Machtlos
dieser Kikikram ein Ende. Das ist ja schlimmer als das pubertäre Getue vor ein paar Jahren auf meiner Schule.“
Aber Jaromir schüttelte den Kopf. „Jetzt ist kein guter Zeitpunkt. Erstens braucht Lenir Zeit – der Gute ist nämlich echt fertig – und…“
Victoria unterbrach ihn in Gedanken. „Ach! Das ist Kerstin auch. Da haben wir dann schon zwei.“
Jaromir lächelte, sprach aber unbeirrt weiter: „Und zweitens bekommen wir in einer Viertelstunde Besuch. Du hast gerade noch Zeit, eine Kleinigkeit zu essen und dich etwas frisch zu machen.“
Victoria rollte genervt mit den Augen. „Oh Mann! Termine, Termine, Termine – hört das denn nie auf?“
13. Hochzeitsplanung
Als Victoria am nächsten Morgen mit Jaromir im weißen Salon beim Frühstück saß, war sie froh, dass heute Freitag war und damit fast schon Wochenende. Samstag hatten sie zwar auch noch ein paar Audienzen, aber nicht so viele.
Sie pickte die letzten Krümel ihres Croissants auf – Albert machte diese Dinger wirklich unmöglich lecker – und trank einen Schluck von ihrem Milchkaffee. Sie seufzte und dachte: „Die Woche ist fast rum. So ein Glück! Dafür, dass ich Semesterferien habe, sehne ich mich verdammt stark nach Urlaub… Ich frage mich echt, wie das im Semester weitergehen soll.“
Jaromir lächelte sie über seine Zeitung hinweg an. „Da habe ich auch schon drüber nachgedacht. Ich glaube, es würde Sinn machen, wenn du weiter studierst. Schließlich brauchst du für unser Leben in der Menschenwelt eine Berufsausbildung.“
Sie lächelte zurück. „Das wird für mich an der Uni die reinste Erholung sein. Aber sicher findet Abrexar auch während der Vorlesungszeit noch die eine oder andere Lücke, die er von Lenni verplanen lassen kann.“ Sie lachte trocken.
Dann fiel ihr Blick zufällig auf Jaromirs Zeitung und sie erkannte ein Bild von einer Motorradgang. Darüber prangte die Schlagzeile: «Bandenkrieg: Polizei beendet Schlägerei – Kneipeneinrichtung ruiniert».
Sie erinnerte sich schwach, vor knapp einer Woche etwas Ähnliches bei J gelesen zu haben.
In diesem Moment betrat Lenir den Raum. Sein Gesichtsausdruck war abweisend und er dachte konzentriert an den Plan für den heutigen Tag. Ganz offensichtlich wollte er nicht über die Begegnung mit Kerstin am gestrigen Tag reden.
Er spulte sein Programm ab und als er fertig war, sagte er noch: „Ach ja, Abrexar wird gleich noch kurz bei euch vorbeischauen.“ Er sah auf seine Armbanduhr. „So in einer viertel Stunde. Das wär’s dann von meiner Seite.“
Damit wollte er sich abwenden und gehen, aber so einfach konnte Victoria ihn nicht davon kommen lassen.
Sie öffnete gerade ihren Mund, da hob Lenir abwehrend und mehr als genervt die Hände. „Ich weiß, was du mir sagen willst, Vici! Aber ich will es nicht hören! Ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich werde mit Kerstin KEINE Beziehung anfangen.“
Victoria konnte sehen, dass er panische Angst hatte, dass die Drachen Kerstin etwas antun würden, sobald sie von ihr erfuhren.
Lenir sprach weiter: „Das ist ganz allein meine Sache und ich will nicht mit euch darüber reden und auch mit niemand anderem. Also kein Wort zu Abrexar!“
Victoria wollte einhaken, aber er würgte sie ab, bevor sie sprechen konnte: „Und falls ihr Angst habt, dass ich gehen könnte: Keine Sorge – ich habe nicht vor, mich versetzen zu lassen.“
Damit drehte er sich endgültig um und verließ mit langen Schritten den Raum.
Victoria stand vor Verblüffung der Mund offen.
Nachdem die Tür in Schloss gefallen war, schüttelte sie mit großen Augen den Kopf. „Na, das war ja mal eine klare Ansage von unserem Lenir! Als wenn unsere einzige Sorge darin bestehen würde, dass er seinen Job bei uns aufgibt! … War der gestern auch schon so?“
Jaromir schüttelte den Kopf. „Nein, da war er verwirrt. Wie er sagte: Er hat seine Entscheidung getroffen und wird sie auch durchziehen. … Ich verstehe nur nicht, warum er nicht von hier weg will. Er wird Kerstin spätestens mit Vorlesungsbeginn regelmäßig sehen und das wird sicher die Hölle für ihn.“
Victoria legte ihren Kopf schief. „Eine Versetzung müsste er Abrexar erklären. Aber das ist es nicht… Ich glaube, ich habe eben noch etwas anderes bei ihm gesehen.“ Sie wandte ihren Blick nach innen und fügte dann leise hinzu: „Er kann nicht von hier weg. Er kann Kiel nicht verlassen, denn er muss sicherstellen, dass es Kerstin gut geht. Er … er wacht über
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