Machtlos
nichts dagegen tun…“
„Ähh ja. Gut“, murmelte Mandolan noch immer verstimmt. „Aber trotzdem kann es gefährlich sein, wenn ihr einfach so abhaut und keiner weiß, wo ihr steckt.“
„Das verstehe ich nicht“, sagte Victoria verwundert. „Jaromir ist ein schwarzer Drache. Er kann euch doch von überall auf der Welt zu Hilfe rufen, wenn etwas sein sollte, oder etwa nicht?“
„Da hast du natürlich recht, Victoria“, gab Mandolan versöhnlich zu. „Aber, trotzdem…“ Ihm fehlten die richtigen Worte.
„Trotzdem“, griff Narex seinem alten Freund unter die Arme, „können wir nicht vorsichtig genug sein. Abrexar ist ernsthaft besorgt, weil Jalina bei der Sondersitzung so aus ihrer Haut gefahren ist. Er fürchtet, dass da noch irgendwas kommt und möchte, dass ihr beiden kein unnötiges Risiko eingeht.“
Mandolan nickte steif. „Wenn wir euch schützen wollen, müssen wir wissen, wo ihr seid.“
Narex grinste augenzwinkernd. „Zu dem Plateau wären wir wohl auch gar nicht mitgekommen.“
„Genau“, stimmte Mandolan steif zu.
Victoria konnte sehen, dass die beiden alten Drachen eine grobe Vorstellung von der Natur der Gefährtenbindung hatten und wurde prompt rot. Sie fühlte sich ertappt und das blieb auch Jaromir nicht verborgen.
„Sehr schön, dass wir das geklärt haben“, gab der ironisch zurück. „Zukünftig werden wir uns also bei euch abmelden. Wenn das alles war, dann möchte ich mich jetzt gern mit Victoria zurückziehen.“
„Abrexar hat recht und wir wollen nur euer Bestes“, versuchte Mandolan sich ungeschickt zu erklären.
Narex lachte nur. „Lass gut sein, Mando! Am besten sprechen wir in den nächsten Tagen noch mal in aller Ruhe miteinander.“
„Ruhe – eine gute Idee“, kommentierte Jaromir sarkastisch.
Die nächsten beiden Tage waren Wochenende. Nach der Sache mit der Motorradgang hatten Jaromir und Victoria einfach keine Lust, unter Leute zu gehen. Mandolan hatte noch mal sehr deutlich gemacht, dass das unbrechbare Versprechen keinen absoluten Schutz geben konnte und sie vorsichtig sein mussten. Schweren Herzens ließen sich die Gefährten darauf ein, dass die beiden alten Drachen ab jetzt für ihre Sicherheit verantwortlich waren und sie ihre Aktivitäten mit den beiden abstimmen mussten.
Für seinen Assistentenjob an der Uni hatte Narex sein Aussehen angepasst. Beim gemeinsamen Mittagessen am Sonntag kreuzte er als sommersprossiger Mittzwanziger auf. Er trug noch immer seine Ökoklamotten und die Hornbrille. Auch seine Frisur war unverändert lang und lässig.
Mandolan verdrehte bei seinem Anblick nur die Augen und rückte demonstrativ seine Krawatte zurecht. Victoria hatte ihn in seiner Menschengestalt noch nie ohne Anzug gesehen. Sein förmliches Äußeres spiegelte sein Wesen sehr gut wider, fand sie.
Eine Sache machte Victoria Sorgen: Kerstin hatte ihren Schock noch nicht überwunden. Sie ließ sich zwar auf Lenir ein, nicht aber auf sein wahres Wesen. Ihr Gefährte versuchte mit einer Engelsgeduld, ihr die Grundbegriffe der Geistesmagie zu vermitteln und ihr das Abschirmen beizubringen, aber sie konnte ihm einfach nicht folgen. Lenir hatte sich bei Jaromir und Victoria Tipps geholt, wie die zwei vor einigen Monaten die ersten Zauber gemeistert hatten, aber das half Kerstin nicht weiter.
Als die vier Gefährten am Montag gemeinsam frühstückten, war Kerstin ganz still. Victoria konnte in ihren Gedanken sehen, wie elend sie sich fühlte. Die Magie war nicht ihre Welt. Sie fand einfach keinen Zugang und fühlte sich überfordert damit, was sie nun alles lernen musste. Und die Drachengesellschaft machte ihr Angst. Sie hatte den Eindruck, hier fehl am Platze zu sein und blockte ab.
Lenir tat so, als sei alles in Ordnung und als würde Kerstin gute Fortschritte machen, doch er konnte nicht vor Victoria verbergen, dass er sehr wohl wusste, wie schlecht es mit Kerstin lief. Er gab sich große Mühe und probierte alles aus, was Victoria bei den ersten Schritten geholfen hatte. Aber er bemerkte selbst, dass das die Sache nicht besser machte. Doch er wusste keinen anderen Rat und Mandolan betonte bei jeder Gelegenheit, wie wichtig es war, dass Kerstin in der Gesellschaft der Drachen ankam.
Victoria kaute nachdenklich ihr Brötchen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass es für ihre Freundin so schwierig werden würde. Sie wollte ihr helfen, doch auch sie wusste nicht wie und gleich nach dem Frühstück begann ihr Unterricht wieder. Hoggi war zwar noch
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