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Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David G.L. Weiss
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entworfen worden. Von einem Österreicher und von einem Deutschen. Von Carl Hasenauer und Gottfried Semper. – Na, ist der Groschen gefallen?«
    »Dem Semper von der Semperoper in Dresden?« Gernot war jetzt ein wenig beeindruckt. Die historische Achse Wien-Dresden hatte er überhaupt nicht bedacht. Die Sache mit den fast gleichlautenden Straßennamen hielt er für Zufall, die Hausnummer 23 in Anbetracht der Geschichte des Hauses für einen Witz. Warum sollten nicht auch Kommunalbeamte ab und dann von einem Geistesblitz wachgerüttelt werden?
    »Genau.« Kernreiter freute sich, über Gernots Mitarbeit. »Gottfried Semper ist seit 1834 Professor für Architektur an der Königlichen Akademie der bildenden Künste zu Dresden gewesen. Zum Zeitpunkt seiner Berufung ist er Mitglied der Dresdner Schwerterloge geworden, heute die zweitälteste noch existierende Freimaurerloge Deutschlands. Und jetzt kommt’s: 1849 bricht, inspiriert vom Revolutionsjahr 1848, auch in der sächsischen Hauptstadt der Dresdner Maiaufstand aus. Semper ist Mitglied der Dresdner Kommunalgarde und plant und baut Barrikaden für die Straßenkämpfe. Nach der Niederschlagung der Revolution wird er von der sächsischen Polizei steckbrieflich gesucht, und zwar als Demokrat I. Klasse und Haupträdelsführer .«
    Gernot gab das Time-out-Zeichen . »Du willst uns weismachen, dass der Architekt Gottfried Semper ein Illuminat gewesen ist, und dass er im Namen Adam Weishaupts im Königreich Sachsen ein bisschen gezündelt hat?« Szombathy runzelte die Stirn. Er entdeckte zu seiner Verwunderung, dass Josephine an ihrer Unterlippe kaute. »Bitte; Josi! Du glaubst ihm das doch nicht etwa? Dass Gottfried Semper ein verkappter Illuminat gewesen ist?«
    »Ach, überzeugen dich meine Argumente nicht?« Udo tippte Gernot mit dem Finger gegen die Brust. »Semper ist 1879 in Rom gestorben. Weißt du, wo er beerdigt worden ist? Im protestantischen Friedhof an der Cestius-Pyramide! Caius Cestius Epulo ist zur Zeit des Augustus Prätor und Mitglied der Septemviri epulonum gewesen, eines der vier Priesterkollegien von Rom. Und seine Grabpyramide misst exakt ein Viertel der Höhe der Cheopspyramide in Gizeh!«
    » Ridiculous !« Thorpe lachte in sich hinein und schüttelte den Kopf. »Auf dem Cimitero acattolico wurden seit dem achtzehnten Jahrhundert doch alle italienbegeisterten Reisenden begraben, neben zahlreichen Deutschen auch viele Engländer! Darum wird er in Rom auch Cimitero degli Inglesi genannt. Ich bin schon da gewesen. Dort liegen John Keats, Percy Shelley und last but not least auch berühmte US Citizens .«
    »O doch, das hat was«, unterbrach Josephine. »Die Pyramide ist Sinnbild für die Gemeinschaft der Illuminaten.« Sie musterte Thorpe von oben bis unten. Eigenartig, dass er so in Opposition ging, wo er doch als Erster im Naturhistorischen Museum nachgeforscht hatte. Sie wandte sich wieder an Udo: »Hat Gabriel das auch geglaubt?«
    Udo nuschelte: »Woher soll ich das wissen?«, drehte sich weg und fuhr sich mit dem Ärmel über die Stirn.
    Josephine holte tief Luft. Sie war jetzt restlos überzeugt, dass Udo und Gabriel geredet hatten. Wie sonst wüsste Kernreiter so gut Bescheid über das Voynich-Manuskript, den Großen Turmbau und die Illuminaten? Aber noch lag völlig im Dunkeln, wo und wie sich für die beiden die Puzzlesteine ineinander gefügt hatten? Das Bild der zwei Freunde und das des Mörders waren sich mit jedem Steinchen ähnlicher geworden. Es war wohl nur eine Frage der Zeit gewesen, dass sich ihre Wege gekreuzt hatten. Josephine spürte, kurz vor der Lösung des Rätsels zu stehen. Es brauchte nur noch etwas Hebammenkunst, bis Udo mit der Wahrheit herausrückte.
    »Sehr fein!« Wotruba klatschte in die Hände. »Ich brauch jetzt frische Luft! Ich hab schon einen Krampf im Hirn!« Der Inspektor wirbelte herum und stapfte die Treppen hinunter.
    Udo nutzte die Gelegenheit und huschte davon. Das Gespräch war beendet.

67
    U do wurde wohlig warm ums Herz. Er beobachtete von fern, wie die junge Mutter das Kleinkind bei den Garderobenkästchen in den Kinderwagen setzte. Ein Schatten schob sich von der Seite in das Blickfeld. Kernreiter drehte den Kopf und erkannte Ian Thorpe neben sich. »Niedlich, nicht«, sagte Udo und guckte wieder auf Mutter und Kind.
    » You talk too much «, flüsterte Thorpe und drückte Kernreiter die Pistole in die Seite.
    »Hahaha!« Schweißperlen glitzerten auf Udos Stirn. Die Mündung der Waffe schmerzte

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