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macht weiter

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Titel: macht weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Plutonium ja schließlich einen Käufer finden, oder nicht? Und den müssen wir finden. Denn sonst, lieber Freund, gerät das Gleichgewicht der Mächte ins Schwanken und reißt vielleicht uns alle mit ins Verderben.«
    »Sie glauben also noch immer an ein internationales Verbrechersyndikat, das...«
Das Telefon klingelte. Carstairs meldete sich. »Was? Ja, er ist da«, sagte er und reichte Schönbeck den Hörer. »Ihr Büro ist gut unterrichtet«, bemerkte er trocken.
Lächelnd nahm Schönbeck den Hörer. Er nickte, antwortete hastig in Französisch, schwieg und wurde buchstäblich immer kleiner. »Oui«, sagte er und hängte ein. »Tja, lieber Freund, ich muß gehen.« Ein ironisches Lächeln huschte über sein müdes Gesicht. »Der Anruf kam aus Genf. Ein dritter Plutoniumdiebstahl!«
»Was?« rief Carstairs.
»Ja, der dritte. Diesmal in Frankreich. Wieder zwei Kilo Plutonium! Insgesamt sind jetzt sechs Kilo verschwunden. Damit haben sie ihre Atombombe. Ich verlasse Sie, lieber Freund, aber ich glaube, Sie werden mich in Frankreich finden, und nicht in Genf. Inzwischen aber... c'est la guerre. Im wahrsten Sinne des Wortes.«
Er ging und ließ einen schockierten William H. Carstairs zurück.

6
    Schon während des Abendessens hatte Mrs. Pollifax im Geist eine Liste all dessen aufgestellt, was zu vermeiden war: der Fahrstuhl, der sich zwar fast lautlos bewegte, aber eben nur ›fast‹; der Nachtportier oder wer eben sonst nachts Empfangsoder Telefondienst machte; und dann gab es wohl auch eine Nachtschwester. Sie mußte also die Zentren der nächtlichen Aktivitäten ausfindig machen.
    Sie schlüpfte in ihren Morgenmantel, nahm die Schmuckkassette an sich, um an die Arbeit zu gehen. Für einen Augenblick stieg, beinahe überwältigend, der Wunsch nach Rückzug und wohltuendem Schlaf in ihr auf, doch dann dachte sie an Fraser. Sie ging am Fahrstuhl vorbei über die breite, teppichbelegte Treppe hinunter ins Erdgeschoß. Empfang und Telefonanlage waren unbesetzt. Sie wartete und lauschte. Aus dem Fernsehraum kam gedämpftes Stimmengewirr. Vermutlich hatte der Nachtportier seinen Platz verlassen und sah sich das Fernsehprogramm an. Lautlos stieg sie noch eine Treppe tiefer. Sie betrat unbekanntes Terrain, gelangte in ein Labyrinth aus Behandlungsräumen, Büros, Badezimmern und Küche. Bestimmt bot sich hier das günstigste Versteck für unerlaubten Besitz, besonders wenn er mit dem Vermerk MEDIZINISCHE APPARATE getarnt war.
    Hier unten brannten alle Lichter, und das irritierte sie. Deshalb sah sie sich zuerst nach einem Versteck um. Eine Tür führte in eine finstere Abstellkammer; sie stellte erleichtert fest, daß man hier ganz unbeobachtet war. Der Schein ihrer Taschenlampe streifte über Eimer, Besen, die elektrische Sicherungsanlage... Mrs. Pollifax lauschte und öffnete vorsichtig die Tür.
    Irgendwo hörte man jemand eintönig vor sich hinpfeifen. Die Töne kamen vom anderen Ende des Ganges, vermutlich aus der Küche. Sicher ist das der Koch, der die Vorarbeiten für den nächsten Tag übernehmen muß. Sie schaltete den Geigerzähler ein und setzte ihren nächtlichen Streifzug fort.
    Auf Zehenspitzen näherte sie sich einer breiten Pendeltür, die die Aufschrift HYDROTHERAPIE trug.
    Dahinter lag ein großer, unbeleuchteter Raum mit zwei gekachelten Schwimmbecken, deren Wasser im Schein ihrer Lampe seltsam glitzerte. Sie inspizierte die nächste Tür, entdeckte ein Büro und gleich daran anschließend einen zweiten Raum mit einem direkten Zugang zur UNTERWASSERMASSAGE. Neugierig sah sie sich um. In der Mitte stand eine große grüne Badewanne; Schläuche überall; Meßgeräte, Apparaturen: eine hochmoderne Folterkammer. In der Wanne stand Wasser - wie unheimlich und lebendig Wasser bei Nacht aussehen konnte!
    Mrs. Pollifax öffnete die nächste Tür, zog sich aber rasch wieder zurück. Zu spät. Sie war nicht die einzige auf diesem nächtlichen Rundgang. Ein Mann stand plötzlich vor ihr.
    »Marcel!«
     
    »Sie haben mir einen schönen Schrecken eingejagt,
    Madame!«
»Tut mir leid. Mir ist es nicht anders ergangen. Warum
kommen Sie denn wie ein Einbrecher ins Haus?«
»Kellner dürfen keine Schlüssel besitzen, Madame - und ich
bin Kellner. Das erschwert die Situation, besonders in meiner
dienstfreien Zeit.« Er kam näher und flüsterte: »Seit einer
Stunde liege ich jetzt im Garten auf der Lauer. Sind Sie schon
lange hier unten? Haben Sie jemanden gesehen oder gehört?« »Nur jemand in der Küche, der

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