur Alister! Aber er hat’s geschafft, Sie aus der Wanne zu kriegen.«
    »Das kann man wohl sagen. Ich hab’ so selig geträumt... und jetzt bin ich leider stocknüchtern und schäme mich mächtig.«
    Sally war jetzt alles einerlei außer der Tatsache, daß er brav und fügsam alles tat, was sie ihm vorschrieb. Er steckte den Kopf in kaltes Wasser, verließ auf Zehenspitzen das Bad und schloß sich leise in seinem eigenen Zimmer ein. Von dort erschien er eine halbe Stunde später in der Gesellschaft — nüchtern, ordentlich vom Scheitel bis zur Sohle und vom festen Willen beseelt, alles wieder gutzumachen. Etwas töricht grinsend gesellte er sich zu Caroline, die ihr unwillkürliches Staunen rasch unterdrückte und das volle Geschütz ihres liebenswürdigen Plaudertalents auf ihn richtete. Diese offensichtliche Bevorzugung, der sich Alister anschloß (er war der Meinung, diesen Mann vom Tode errettet und daher gewisse Besitzrechte an ihn zu haben), machte Archie zum Star des Abends, vor dem Simon und Hugh auf mysteriöse Art in den Hintergrund rückten. Archie hatte sie verdrängt.
    »Netter Kerl«, sagte Trevor. »Der wird dir fehlen, Sally.« Simon meinte sogar, Archie solle der See Lebewohl sagen und zur Landwirtschaft überwechseln. Matthew strahlte verzeihend, und selbst Hugh ließ sich herab, Archie eingehend über sein Schiff zu befragen. Sally dachte: »Wie gut, daß er zum Abschied noch so einen Erfolg hat! Er wird glücklich abreisen und das dumme Intermezzo im Badezimmer vergessen.«
    Aber Archie war nicht so vergeßlich und entschuldigte sich am nächsten Morgen noch einmal aufs demütigste. »Daß ich Sie so in Schwulitäten gebracht habe, nach allem, was ich Ihnen verdanke, und wo’s gerade mal drauf ankam! Hätten Sie mich doch in der Badewanne schwarz werden lassen!«
    »Ich wollte Sie meinen Gästen zeigen. Sie sollten mit eigenen Augen sehen, wie nett mein einsamer Seemann ist.«
    »Na, auf mich können Sie schwerlich stolz sein. Ich habe mich bis auf die Knochen blamiert, und Sie beinahe auch.«
    So ging das nicht. Er sollte glücklich von hinnen ziehen, wie Onkel Aloysius mit seiner Elfe. »Ich bin anderer Meinung, Archie. Sie haben einfach rührend für mich gesorgt. Sie haben einen schönen Pavillon gebaut und mich von Onkel Aloysius befreit und das Kunststück fertiggebracht, Matts Laune zu verbessern. Denken Sie nicht mehr an gestern abend. Es war ja keine Tragödie. Es war sogar wahnsinnig komisch — und außer uns vieren hat’s kein Mensch gemerkt.«
    Das war eine fromme Lüge, denn Simon hatte ihr beim Abschied zugeflüstert: »Denk bloß nicht, daß du mich hinters Licht geführt hast, Sally. Geräusche im Wasserrohr — köstlich! Dein Talent zum Schwindeln möcht’ ich haben!«
     
     

13
     
    Immerhin hatte Sally die erstrebte Einladung nach Luthens durchgesetzt, indem sie Simon im Vertrauen klarmachte, man müsse doch Judith öfters Gelegenheit geben, ihren Mann zu sehen. »Nur... Caroline ist morgen auch noch da; stört es euch sehr, wenn ich sie ebenfalls mitbringe?«
    Ihr Ausdruck war so unschuldig, daß Simon sich nach einem kurzen, mißtrauischen Blick sagte, er dürfe jetzt nicht hinter allem und jedem ein Komplott vermuten. Außerdem war diese Caroline viel zu aufregend, um ein

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