Macht und Freiheit: Sturm über Porrima (German Edition)
dabei auf eine Ansammlung von Gebäuden zu, die sich etwas abseits der Stadt am Ostufer des Flusses befanden.
Nach wenigen Minuten erreichte der Shuttle endlich das Flottenhauptquartier, und der Pilot landete ihn auf der dafür vorgesehenen Plattform, die inmitten einer weitläufigen Parkanlage lag.
Die Triebwerke waren noch nicht ganz zum Halten gekommen, als sich Moawad auch schon erhob, seine Aktentasche zur Hand nahm und zur Ausstiegsluke hinüberging, die ihm ein Lieutenant öffnete, damit er ins Freie treten konnte.
Die orangefarbene K0-Sonne Sigma Draconis strahlte friedlich vom Himmel, und ein angenehm kühler Luftzug empfing den Konteradmiral. Er atmete die frische Luft mehrmals tief ein, denn solche Augenblicke waren im Leben eines Angehörigen der Raumflotte einfach zu selten, als dass man sie ungenutzt hätte verstreichen lassen dürfen. Danach fiel Moawads Blick auf den über siebentausend Meter hohen Mount Temple, der die höchste Erhebung der Fairview Mountains war und hoch über Narona zu thronen schien.
Schließlich machte er sich auf den Weg, der ihn durch die wundervoll arrangierte Parkanlage mit ihren zahlreichen Wasserspielen und Sitzgelegenheiten führte, bis er endlich das modern gestaltete Hauptgebäude erreichte.
Der Vorhang tanzte im Rhythmus eines Windhauchs, der durch das gekippte Fenster in das Büro von Admiral Mark Toleman wehte.
Toleman war ein Mann von gedrungener Größe mit breiten, kräftigen Schultern. Sein Gesicht wies zwar bereits die eine oder andere Falte auf, sah aber noch immer recht ansprechend aus. Nur ein kleiner Bauchansatz und sich ausbreitende Geheimratsecken schmälerten den positiven Gesamteindruck ein wenig.
Toleman lehnte sich fest in seinen Sessel und schaute an seiner holografische Workstation vorbei auf Vizeadmiral Annelijn Waaterstraat, die interessiert in einem Daten-Pad las.
Ihr Gesicht war von einer herben Schönheit, ihre langen dunkelblonden Haare hatte sie zu einem kunstvollen Flechtzopf gebunden. Sie besaß eine hochgewachsene und feingliedrige Körperstruktur, was wohl an ihrem Geburtsort lag, denn sie stammte von der Mars-Kolonie, und ihre Familie lebte bereits in sechster Generation auf diesem von einer niedrigen Schwerkraft geprägten Planeten.
»Was halten Sie davon, Annie?«, fragte Toleman, nachdem Waaterstraat das Daten-Pad mit einem düsteren Gesichtsausdruck auf dem Schreibtisch abgelegt hatte.
»Sind die Angaben korrekt?«
»Leider ja«, bestätigte Toleman matt. Als er gerade fortfahren wollte, wurde er unvermittelt von einem elektronischen Anklopfsignal unterbrochen, woraufhin er die Annahmetaste an seinem Schreibtisch betätigte. »Was gibt es?«
»Konteradmiral Moawad ist hier, Sir«, meldete seine Stabsoffizierin, Captain Helen Mikita.
»Gut, schicken Sie ihn rein, Helen.«
»Aye, Admiral«, antwortete sie knapp, und die Tür glitt langsam auf.
Moawad trat zügig in das geräumige Büro des Admirals ein. Lediglich als er die Anwesenheit von Waaterstraat bemerkte, hielt er für den Bruchteil einer Sekunde inne, bevor er sein ursprüngliches Tempo wieder aufnahm. Sobald er den Schreibtisch erreicht hatte, erhoben sich Toleman und Waaterstraat nahezu gleichzeitig von ihren Plätzen.
»Amre«, begrüßte der Admiral den Neuankömmling und streckte ihm seine Hand entgegen, die sein Gegenüber freundlich ergriff.
»Setzen Sie sich«, forderte Toleman seine beiden Flaggkommandanten auf, nachdem sich auch Moawad und Waaterstraat per Handschlag begrüßt hatten. »Wie geht es Nadia und den Kindern, Amre?«
»Gut. Die Kleinste bekommt gerade ihre Zähne, da war an Urlaub nicht zu denken«, antwortete Moawad und erntete dafür ein verständnisvolles Nicken von den beiden anderen Flottenbefehlshabern.
»Der Cairo-Außenposten ist nicht gerade ein idealer Ort für eine Familie, oder?«, fragte Waaterstraat.
»Auf den ersten Blick vielleicht nicht«, erwiderte Moawad ruhig, »aber der Außenposten ist meine Heimat und die meiner Frau. Die meiste Zeit verbringen wir ohnehin auf der Azhar -Raumstation oder hier auf Sigma IV.« Nach einigen Augenblicken fügte er hinzu: »Aber ich bin sicher nicht zurückbeordert worden, um über meine Familienverhältnisse zu reden.«
»Sicher nicht«, antwortete Waaterstraat unbeirrt, »aber mich interessiert so etwas immer brennend.«
»Natürlich«, lautete Moawads knappe Antwort. Waaterstraat konnte ein gewisses Maß an Belustigung nicht länger zurückhalten, aber bevor sie zu einer weiteren
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