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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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die Lektionen über die dunklen Wesen nicht vergessen.“ Dann nickte er ernst und fuhr fort: „Ja, gerade weil man dafür durch die Sphäre ins Dämonenreich reisen muss, ist das Gift seit den Torkriegen verboten. Aber ganz offensichtlich ist ein Drache kurz vor Katteschs Tod im Schattenreich gewesen.“
    Victoria sah in Jaromirs Geist das Grauen, welches sich im Dämonenreich verbarg und fragte: „Warum reist jemand freiwillig durch die Sphäre dorthin und wieder zurück? Da kann er dann doch gleich da bleiben und dort sterben. Da würde es doch sicher einen Kampf geben, der eines roten Drachen würdig ist. Gibt es kein anderes Gift, das euch Drachen tötet?“
    Hoggi blickte sie an. „Doch, es gibt diverse Gifte, die uns umbringen und viele davon wären wesentlich einfacher aufzutreiben, doch keines von ihnen tötet so schmerzhaft wie der Dämonenäther. Aus diesem Grund ist es das einzige Gift, das von den Roten für den Freitod akzeptiert wird.“
    Dann wandte er sich Abrexar zu: „Gehe ich recht in der Annahme, dass die Dosis so gering war, dass der Todeskampf sich über Minuten hinzog?“
    Der alte Schwarze nickte. „Es muss wohl eine halbe Stunde gedauert haben.“
    Victoria sah in den Gedanken der Drachen tiefen Respekt und spürte ihr Mitgefühl. Sie alle hatten den König der Roten nicht sonderlich gemocht, aber diese Art zu sterben war dermaßen qualvoll, dass die Entscheidung, so von der Welt zu gehen, Achtung verdiente.
    Aber dann sah sie noch etwas anderes in Abrexars Gedanken: Zweifel. Sie blickte ihn an. „Du glaubst nicht, dass er es freiwillig getan hat?“
    Abrexar schüttelte den Kopf. „Das Argument, was du eben angebracht hast, ist das eine. Kattesch ist nie einem guten Kampf aus dem Wege gegangen und wäre sicher lieber im Dämonenreich gestorben, als sich zu vergiften. Aber es gibt noch weitere Ungereimtheiten. Es lag ein Abschiedsbrief bei ihm, aber im ganzen Quartier waren keine Schreibutensilien zu finden. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er den Brief an einem anderen Ort schreibt und sich dann in sein Quartier begibt, um sich umzubringen. Oder gar, dass er die Schreibsachen vor dem Tod noch aus der Höhle bringt. Das passt einfach nicht zu Kattesch!“
    Hoggi war neugierig. „Du hast den Brief nicht zufällig dabei, oder?“
    Bedauernd schüttelte der Schwarze den Kopf. „Ich habe auch erst heute von seinem Tod erfahren. Ich arbeite noch daran, den Brief in meinen Besitz zu bringen, aber das ist verdammt schwierig.“
    Victoria stutzte. „Aber das Ganze ist ja schon fast zwei Wochen her. Warum hören wir erst jetzt davon?“
    Jaromir erklärte: „Die Roten sind davon überzeugt, dass die Seele eines Kriegers eine Weile braucht, bis sie den Weg zu den Ahnen gefunden hat. Dort wird sie geprüft und wenn die Ahnen sie für würdig befinden, darf sie mit den tapferen Kriegern am großen Feuer sitzen. Abgewiesene Seelen werden ins ewige Dunkel verbannt. Bevor eine Seele vor die Ahnen getreten ist, dürfen diese nicht vom Tod des Drachen erfahren. Katteschs Kameraden wollten ihrem verstorbenen König die letzte Ehre erweisen, indem sie die Bekanntgabe seines Todes bis heute hinausgezögert haben.“
    Abrexar nickte. „Und bedauerlicherweise haben sie damit auch viele potenzielle Beweise verderben lassen.“
    In Victoria arbeitete es. „Sag mal, was stand denn überhaupt in dem Brief? Warum hat er sich umgebracht?“
    Abrexar seufzte.
    Als Victoria die Antwort in seinem Geist erkannte, wurde ihr eiskalt und sie flüsterte die Worte tonlos mit, die Jaromirs Mentor jetzt sprach: „Kattesch schrieb: «Meine treuen Weggefährten. Die Gefährten sind eine Bedrohung für uns alle. Wir müssen sie vernichten! Mein Plan, sie zu töten, ist fehlgeschlagen. Ich habe versagt und übernehme hiermit die alleinige Verantwortung für die Angriffe. Ich kann die Schande nicht länger ertragen und werde euch so nicht mehr unter die Augen treten. Möge der nächste König euch siegreich führen! Kattesch»“
    Jaromir legte schützend seinen Arm um Victoria.
    Abrexar sah die beiden eindringlich an. „Ich habe mit Widerstand gerechnet – nicht in dieser Form, das gebe ich gern zu – aber ich habe damit gerechnet, dass es Drachen geben wird, die sich gegen euch stellen und das auch ganz offen. Dass sich der König der Roten zum Märtyrer macht, ist übel, aber ihr seid für die nächsten sieben Jahre durch das unbrechbare Versprechen geschützt. Damit haben wir Zeit, diesem

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