Machtlos
sah aufmerksam in die Runde und erhob wieder ihre Gedankenstimme über das allgemeine Gemurmel: „Kommen wir also zu unserem letzten Punkt auf der Tagesordnung.“
Ruhe kehrte ein und Jalina lächelte einnehmend. „Es gibt so vieles, was wir noch nicht über unsere Gefährten wissen. Wie entwickelt sich die Bindung zwischen Drache und Mensch? Wie verändern sich die Partner dadurch? Wie stark ist ihr Einfluss auf die Tore und gibt es Möglichkeiten, diesen zu vermindern? Welche Fähigkeiten besitzen sie? Dass sie überragend sein können, sehen wir an unserer lieben Victoria.“
Jalina nickte der Gefährtin anerkennend zu. „Ich möchte Antworten auf all diese Fragen finden. Wir Goldenen sind die Hüterinnen von Recht, Wissen und Weisheit – wir wollen unsere Gefährten kennenlernen. Ich lade alle Gefährten ein, hier in der Himmelszitadelle gemeinsam mit uns nach Antworten zu suchen. Zu eurem Wohle und dem aller Drachen.“ Einladend streckte die Königin ihren linken Vorderlauf aus.
„Und wieder eine Lüge“ , dachte Victoria angespannt. Abrexar hatte Recht gehabt. Jalina wollte die Gefährten hier kasernieren. «Die gemeinsame Suche nach Antworten» würde für die Paare keinesfalls so angenehm werden, wie Jalinas Worte glauben machen wollten. Sobald die Gefährten in der Zitadelle waren, würde Jalina an ihnen herumexperimentieren lassen und dann weitere Lügen verbreiten. Vermutlich würde in wenigen Monaten kein Drache je wieder freiwillig eine Bindung zu einem Menschen eingehen.
Die goldene Königin sah Victoria und Jaromir erwartungsvoll an. Ihr Lächeln war voller Wärme und Fürsorglichkeit.
Victoria wusste nicht wie sie ihr «NEIN!» freundlich verpacken sollte, doch das war glücklicherweise gar nicht nötig.
Abrexar trat hervor. „Vielen Dank für das großzügige Angebot, Jalina. Tatsächlich seid ihr Goldenen die Hüterinnen des Wissens, doch wie wir in den letzten Monaten leider feststellen mussten, finden sich in euren großartigen Bibliotheken keine Unterlagen über die Gefährten und auch sonst gibt es in den Reihen der Goldenen nur äußerst spärliche Informationen über diese bemerkenswerte Verbindung zwischen Drache und Mensch. Bei allen anderen Rassen sind meine Leute in den letzten Monaten jedoch auf Erinnerungen an die Gefährten von damals gestoßen und konnten das eine oder andere Puzzlestück rekonstruieren.“
Der alte Schwarze lächelte die Königin entschuldigend an. „Versteh mich bitte nicht falsch, Jalina. Das soll kein Vorwurf sein. Es liegt vielleicht eher in der Natur der Sache, denn schon damals war es so, dass eben die Goldenen die einzigen Drachen waren, die sich nicht mit Menschen verbunden haben.“
Jalina lächelte verständnisvoll mit einem Hauch Bedauern, doch innerlich kochte sie. Der kleine verdeckte Teil ihrer Persönlichkeit war kurz davor, zu explodieren und sprang Victoria regelrecht an. „Dieser räudige Drache wagt es mich vorzuführen?! Das hat er sich noch nie getraut! Eine bodenlose Frechheit ist das! Er ist nachtragend, wegen der letzten Sitzung… Na warte, du falsche Echse, dich mach ich fertig!“
Abrexar verneigte sich leicht, als er weitersendete: „Die Gefährten fühlen sich bei ihren Rassen sehr wohl und machen gute Fortschritte mit Hilfe ihrer Mentoren. Das eine oder andere Treffen der Paare untereinander halte ich für sinnvoll, aber die Gefährten brauchen vor allem Zeit für sich, um sich zu entwickeln. Wir sollten sie in Ruhe lassen.“
Zustimmendes Gemurmel kam aus dem Lager der Weißen.
Abrexar lächelte gutmütig. „Letzteres vergesse ich selbst manchmal.“
Jalina sah Jaromir und Victoria direkt an und fragte höflich: „Seht ihr beiden das genauso?“
Die Gefährten nickten.
„Damit habe ich fast schon gerechnet“ , meinte die Königin verständnisvoll.
Victoria konnte es nicht fassen. „Ist diese Sache wirklich so einfach vom Tisch?“
„Das kann ich mir nicht vorstellen“ , antwortet Jaromir misstrauisch.
Und tatsächlich sah die Königin Abrexar nun souverän an. „Es gibt einen Grund dafür, dass wir keine Informationen über die Gefährten gesammelt haben und die wenigen, die wir noch besitzen, nicht weitergeben.“ Jalinas Blick wurde herablassend. „Und, Truchsess der Schwarzen, selbstverständlich gibt es auch einen Grund dafür, dass wir nun die Art der Gefährtenbindung mit aller Macht untersuchen und verstehen wollen.“
Die Goldene schloss ihre Augen und als sie sie wieder öffnete, schimmerte
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