Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David G.L. Weiss
Vom Netzwerk:
Stirn ratterten die Zahnräder, viele kleine Yogis tanzten um das Goldene Kalb. Kernreiter nagte an seinem Daumennagel. »Ich lebe eigentlich vegan … Keinen Hunger. Aber so ein Brötchen wie Sie eins haben …« Udo nahm die Hand vom Mund, sprang auf und wollte zur Theke durchstarten. Er wurde brüsk an der Schulter gepackt und zurück auf die Sitzfläche gedrückt.
    »Platz!« Wotruba ließ sich auf den Stuhl zwischen Udo und Ian fallen. Die Verleimung ächzte. »Guten Morgen, die Herren! Die Frau Doktor und Gernot Szombathy kommen gleich. Die sind nur mal kurz die Näschen pudern gegangen.«

65
    I ch bin drinnen«, sagte Gernot und wartete auf Josephines Ansage, um die Zahlen in die Suchleiste von Google Earth einzugeben. »Bereit, wenn Sie es sind!« Er saß im Schneidersitz auf dem Parkettboden von Saal XIV, das iPad auf den Knien. Die anderen Besucher des Naturhistorischen Museums schlichen mit großen Augen vorbei. Einige schüttelten den Kopf, andere rümpften die Nase. Ein paar Schülerinnen steckten die Köpfe zusammen und kicherten. »Schaut euch den an. – Urcool der Alte!«
    Ein Bezirksinspektor stand breitbeinig neben Gernot. Die Anwesenheit des uniformierten Polizeibeamten reichte, um Fragen und Zurechtweisungen von selbsternannten Hilfssheriffs auszuschließen.
    Josephine stakste mit Mitterlechners Notizen in den Händen auf und ab. Der Stoff unter ihren Achseln wurde nass. Das konnte sie gar nicht leiden. War es wirklich so heiß hier drinnen, oder bildete sie sich das ein? Sie blieb vor Szombathy stehen, und es sprudelte aus ihr heraus: »Die Beweislage ist mehr als dünn. Wer weiß, ob Mitterlechner das überhaupt so gemeint hat?«
    »Finden wir es raus!« Gernot lehnte sich zurück und stützte sich mit den Armen ab. Josi begann eine neue Runde, und er folgte ihren Schritten mit den Augen. »Er hat jedenfalls dieselben Zahlen notiert wie Gabriel. Und Gabriel verortet die Ziffern in diesem Ausstellungssaal.«
    Josephine bremste sich vor Szombathy ein und balancierte den rechten Fuß auf dem Absatz. »Nur, dass Gabriel in seiner Wunderbox nichts über geographische Koordinaten erwähnt.«
    »Es sind dieselben Zahlen, oder nicht? Beide haben sie aus dem Internet geholt, und beide sind kurz danach tot.« Szombathy beugte sich vor und versuchte, unter Josis Rock zu lugen.
    Josephine machte einen Satz zurück und rückte den Rock zurecht. Sie musste sich das Lachen verkneifen, guckte zur Seite und schob sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr. »Lass das! Das ist total pietätlos.« Sie blickte streng. »Das ist ein Museum. Ein Musentempel! Und wir sind nicht zu unserem Vergnügen hier!«
    Ein Grinsen huschte über das Gesicht des Polizisten. Der Bezirksinspektor schaute zur Decke und konzentrierte sich auf die Stuckpaare mit den Federkronen.
    »Das Leben geht weiter«, brummelte Szombathy und zuckte mit den Schultern. »Ich denke, keiner der zwei wollte, dass ich nach ihrem Ableben Mönch werde und zölibatär lebe.«
    »Dieser Mitterlechner mit Sicherheit nicht.« Josephine musste an die Kunststoffdamen im Büro des IT-Forensikers denken, an die bumsfidelen Lavanttalerinnen. Sie ließ die Blicke schweifen. Viel weniger aufreizend waren die Figuren der Saaldekoration auch nicht. Die Darstellungen mit wissenschaftlichem Anspruch waren – naja – recht dekorativ. Die Veduten in den Goldrahmen gaben sich im Vergleich zu den wohlproportionierten Damen und Herren prüde und altbacken. Josephine runzelte die Stirn. Wegen der Figuren war sie nicht hier. »Los jetzt, fangen wir an! 7°36’27,79 Grad Süd, 110°12’13,33 Grad Ost.«
    Gernot bestätigte die Eingabe. Der Planet Erde auf dem iPad drehte sich. Der Blickwinkel kippte auf die Seite und flog auf den Horizont zu. Der Sinkflug durch die Atmosphäre begann. Szombathy stürzte auf eine Insel im indischen Ozean. Die Topographie Javas wurde erkennbar. Der Aufschlag in die Erdkruste rückte immer näher. Voller Stopp. Die Bewegung verharrte über den Zielkoordinaten. Das Bild im Fenster klarte sich. »Aha!« Szombathy hob den Kopf und schaute an Josi vorbei auf das Bild über dem Durchgang zum nächsten Saal.
    Josephine bemerkte die Verblüffung in Gernots Gesicht und drehte sich um. Über der Tür hing ein nachgedunkeltes Ölbild. Die Tempelruinen von Bodo Budur , gemalt von einem L. H. Fischer. »Der Borobudur-Tempel in Indonesien? Ist es das, was du auf deinem Gadget siehst?«
    Szombathy antwortete nichts, er drehte das iPad um. Er zeigte Josi die

Weitere Kostenlose Bücher