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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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dazu beitragen zu können.
    »Und Sie, Herr Bürgermeister?«
    Häberles direkte Frage schreckte Benninger offensichtlich auf. »Ich? Nein. Keine Ahnung. Wirklich nicht.«
    Linkohr sah ihn kritisch von der Seite an.

    Mompach hatte weiche Knie, als er in sein Appartement zurückging. Dass vor ihm einige Geckos an den rau verputzten Wänden hochkletterten, bemerkte er nicht. Viel zu sehr war er in Grübelei versunken. Eine ältere Dame, die ihm entgegenkam, grüßte er nur beiläufig. Er musste jetzt seine Gedanken sortieren, sich einen klaren Kopf verschaffen und einen konkreten Plan zurechtlegen. Aber wie sollte er sich auf etwas vorbereiten, wenn er gar nicht wusste, was genau auf ihn wartete? Vielleicht lauerte der Erpresser sogar hier in dieser Wohnanlage? Wem konnte er überhaupt noch trauen? Hatte ihn nicht vorhin einer der Männer an der Rezeption misstrauisch beäugt? Wer war eigentlich die Frau, der er gerade begegnet war? Mit wie vielen hatte er bei seinem letzten Aufenthalt hier Kontakt gehabt? Was hatte er ihnen in weinseliger Stimmung von sich erzählt? Und welchen Umgang hatte Hartmann hier gepflegt? Er musste an die heißen Nächte denken, die sie in einigen Klubs dieser Stadt erlebt hatten. Und an Hartmanns Versprechen, dem einen oder anderen Mädel einen angeblich sicheren Job in Europa zu vermitteln. Als Hauswirtschafterin, Kellnerin oder ›im Service‹, wie er sich oftmals ausgedrückt hatte.
    Mompach verdrängte den Gedanken, irgendjemand könnte auf die Idee gekommen sein, sie hätten Sextourismus betrieben. Nein, ihre Abenteuer waren sicher nicht anders als jene von Kegelklubs, die auf Mallorca oder sonstwo die Sau rausließen. Und mit Minderjährigen hatten sie ohnehin nie etwas im Schilde geführt. Als ob er sich in diesem Augenblick vor jemandem rechtfertigen müsste, beruhigte er sein Gewissen mit dieser Tatsache. Ihr Benehmen war stets rechtlich einwandfrei gewesen. Was hatten sie schon dafür gekonnt, dass viele Frauen den Drang nach Europa verspürten, nur weil Hartmann und er den Eindruck erweckten, ein paar Dollars oder Euros mehr in der Tasche zu haben als andere?
    Mompach versuchte, die lästigen Gedanken abzuschütteln. Diese Zeit war vorbei und zwar nicht erst seit Hartmanns Tod. Ihre langjährige Männerfreundschaft hatte einen Knacks bekommen, der vermutlich nie mehr zu reparieren gewesen wäre. Doch damit fanden auch die gemeinsamen Abenteuer in Thailand ein Ende. Insgeheim bedauerte Mompach in diesem Augenblick, dass er sich nun nicht mehr im Dunstkreis Hartmanns bewegen konnte, umgeben von Glitzer und Glamour, wie es dieser geborene Playboy genossen hatte. Zu zweit spielten sie ihre Rolle als die reichen Geschäftsleute aus Germany und konnten damals im wahrsten Sinne des Wortes die Puppen tanzen lassen. Allerdings verfolgte Mompach dabei immer die Sorge, irgendwann von einem deutschen Touristen erkannt und entlarvt zu werden. Nicht auszudenken, wenn man ihn in einem dieser Rotlichtklubs als den gut situierten Landwirt von der Schwäbischen Alb erkannt hätte – als den angesehenen Kommunalpolitiker und, vor allem, den Kirchengemeinderat. Einer Katastrophe wäre es gleichgekommen, hätte Linda von seinen Eskapaden erfahren. Schließlich vermutete sie ihn auf Teneriffa. Beim Wandern und Schwimmen.
    Hatte ihn womöglich bereits jemand erkannt? Gab es jemanden, der ihn auch damit erpressen konnte? Wie in Trance war er zu seiner Appartementtür zurückgekehrt, wo ihn ein Gegenstand aus seinen Gedanken riss. Am unteren Türspalt ragte die Ecke eines braunen Kuverts auf den Fußboden heraus.
    Mompach hielt inne. Jemand hatte versucht, etwas unter der Tür durchzuschieben.
    Eine Botschaft?, durchzuckte es ihn.

15
    Kugler hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan. Er war wieder einmal stundenlang mit dem Auto über die Alb gefahren, meist über kleine Verbindungsstraßen und bisweilen sogar verbotene Feldwege. Er hatte unterwegs einige Füchse gesehen und war bei Ochsenwang ein Stück weit spazieren gegangen, um die Aussicht vom Breitenstein zu genießen, einer schroff abfallenden Albkante, von wo aus er weit ins Neckartal hinausblicken konnte, dessen Lichter diffus im leichten Nebel verschwammen. Er war nahe am senkrechten Abgrund gestanden und plötzlich von einem eigenartigen Gefühl ergriffen worden, das ihn schwerelos zu machen schien – als könne er schweben und würde irgendwo hingetragen, wenn er nur noch diesen einen Schritt täte. Seine Gedanken suggerierten ihm

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