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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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unsere Gesellschaft so gestaltet wurde, wie sie heute ist? Die Goldenen haben IMMER zum Wohl aller Drachen entschieden. Es gibt mit Sicherheit Gründe, warum die Grünen uns dienen. … Und wenn ich ehrlich bin, so möchte ich auf Tujana nicht mehr verzichten.“
    Zur selben Zeit gingen Victoria und Tujana gemeinsam durch den Park von Haus Brookstedt. Es war ein herrlicher Herbstsonntag Anfang Oktober. Die Blätter leuchteten in kräftigen Rot-, Orange- und Gelbtönen und das erste Laub fiel raschelnd zu Boden.
    Tujana berichtete Victoria gerade, wie es dazu kam, dass die Grünen den Goldenen dienen: „Die Torkriege waren fürchterlich. Eigentlich müssten sie Dämonenkriege heißen, denn diese Kreaturen hätten uns beinahe vernichtet. Die Verletzungen, die sie verursachen können, kannst du dir gar nicht vorstellen, Victoria!“
    Die Gefährtin sah die Grüne fragend an und daraufhin öffnete die ihren Geist. Plötzlich sah Victoria eine blasse Erinnerung: In einem provisorischen Lazarett waren unzählige Drachen und auch einige Menschen, die sich stöhnend und schreiend auf ihren Lagern wälzten. Manche hatten Verbrennungen, andere eitrige Ausschläge oder abgetrennte Gliedmaßen. Viele waren blutüberströmt und es gab welche, die mit unförmigen Beulen übersäht waren, in denen fremdes Leben pochte. Die Gerüche in der Erinnerung ließen Victoria schlecht werden. Das Ausmaß und auch die abartige Verschiedenartigkeit der Verletzungen kannten keine Grenzen.
    Am schlimmsten jedoch war der panische Blick eines äußerlich unversehrten schwarzen Drachen, der regungslos am Boden lag. Er hatte unsagbares Grauen im Kampf durchlebt und diese Bilder ließen ihn nicht mehr los – es war wie ein Video mit Endlosschleife. Am Rande bemerkte Victoria, dass die Grüne, der diese uralte Erinnerung gehörte, betrübt feststellte, dass die astrale Kraft den Schwarzen verließ. Sie sickerte einfach aus ihm heraus, langsam und doch unaufhörlich. Für ihn würde es keine Hilfe geben. Sein Sterben würde noch Tage dauern und doch konnte sie nichts für ihn tun.
    Victoria blickte Tujana entsetzt an und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Warum habt ihr ihn nicht erlöst?“ , fragte sie wortlos.
    Die Grüne sah sie ernst an uns sagte leise: „Anfangs taten wir das. Aber schließlich waren wir nur noch so wenige, dass wir verzweifelte Rettungsversuche für jeden Verletzten unternahmen. Wir durften einfach nicht aufgeben. Die besten unter uns arbeiteten gemeinsam mit den Weißen fieberhaft an Heilmitteln für die dämonischen Krankheiten und Verletzungen. Und sie taten recht daran. Irgendwann gelang es uns, eine Antwort auf so manche davon zu finden. Sie werden noch heute an die Heiler unter uns weitergegeben.“ Ehrfurcht und Stolz zeigten sich bei diesen Worten in Tujanas Augen.
    Victoria nickte. „Was für ein entsetzlicher Krieg.“
    „Ja, das war er. Ein fürchterliches Gemetzel, sinnloses Sterben und unfassbare Gewalt“, berichtete die Grüne stockend. „Jedes Drachenvolk kämpfte in den ersten Jahrzehnten auf seine Weise für sich, doch wir hatten keine Chance. Die Dämonen waren übermächtig.“
    „Und was ist passiert?“, wollte Victoria wissen. „Ich meine, letztendlich habt ihr doch gewonnen.“
    Tujana nickte und versuchte die bedrückenden Erinnerungen der alten Heilerin zurückzudrängen. Schließlich sagte sie: „Die Goldenen – sie haben diese Welt gerettet.“
    Die Gefährtin sah die Grüne fragend an und so fuhr sie fort: „Als der Krieg fast schon verloren war, übertrug die große Versammlung der Drachen den Goldenen die oberste Befehlsgewalt. Sie sollten fortan die Kräfte der Himmelsechsen bündeln und entscheiden, welcher Drache wo am besten eingesetzt werden konnte.
    Du musst wissen, dass es auch unter den Roten einige Drachen gibt, die sich aufs Heilen verstehen, genau wie bei allen anderen Rassen, aber keine Rasse ist so gut darin wie wir. Ähnlich ist es mit dem Kämpfen, nur dass die Roten die besten Krieger hervorbringen.
    Die Goldenen legten in den Statuten fest, dass jeder Drache entsprechend seiner persönlichen Eigenschaften so eingesetzt werden musste, dass es für die Gemeinschaft den größten Nutzen brachte. So wurden die meisten Grünen Heiler und Späher und die Roten Krieger. Die Blauen erzeugten unsere Schutzschilde und die Weißen forschten gemeinsam mit jeder Rasse an neuen Zaubern, die die Dämonen aufhalten konnten. Irgendwann entwickelten sie auch den Versiegelungszauber,

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