Machtlos
dachte er, während er begierig ihren erregten Körper betrachtete. „Aber dennoch bist du ein Mensch und Wärme tut dir gut“, hauchte er und schuf einen Schutzschild um sie beide herum.
Victoria lächelte. „Du kennst mich gut.“
„Ja, ich kenne dich, Kleines. Und ich weiß, was du willst. … Du wirst es bekommen.“
Jaromir und Victoria verbrachten den Tag auf ihrem Plateau und kehrten erst am späten Nachmittag nach Kiel zurück. Kaum waren sie im Turmzimmer gelandet, meldete sich Mandolan bei ihnen: „Wo seid ihr gewesen?“ Seine Gedanken waren gereizt.
„Alter Pedant“ , mischte sich Narex ein, „jetzt lass die jungen Leute doch erst mal ankommen.“ Dann wandte sich Narex an die Gefährten: „Tut mir den Gefallen und kommt kurz in Mandos Räume. Vorher gibt er doch keine Ruhe.“
Jaromir verzog sein Gesicht und blickte Victoria zärtlich an. „Damit ist unser freier Tag dann wohl beendet. Sorry, Kleines.“
Victoria lächelte achselzuckend zurück. „Wir können nicht alles haben.“
Dann sah sie ihn unverschämt an. „Aber das, was wir hatten, kann uns keiner mehr nehmen.“ Bei den Gedanken an die letzten Stunden wurden ihre Wangen verräterisch rot.
Jaromir lachte heiser und küsste sie noch einmal leidenschaftlich.
Dann seufzte er tief und meinte: „Ich fürchte, nun müssen wir uns doch den alten Herren stellen, was immer sie auch von uns wollen mögen.“
Victoria nickte. „Mandolan klang nicht gerade amüsiert.“
Jaromir lachte rebellisch. „Da hast du recht. Aber trotzdem wird er warten müssen, bis wir uns bei Albert etwas zu essen geholt haben – du hattest heute nichts außer dem Frühstück.“
Zwanzig Minuten später klopften sie an der Tür von Mandolans Räumen. Victoria war hier noch nie gewesen. Die Räumlichkeiten waren im Stil des düsteren Speisesalons im Erdgeschoss eingerichtet und passten genau zu Mandolans mürrischer Miene.
„Wo seid ihr gewesen?“, wiederholte er schlecht gelaunt seine Frage.
Jaromir seufzte. „Wir waren unterwegs – einfach nur wir zwei“, gab er ausweichend zurück.
„Was denkst du dir denn dabei?“, wollte Mandolan aufgebracht wissen. „Wie sollen wir euch schützen, wenn ihr einfach so abhaut, ohne einen von uns als Geleitschutz mitzunehmen?“
„Geleitschutz? Ist das wirklich nötig?“, fragte Jaromir ungehalten. Er war es nicht gewohnt, wie ein Frischgeschlüpfter behandelt zu werden. „Ich bin ein Drache, schon vergessen?“
„Ja, DU bist ein Drache, aber denk doch mal an Victoria!“, fauchte Mandolan wütend.
„Ich kann meine Gefährtin sehr wohl schützen“, gab Jaromir trotzig zurück.
„Na, das haben wir ja gesehen!“
„Ich habe nicht vor, in Kürze noch mal einen Fahrstuhl zu benutzen, wenn du das meinst!“, wehrte sich Jaromir aufgebracht.
Mandolan setzte gerade zu einer giftigen Antwort an, aber Narex ging dazwischen. „Das reicht, Mandolan! Jetzt halt mal die Luft an.“
Victoria schloss müde ihre Augen. Sie hatte die Gedanken der beiden alten Schwarzen gesehen und informierte ihren Gefährten: „Mandolan und Narex haben von Abrexar den Auftrag bekommen, uns nicht aus den Augen zu lassen. Sie sollen über uns wachen, da Abrexar seit den Vorfällen in Laboe befürchtet, dass uns das unbrechbare Versprechen nicht ausreichend schützt. Mandolan hat sich in den letzten Stunden die größten Sorgen gemacht. Narex hat ihn davon abgehalten, uns zu kontaktieren oder gar zu suchen. Er sieht das Ganze offensichtlich lockerer. Eigentlich wollten sie heute Vormittag mit uns darüber sprechen, aber da waren wir schon weg.“
Jaromir holte tief Luft. Etwas ruhiger sagte er dann: „Wir wussten nichts von Abrexars Plänen, Mandolan. Und ich habe beim besten Willen nicht damit gerechnet, dass wir auf unserem Plateau angegriffen werden könnten.“
Narex lächelte. „Siehst du, alter Freund, ich habe es dir doch gesagt. Jaromir ist kein unbedachter Jungdrache, der sich aus einer Laune heraus über die Anordnungen seines Mentors hinwegsetzt.“
Mandolan blickte misstrauisch von Victoria zu Jaromir. „Sie hat es schon wieder getan! Sie liest einfach meine Gedanken, als wäre mein Geist ungeschützt wie der eines Schlüpflings.“ Eine Mischung aus Unwillen und Ablehnung spiegelte sich in seinem Gesicht.
„Und verärgern wollten wir dich ganz sicher nicht“, fügte Victoria leise hinzu. „Ich mache das nicht mit Absicht, Mandolan. Es ist, als würdest du deine Gedanken laut aussprechen. Ich kann
Weitere Kostenlose Bücher