Macht: Thriller (German Edition)
Animation des Tempelgebäudes auf dem Satellitenfoto. Die geographischen Koordinaten lagen genau im Zentrum der mehrstufigen Tempelanlage.
»Vielleicht ein Zufall.« Josephine zückte das Notizblatt. »27°8’23,60 Grad Süd und 109°17’21,30 Grad West.«
»Rapa Nui, die Osterinsel. Eine Gruppe Moais an der Küste.« Gernot stand auf und zeigte auf das Bild Statue aus Stein Osterinsel/Südsee rechts neben dem Gemälde vom Borobudur.
»24°0’59,96 Grad Nord, 32°52’59,99 Grad Ost.« Josephine strich sich über die Bauchdecke. Die Spannung stieg.
»Nichts, leider. Das war’s.« Szombathy ließ die Arme sinken. »Wir landen damit irgendwo mitten im Wasser.«
»Zeig her!« Josephine nahm Gernot das iPad aus der Hand. Sie sah abwechselnd auf die dunkelblaue Wasserfläche im Programmfenster von Google Earth und auf die Monumente auf den Gemälden. Zwei Bilder neben dem Moai fand sie, wonach sie gesucht hatte. Unter Palmen einen altägyptischen Tempelbezirk direkt am Nilufer. Sie trat näher und las Tempelruine von Phylae, Ober Egypten in der Medaille auf dem Goldrahmen. »Ich glaube es zwar selber kaum, aber das passt ebenfalls. Die Koordinaten liegen im Assuan Stausee in Oberägypten. – Das sagt zumindest dein schlaues Teil hier. – Es sind einige antike Tempelstätten beim Aufstauen des Nils überflutet worden. Auch die Insel Philae. Der Tempel der Isis, das Haus des Anfangs , ist auf höheres Gelände versetzt worden, genau wie die Tempelanlagen von Abu Simbel. Der Isis-Tempel von Philae lag ursprünglich auf diesen Koordinaten im Nassersee.« Sie gab Gernot das iPad zurück. »Also weiter, schauen wir, ob die bisherigen reine Glückstreffer gewesen sind, oder nicht: 27°10’30,90 Grad Nord und 78°2’31,80 Grad Ost.«
»Der Taj Mahal in Agra.« Szombathy deutete mit dem Kopf auf das entsprechende Ölbild.
»39°39’16,92 Grad Nord, 66°58’32,55 Grad Ost.« Josephine ging in die Grätsche und wippte auf und ab.
»Der Registanplatz von Samarquand in Usbekistan.« Szombathy lief vor den Gemälden auf und ab. »Heißt hier Righistan Moschee zu Samarkand/Turkestan , ist aber auch da.«
»20°40’58,50 Grad Nord; 88°34’7,08 Grad West.« Josephine kaute an ihrer Unterlippe, die Antwort dauerte.
»Die Kukulcan-Pyramide von Chichén Itzá.« Gernot blies die Luft aus. Auf den Leinwänden zeigte sich nichts, das einer aztekischen Stufenpyramide ähnlich sah.
»Ich hab hier einen Nonnentempel von Chichen Itzu in Yukatan Mexiko.« Der Bezirksinspektor legte den Kopf in den Nacken und die Hände an die Hüften. Er begutachtete fasziniert das Gemälde über ihm. Diese Schnitzeljagd war mal ganz was andres als der übliche Dienst.
»Danke!« Josephine schenkte dem Polizisten ein Lächeln. »Einen hab ich noch: 35°19’0,69 Grad Nord und 139°32’8,61 Grad Ost.«
»Japan. Die Buddhas von Kama Kura.« Gernot kniff die Augen zusammen und schaute herum. »Hier oben! Sind auch da, die weihrauchgeschwängerten Dauerlächler.«
»Sehr fein.« Josephine faltete das Blatt zusammen. »Das waren die letzten Koordinaten von Mitterlechner. Das waren sechs. Von Gabriel haben wir noch fünf. Allerdings brauchen wir die meiner Meinung nach nicht mehr zu überprüfen. Es ist auch so sonnenklar, was hier los ist.«
Gernot nickte und schaltete das iPad ab. Er klemmte sich das Gerät in der Schutzhülle unter den Arm und massierte sich die Nasenwurzel. »Die Tote auf dem Löwen im Foyer hat die Prunkstiege hinauf gezeigt. Auf das Kaiserbild. Aber damit auch in Richtung der Ausstellungssäle. Die Tarotkarte ist eine Trumpfkarte gewesen, mit dem Zahlenwert Elf. Hier in Saal XIV hängen elf Bilder.« Er schaute Josi in die Augen. »Die Hure Babylon will uns diese elf Gemälde zeigen? Oder eines davon? Aber jeder von den Schinken könnte das elfte Bild sein.«
»Das ist gar nicht schlecht, Gernot. Nein, wirklich nicht.« Josephine neigte den Kopf zur Seite und verschränkte die Arme. »Aber ich denke, in diesem Saal laufen noch mehr Fäden vom Teppich zusammen. – Die Summe der Zahlenwerte der beiden Tarotkarten, die uns hierher ins Naturhistorische geführt haben, ist Dreiundzwanzig. Die Quersumme von XIV lautet Fünf. Die Zahlen Fünf und Dreiundzwanzig verweisen auf den Bund der Perfektibilisten . Auf dem Kaiserbild, dem Porträt von Franz Stephan von Lothringen, sind mindestens zwei von diesen Herren dargestellt. Auf dem Denkmal seiner Ehefrau Maria Theresia direkt vor dem Haus sollen es viel mehr sein. – Schau
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