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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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vielleicht schon wieder in Flammen stehen. Ein kontrollierter, zweiter Versuch ist also gar keine so schlechte Idee.“
    In der nächsten Viertelstunde führte Victoria verschiedene Zauber aus und war immer wieder von den heftigen Ergebnissen überrascht. Tatsächlich versuchte sie nur winzige Mengen Umgebungsenergie einzusammeln, doch selbst diese Mengen waren gigantisch. Es kam Victoria so vor, als würde sie ein Reagenzglas mit einem Feuerwehrstrahlrohr füllen wollen. Es war hoffnungslos.
    Als sie zu guter Letzt einen Schutzschild erschaffen sollte, passierte nichts, weil sie vor lauter Angst so wenig Energie aufnahm, dass es für gar nichts reichte.
    Victoria schüttelte unwillig ihren Kopf und versuchte sich zu entspannen. Dann öffnete sie die Barrieren ein klitzekleines Stückchen weiter. Als sie den Zauber gewirkt hatte, war sie sofort von einem blassblau schimmernden, laut sirrenden Schutzschild umgeben. Vor Schreck verlor sie die Kontrolle über ihre Barrieren. Die astrale Kraft rauschte ungehindert durch ihre Meridiane, bis magische Flammen aus ihren Handflächen schossen.
    Bevor die Panik Victorias Herz erreichet hatte, war der Spuk auch schon wieder vorbei und eine schnaufende Grüne stand neben einem keuchenden weißen Drachen.
    „Das reicht für heute“ , meinte Hoggi erschöpft.
    „Der Meinung bin ich auch!“, sagte Jaromir scharf und half Victoria beim Aufstehen. Seine Gefährtin war geschockt. Erleichtert stellte er fest, dass ihr nichts fehlte. Das magische Feuer war gelöscht worden, bevor es Schaden anrichten konnte.
    Als Victoria begriff, was da gerade passiert war, übermannte sie die Verzweiflung. Tränen liefen über ihre Wangen und sie schluchzte hilflos: „Ich kann nicht mehr zaubern! Ich beherrsche keinen einzigen Zauber mehr! Und wenn ich es doch versuche, bringe ich mich dabei fast um!“
    Sofort durchflutete eine tiefe Ruhe und Gelassenheit den Raum. Linea trat auf die Gefährtin zu und blickte in ihre Augen: „Victoria … Victoria. … Victoria! Sieh mich an!“
    Widerwillig wandte sich Victoria zu der Heilerin um und sah in ihr Gesicht. Ihre Augen waren so wunderbar grün wie ihre Schuppen.
    „So ist es gut…“ , ertönte Lineas Gedankenstimme fest. „Vor vier Tagen hast du noch im Koma gelegen und wenige Tage davor warst du dem Tod näher als dem Leben. Du hast Übermenschliches geleistet und deinen Körper zu Dingen gezwungen, für die er nicht gemacht ist. So etwas hinterlässt Spuren!“
    Victoria schluckte und starrte Linea an. So bestimmt hatte die Grüne noch nie mit ihr gesprochen.
    Linea lächelte und fuhr im gleichen Ton fort: „Du bist 21 Jahre alt und trägst das Potenzial eines alten Drachen in dir. Es grenzt an ein Wunder, dass du überhaupt noch am Leben bist. Du kannst nicht erwarten, dieses enorme Potenzial von heute auf morgen zu beherrschen. Das braucht Zeit.“
    Victoria sah, dass Linea nicht den geringsten Zweifel daran hatte, dass sie es irgendwann schaffen würde.
    Die Gedanken der Heilerin wurden weich, als sie weitersendete: „Victoria, nimm dir diese Zeit. Lerne deinen Körper neu kennen. Und gib auch deiner Seele die Chance, die Kraft zu begreifen, die du nun in dir trägst. Ihr Menschen könnt meist nur schlecht mit solch gewaltiger Macht umgehen … Glaube mir, die Gefahr, dass deine Seele Schaden nimmt, ist viel größer als die, dass du deinen Körper entflammst…“
    Victoria starrte die Heilerin noch immer an. Linea hatte Recht. Jedes Wort, das sie zu ihr gesagt hatte, war wahr. Sie HATTE sich verändert. Mit jedem Zauber war ihr klarer geworden, dass sie über unglaubliche Kräfte verfügte. Sie hatte nur sanft an den Vorhängen zupfen wollen und stattdessen einen Sturm entfesselt. Und für einen normalen Schutzschildzauber hatte sie sich vor zwei Wochen noch anstrengen müssen, aber gerade eben hatte sie einen Schild erzeugt, der selbst dem Angriff eines alten Roten problemlos standgehalten hätte.
    Sie konnte mit einem unachtsamen Zauber das ganze Gebäude hier in Schutt und Asche legen. „Ich habe Superkräfte! … Ich … ich bin ein Monster…“
    „Noch nicht“ , antwortete Linea sanft. „Noch bist du nur ein Jungdrache mit viel zu großen Flügeln. Der Wind kann dich leicht davontragen“
    Dann sah die Heilerin Jaromir eindringlich an. „Es wird deine Aufgabe sein, dafür zu sorgen, dass sie nicht Spielball der Winde wird. Sorge dafür, dass Victoria immer wieder auf den Boden zurückkehrt – die Demut und die Lebenskraft

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