Machtlos
zur Rede gestellt. Nachdem Hoggi mich am Montag über die Bedeutung und Auswirkungen der Phasen einer Gefährtenverbindung in Kenntnis gesetzt hatte, war uns klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Die Offenbarung sollte gestern Abend eigentlich stattfinden. Ich war mit Kerstin nur nach Laboe gefahren, um sie abzulenken. Ihr ging es nämlich seit Tagen schon nicht mehr gut.“
Diese Erklärungen nahmen Abrexar den Wind aus den Segeln. „Offenbar haben die zwei doch nicht ganz so gedankenlos gehandelt… die Ereignisse haben sich in den letzten Tagen ja förmlich überschlagen… Trotzdem hätten mich die beiden informieren können – nein müssen! – nachdem sie Gewissheit hatten, dass sich zwischen Lenir und Kerstin etwas anbahnt… Dennoch hätte ich wissen MÜSSEN, was da zwischen Lenir und Kerstin passiert“, bestand er auf seinem Standpunkt. „Die Folgen, die ein zweites Gefährtenpaar haben wird, sind nicht abzusehen! Jetzt ist die Information schon durchgesickert und ich habe kaum noch Möglichkeiten, lenkend einzugreifen.“
„Ach“, gab Hoggi betont gelassen zurück, „und was hättest du in den letzten zwei Wochen tun wollen? Vermutlich hättest du ohnehin erst mal abgewartet, wie sich das mit den beiden entwickelt.“
Abrexar wollte widersprechen, doch Victorias Mentor redete weiter: „Sicher hättest du dir eine Strategie zurecht gelegt, aber auf das, was da gestern passiert ist, wärst du so oder so nicht vorbereitet gewesen.“
Damit lag Hoggi richtig.
Das wusste auch Abrexar.
Allmählich beruhigte sich der alte Schwarze wieder. Die Luft um ihn herum flimmerte nur noch schwach. Er war zweifellos noch immer verstimmt, doch die Wut verrauchte und auch seine Aura normalisierte sich langsam.
In diesem Moment trafen Narex und Mandolan vor dem weißen Salon ein. Sie blieben davor stehen und warteten geduldig.
Schließlich sagte Abrexar kühl: „Wir haben noch vieles zu besprechen und ich habe nur wenig Zeit. Unser Gespräch hier ist noch nicht beendet.“
Dann öffnete er auf magische Weise die Tür, so dass Narex und Mandolan eintreten konnten.
Einen Augenblick später saßen alle am Esstisch im weißen Salon. Albert hatte Kaffee, Tee und noch warmes Gebäck bereitgestellt. Doch keiner aß etwas. Alle blickten zu Abrexar.
Der wandte sich nun betont wohlwollend Narex und Mandolan zu: „Ich möchte euch meinen aufrichtigen Dank aussprechen, dafür, dass ihr wieder einmal ohne zu zögern und ohne Fragen zu stellen, meinem Ruf gefolgt seid. Ohne euch hätten wir Jaromir und Lenir kaum rechtzeitig aus dem Fahrstuhl befreien können. Danke!“
Die beiden winkten bescheiden ab, genossen die Wertschätzung aber sichtlich.
Abrexar nickte ihnen nochmals zu und fuhr dann fort: „Ich habe ein paar Nachforschungen angestellt.“ Er sah Victoria an. „Gehe ich recht in der Annahme, dass bei der Motorradgang, die hinter euch her war, kein Drache dabei war?“
Sie dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf: „Ich kann es nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, aber wenn es keinen zweiten Drachen mit Lenirs Fähigkeiten gibt, würde ich das eher ausschließen.“
„Unwahrscheinlich“, kommentierte Abrexar knapp. „Dann war es also ein rein menschlicher Angriff. Interessant… Hast du jemals in deinem Leben etwas mit diesen Leuten zu tun gehabt oder sonst eine Erklärung dafür?“
Wieder schüttelte sie den Kopf. „Nein, ich kenne diese Typen überhaupt nicht. Weder die noch diese andere Gang, mit der sie sich zurzeit bekriegen. Und über die Gründe für den Kidnappingversuch habe ich mir auch schon den Kopf zerbrochen. Ich habe keine Ahnung, was die ausgerechnet von mir wollten.“
„Hmmmm“, Abrexar verzog nachdenklich sein Gesicht. „Ich habe mein ganzes Netzwerk auf diese Sache angesetzt. Offenbar kursierte das Gerücht, dass du die Freundin eines hochrangigen, gegnerischen Bandenmitglieds wärst. Sie wollten der anderen Gang im Austausch gegen dein Leben einen Teil ihres Territoriums abpressen. Wer dieses Gerücht gestreut hat, ist unbekannt. Wir haben in den vergangenen 22 Stunden nur eine einzige Spur gefunden und ob die überhaupt etwas taugt, weiß ich noch nicht.“
Erwartungsvolles Schweigen erfüllte den Raum, bevor er fortfuhr: „Anscheinend hat ein Bandenmitglied seit ungefähr einem Monat Kontakt zu einer Person namens Kim. Der besagte Fiete gehört zur Führungsriege. Er traf Kim ab und an in einer zwielichtigen Bar am Ostufer. Kim war gut bei Kasse und
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