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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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hundert Kilometer Distanz wahren muss, damit die Verbindung nicht zustande kommt!“
    Abrexar schloss kurz die Augen. „Alles läuft schief. Da beschließt Lenir ausnahmsweise mal, Verantwortung zu übernehmen und tut doch das Falsche.“ Er war müde, unendlich müde. Er hatte so viele Jahrhunderte Informationen gesammelt und immer gedacht, er wäre den Geschehnissen einen Schritt voraus. Aber seit Victoria in das Leben seines Schülers getreten war, überschlugen sich die Ereignisse. Er stolperte nur noch mühsam hinterher. Alles entwickelte sich rasend schnell – er hatte schlichtweg nicht die Zeit, sich einen gründlichen Überblick über die Lage zu verschaffen. Und er machte Fehler. Das hatte ihm die Verbindung von Kerstin und Lenir gezeigt. Hoggi hatte recht: Er HÄTTE es bemerken müssen. Doch nun war es zu spät.
    Abrexar seufzte tief und rieb sich seine müden Augen. Dann blickte er in die Runde: „Welche ehrenhaften Gründe Lenir auch immer dazu bewogen haben mögen, die Verbindung nicht einzugehen – sie haben jetzt keine Bedeutung mehr. Auch mögliche Feindseligkeiten der Goldenen oder Roten spielen keine Rolle. Narex hat recht: Wir müssen alles dafür tun, dass Kerstin Lenir annimmt, sonst verlieren wir beide.“ Er seufzte noch einmal und fuhr dann fort: „Tatsächlich bräuchte Kerstin ihre gewohnte Umgebung und Zeit, aber wir können sie so nicht gehen lassen und Zeit haben wir erst recht nicht.“ Er schüttelte resigniert den Kopf und blickte dann in die Runde. „Vorschläge?“
    Schweigen.
    Schließlich erkundigte sich Mandolan steif: „Ich nehme an, dass wir sie nicht zu der Verbindung zwingen können, oder? Ich meine, es gibt doch die Möglichkeit der mentalen Manipulation ähnlich der Gedächtnisanpassung.“
    Hoggi schüttelte energisch seinen Kopf. Seine sonst so akkurate Frisur geriet in Aufruhr. „Nein. NEIN! Auf keinen Fall! Vergiss nicht, Mandolan: Lenir ist ein Schwarzer. Selbst wenn Kerstin nicht so begabt sein sollte wie unsere Victoria, so wird sie dennoch in spätestens hundert Jahren eine Meisterin der Geistesmagie sein. Sie würde die Manipulation in ihrem Geist irgendwann entdecken. Die Konsequenzen wage ich nicht abzuschätzen. Sie könnte die ganze Verbindung in Frage stellen. Wir dürfen ihr keine falschen Erinnerungen einpflanzen.“
    „Aber sie bewusstlos zu halten ist auch keine Lösung“, gab Mandolan kühl zurück.
    „Nein, das ist es nicht“, schaltete Abrexar sich beschwichtigend ein. „Weitere Vorschläge?“
    Schweigen.
    Niemandem fiel etwas ein.
    Irgendwann sagte Abrexar: „Wir werden das Problem vorerst vertagen. Victoria kann versuchen, einen Zugang zu Kerstin zu bekommen. Wenn das in den nächsten Anläufen nicht gelingt, lassen wir sie besser schlafen, bis wir eine Lösung gefunden haben oder die Goldenen uns zu etwas zwingen, was wir nicht tun dürfen… “, fügte er bei sich in Gedanken bitter hinzu.
    Alle nickten mit ernsten Gesichtern.
    „Und noch etwas:“, fuhr Abrexar fort, „Victoria sollte dieses Haus nicht mehr ohne Begleitung eines Drachen verlassen. Wie wir gesehen haben, müssen wir immer und überall mit Anschlägen rechnen. Wir werden es Wem-auch-immer nicht noch einmal so leicht machen.“
    „Aber für die Hochzeit gibt es diverse Frauensachen zu erledigen“, gab Victoria zu bedenken. „Ich kann doch kaum einen Mann zu meinem Junggesellinnenabschied mitnehmen. Oder zum Aussuchen des Brautkleides…“
    „Das Problem ist schon gelöst“, gab Abrexar gelassen zurück. „Ich sprach in den letzten Tagen mit Jalina über die Möglichkeit, Lexia zu Jaromirs Trauzeugin zu machen. Wie ich vermutet hatte, will sich die Königin die Möglichkeit nicht entgehen lassen, so nah an euch heranzukommen. Sie war sofort einverstanden. Lexia hat keine Wahl mehr. Ladet sie hierher ein und fragt sie offiziell. Sie wird nicht ablehnen.“
    „Ist es nicht üblich, dass wir die Goldene in ihrer Zitadelle aufsuchen?“, fragte Jaromir verwundert.
    Abrexar nickte. „Ja, das ist es. Aber unter den gegebenen Umständen möchte ich auf keinen Fall, das sich Victoria ohne ausreichenden Schutz in die Hoheitsbereiche der Goldenen begibt. Und ihr könnt dort kaum mit einem Gefolge von zehn erfahrenen Drachen auftauchen – das würde völlig falsche Signale senden."
    „Aber was ist, wenn Lexia selbst Kim ist oder einen Angriff auf die Gefährten plant?“, gab Narex aufgebracht zu bedenken. „Wir können doch nicht den Feind in unser Lager

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